Thimras

Rauschmeisser... nee, äh, Rauschmeister!
Ja, hallo erstmal... :D

und fröhliche Festtage :)
Ich wollte doch mal fragen, ob Ihr irgendwo mal ein Fachbuch zur Hörspielproduktion gesehen, gefunden oder gar gelesen habt.
Vielleicht sollte Ich mal sehen, ob es die Memoiren von Heikedine Körting gibt, das wäre bestimmt auch was, aber Ich dachte eher an so tiefer gehende, umfassende Literatur, wie es sie auch für Filmsounddesign, Komposition usw gibt.

Irgendwelche Empfehlungen?

Vielen Dank im Voraus :)
Eike
 

MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
Teammitglied
Hallo Eike, da reagiere ich mal ganz spontan. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dazu keine Ratgeber gibt, denn heutzutage bekommt man für alles auf der Welt Rat in einschlägigen Büchern und Medien. Aber wenn ich dir einen ganz bescheidenen geben darf: Du brauchst nichts davon. Hör in dich rein und mach das, wonach dir ist. Das werden die allerbesten Werke, und noch dazu deine ganz individuellen eigenen :).
 

Thimras

Rauschmeisser... nee, äh, Rauschmeister!
Danke für die schnelle Antwort!
Ich weiß, Ich weiß, Ich bin ja Deutscher - hab' ja Benjamin Blümchen mit der Muttermilch aufgesogen, ja sogar das Glück gehabt, über Tanten, Onkel und Bekannte Karl May oder Flash Gordon noch auf Schallplatte zu hören. Wir sind ja so wie Bane, we didn't adopt the Hörspiel, we were born in it, molded by it... ;)
Ich bin aber an zwei Indie-Hörspielen von Klienten in den USA beteiligt und wollte doch gern alles sammeln, was Ich an Tips und Tricks kriegen kann, um die Produktion zu verbessern. Oft sind da ja so Sachen, die sich als Standard bewährt haben, an die man selbst nicht unbedingt denkt.
 

Strom

SCHREIBEN • SINGEN • SPRECHEN
Sprechprobe
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Moin bzw Nabend!
Das hatte ich mir mal vor längerer Zeit geholt:

Ist ganz interessant - aber eher oldschool 'Radioplay' und UK-spezifisch - und ob mir das jetzt wirklich weitergeholfen hat :unsure: 😜
 

uburoi

Mitglied
Da tut sich technisch so viel so schnell, dass was auf dem Papier steht schon bei Veröffentlichung veraltet ist. Mir helfen am meisten YouTube Videos zur Audio Postproduktion bei Filmen. Das ist sehr wesensverwandt zu Hörspielen.
 

Spirit328

Everything - Pause!
Teammitglied
Hallo Eike!

Nun, eine Art Kompendium mag es irgendwo sicherlich geben, aber für mich ist Deine Frage doch recht universell bzw. sehr allgemein.

Wenn sich Deine Frage auf die Tontechnik bezieht, so möchte ich Dir einen ziemlich guten Begriff mitgeben: Eine akustische Szene muss nicht realistisch sein, es reicht, wenn sie plausibel ist. Das Gehirn der Hörenden ergänzt automatisch die Differenz zwischen plausibel und realistisch.
Der Aufwand etwas akustisch "plausibel" zu machen ist um einige Zehnerpotenzen kleiner, als der etwas realistisch zu machen.

Ein paar Stichworte gefällig?
Hall - Laufzeiten - Doppler-Effekt - "Herankommende Sprecher" - EQing ....

