AW: Korrekte Ausprache "-ig"
Ganz ruich bleiben.
Im Deutschen ist man, weil es gemeinhin unter diesem Gesichtspunkt sehr im Kontrast zu beispielsweise Englisch oder Französisch verstanden wird, oft irrigerweise der Auffassung, unsere Landessprache sei in der Schriftform eine Art phonemisches Abbild.
DIES IST NICHT DER FALL!
Abgesehen von zwei markanten Lautverschiebungen in der deutschen Geschichte seit dem Mittelalter, deren Grenzen innerhalb Deutschlands verliefen und - laufen, gab es auch willkürliche, will sagen politische Entscheidungen, die zu Zeiten der Lieselotte von der Pfalz den Finger auf Hannover legten, um das dort herrschende Deutsch zum allgemeingeltenden Hochdeutsch zu erklären (jetzt mal alles etwas lapidar gerafft). Noch Anfang des 19. Jahrhunderts haben selbst unsere heroischen deutschen Dramatiker wie Goethe und Schiller viele Ihrer Texte mit dem eigenen Dialekt im Ohr ("Neische Du Schmerzensreische...") aufgeschrieben. Manche Reime sind tatsächlich (bis hin zu Brecht) nur verstehbar, wenn man Kenntnis von der Mundart hat, die unsere teutonischen LiteraturProtagonisten selbst zeit ihres Lebens nie ablegten. Insofern ist Michael Schweikhöfer als Friedrich Schiller im Film reine Fiktion, denn Fritze z.B. sprach bis zuletzt ein herzerbrechendes Schwäbisch, was so der zeitgenössische Schauspieler Iffland sogar kommentierte, als sich die Situation in Weimar dramatisch zuzuspitzen drohte, wenn Schiller auf Schwäbisch versuchte das Goethesche Hessisch verständlich zu machen...
Mit einem, es müssen lustige Zeiten gewesen sein.
Gerade habe ich Urs Widmer sein "Buch des Vaters" selbst lesen hören: vom Duktus her eine Zumutung, wenn man 6 CDs lang die Ohren spitzen soll und natürlich, wie es sich für einen Alemannen gehört, ohne jegliche - ich Endungen.
Positiv ausgedrückt: Höflich aber eben auch listik legte der königliche Narr seinem Könik nahe, das eine oder andere -ik auszumerzen wäre doch zu verschmerzen, denn dann erschiene es nicht mehr wichtik sondern sogar wichtich und, ja ruhich auch richtich und stimmich, denn wenn auch nach wie vor ländlich üblich, sei die Sprache im Lande dann nicht mehr so heftich spitzich sondern reicher und dadurch eben auch witzich und farbich, und spritzich.
Der Könik fand den Gedanken lustik, ja sogar lustich und fühlte sich mit einemmal wieder als Könich und auch rüstich. Das war erbaulich:" Das ist herrlick! Alles bisherige erkläre ick also für nicht-ich! Wer bisher dachte, der Sprache mächtik zu sein, der ist per königlichen Dekretes ab heute nunmehr ihrer "mächtich", durchaus tagsüber wie auch nächtlick. Ist das nicht schich? Ick werde förmlich eine Ministerrunde einberufen, mich mittich in ihr erheben und sprechen: Endlick ist es soweit! Fürstlick von des Herren Gnaden und um das Geschich unseres Volkes herzlick bekümmert, erlasse Ick den Befehl, von nun an sprachlick bunter voranzusprechen. Was gestern richtig schien, ist nicht mehr schicklick aber heute richtich. Meine Wenichkeit wird hier kräftich ein Beispiel geben. Damit folge ick zutiefstinnich dem Rate meines Narren, dem ick mick herzlick verbunden fühle. Wird nun hoffentlick ein Traum wahr und fürderhin unsere schöne Landessprache merklick veredelt, wird gleichzeitich herzerfrischend natürlick und höflick. Lasset uns denn also endlick heutich werden und sportlick die Zunge entfalten. Als ewich gestrich gelten möge ab jetzo nun jeder, der andres verficht..."
"Ähhh, verfickt...", sprach da der verzweifelnde Narr "...radikal, wie Euer Hoheit nun sind: Ihr wolltet sagen "verfickt"
Nun, von dem Narr ward nicht mehr gehört und auch die Ausspracherevolution, kaum ausgerufen, köpfte bereits ihre ersten Kinder. Die Spuren davon spüren wir heute noch auf der eignen Zunge.
Kurz und gut: Sprich getrost alle Worte mit einer -ig Endung aus, als endeten sie mit -ich. Du bist fast immer auf der richtigen Seite; wenn Du diese Regel quasi nicht überläufst, denn kaum mogelt sich auch nur ein Vokal hinter das -ig, wars das mit dem -ich.
Habe ick mick jetzt klar ausgedrücht.
Viel Spass weiterhin beim auffinden der deutschen Ungereimtheiten; es gibt mehr als genug.
Bist Du aus Süddeutschland?
p.s.: Achtung: eine -eig Endung ist keine -ig Endung,punktum!