AW: Ohnmacht
Das "Schoene" fuer mich an dem Hoerspiel ist die Einfachheit mit der diese Geschichte rueberkommt. Denn wie koennte man auch mit einem solch schwierigen Thema anders umgehen? Es wurde schon einige Male zuvor das Merkmal "Radiohoerspiel" erwaehnt und das trifft es sicherlich sehr gut. Die Dialoge sind sehr einfach und direkt, man laeuft vielleicht keinem grossen Geheimnis hinterher, aber man ist trotzdem gebannt und hoert zu.
Das, glaube ich, liegt vor allem an zwei besonderen Faktoren:
Dagmar und OldNick!
Beide haben mir in ihren Rollen ausserordentlich gut gefallen. Dagmar als von die Emotionen, Scham und Schmerz gepeinte Jugendliche, die ihren einzigen Ausweg, ihren Weg in die Freiheit im Suizid findet. Und OldNick als Kommissar Lubenau, der achtsam aber zielstrebig die Ermittlungen durchfuehrt, um an Ende... naja, das muss man schon selber hoeren, denke ich.
Als Lektor hatte ich das "Vergnuegen" das Skript zu bearbeiten und ich bin froh, dass Martin sich von meinem knallharten, "ersten Angriff" nicht hat ins Bockshorn jagen lassen, sondern motiviert war, am Skript zu arbeiten. Der grosse Gewinn ist sicherlich die emotionalen Rueckblenden, denn das ist es, was einem erst "ohnmaechtig" werden laesst. Denn ohne diese waere das Bild dieses "zerstoerten Kinderlebens" nur ein blasses, ja farbloses Bild von vielen anderen geworden.
Auch die anderen Sprecher haben sich sehr gut ihren Rollen angepasst und diverse unstimmige Betonungen koennen hier schlicht mit einem Achselzucken zur Seite geschoben werden.
Die Musik war schlicht und einfach, wie eigentlich die Geschichte an sich. "Vergiftet" durch vorherige Posts konnte ich mich mit dem Saxophon auch nicht unbedingt anfreunden. Aber ich glaube, dass dies wirklich reine Geschmackssache ist.
Zum Schnitt mag ich nicht viel sagen, da ich OHNMACHT waehrend der Autofahrt gehoert habe. Die Geraeusche waren fuer mich ausreichend und gaben einem wirklich das Gefuehl, man wuerde das Hoerspiel im Radio praesentieren. Dennoch sind mir ein paar Sachen aufgefallen. Das Lispeln kann einem schon ein wenig auf die Sense springen, und das ist sicherlich etwas, was man, meines Erachtens, unbedingt vermeiden muss. Selbstverstaendlich weiss ich, woher es kommt, aber da frage ich mich: Muss das denn sein? Denn wir leben ja nicht in einer tonlosen Welt. Und das fiel dann auch in Szene 16 auf, als Dagmar aka Katharina von dem T-Shirt erzaehlt. Sicherlich hat Dagmar ein Rauschen drauf, aber diese tonleeren Pausen waren leider sehr auffaellig. Irgendwie schade.
Irgendwo wurde das Thema des Fesselns angesprochen, was ich als nicht unbedingt grossartiges Problem empfand. Vielmehr fiel mir auf, das Katharina waehrend der "Behandlung" auf dem Stuhl kontinuierlich, ohne Unterbrechung, weitersprach. Da haetten fuer mich ein paar Unterbrechungen sein muessen. Aber eine Kleinigkeit. Weiter nichts.
Das Hoerspiel hat mich sehr angesprochen und Dagmars Spiel hat mich ausserordentlich beruehrt. Obwohl ich denke, dass hier viele Klischees bedient und die Meinung in eine bestimmte Richtung gedraengt wurde, ist es ein feines Hoerspiel, dass zum Hoeren animiert.
Hoechstdringliche Hoerempfehlung!!!