Wenn Du einen Hall realistisch machen möchtest, wünsche ich Dir viel Spaß beim Film ;)

Folgende Szene:
Zwei Männer unterhalten sich über das letzte Baseballspiel, während sie durch eine nächtliche Straße gehen. Links und rechts sind höhere Häuser (sagen wir 6 Stockwerke im Durchschnitt!). Jetzt kommen die Männer, die immer noch sprechen an eine Straßenkreuzung.
Jetzt haben wir also nicht nur unten (Straße) und seitlich Reflektionsflächen, sondern auch hinter, vor und seitlich von uns und natürlich die Straße.
Die Laufzeiten sind jetzt massiv anders. Stärkere Verwürfelungen, ungleichmäßige Reflektionen und massivst unterschiedliche Laufzeiten.
Das in realistisch? - NIEMALS in diesem Leben. - Guuut man könnte eine IR an einer solchen Straßenkreuzung aufnehmen, dann ein paar Faltungen vornehmen lassen ... okay. Geht, aber nicht realistisch.
Mit der IR der Straßenkreuzung lässt es sich in plausibel machen. Und wenn die Männer denn wieder in eine Straßenschlucht weitergehen, überwiegt das Delay bzw. die Delays wieder. Mit einfachem Ghosting sollte das plausibel klingen. - Realistisch ... Herrje.

Meiner Meinung nach lernt man durch eigene Hörerfahrungen am meisten. Also raus an die frische Luft und den Field-Rekorder in selbige gehalten. Record drücken und ein paar Minuten aufnehmen.

Wenn Du schon mal da bist, kannst Du auch eine IR aufnehmen. ;) Wobei ich mit Schreckschusspistolen vorsichtig wäre ;)


Ich denke, dass Du mit Deiner Vorbildung ziemlich schnell mitbekommst, wie der Hase hoppelt. Versuch Dich in die geforderte Situation "reinzuhören". Zapf Deine Erinnerungen an, wie hört sich das im real life an?
Wenn Du Dir nicht mehr sicher bist, geh an eine Stelle, die der im Skript zumindest sehr nahe kommt und dann die großen Elefanten-Kohlblatt-Ohren ausklappen und lauschen.

Ansonsten kann ich nur empfehlen: Probieren geht über Studieren.
Hörspiel-Sound-Desgin ist auch viel "Trial and Error". Mache ich auch so. Ich baue mir eine Szene zusammen, wie ich annehme, dass sie klingen sollte.
Dann, nach einer Pause, höre ich mir das noch mal mit geschlossenen Augen an und fühle in mich hinein, ob ich mir diese Szene selber glaube.
Nach ein paar Iterartionen wirst Du merken, was funktioniert und was nicht.

Seit ich mich näher mit Sound-Design befasse, habe ich mein NAS mit vielen Sounds geflutet. Nach gut einem Jahr habe ich rund 4 TB Sound-Libraries, von denen ich meistens nur einen Bruchteil nutze.
Ein gutes Sound-Verwaltungstool ist hier hilfreich und hilft Zeit zu sparen. Ich verwende Soundly, aber es gibt noch viele, viele, viele andere.

Und nach der Re-Org meiner Sound-Libraries werde ich mich auf die Pirsch begeben und all die Dinge aufnehmen, die mir noch fehlen. Nackte Füße schlurfen über einen Fliesenboden z.B.!
Oder wie man aus rosa Rauschen, einem Chorus, Flanger und einem Delay einen "Sci-Fi-Gun-Shot" macht ....

Was mir sehr hilft, wenn ich mich mit einem Skript auseinander setze: Ich schreibe viele (!) Kommentare! Schon beim ersten Durchlesen schreibe ich in Kommentaren rein, was mir spontan einfällt. Einiges verwerfe ich wieder, das Meiste jedoch wird die Basis für's Sound Design.
Da ich schon etwas länger auf dieser Welt weile, habe ich nicht mehr alles im Kopf, bzw. manches verschwindet schneller als mir lieb ist. Deswegen schreibe ich wirklich alles auf, auch was nicht auf den ersten Blick hilfreich ist. Hat mir schon oft sehr geholfen!
Selbst Kommentare wie "Keine Idee!" - "Wie ist das gemeint?" - "Wie kann sie diese Worte hören, wenn die Sprechenden doch um die Ecke stehen?" ...

Und dann baue ich mir daraus eine individuelle Taskliste. Ich verwende WeKan, da ich eh OpenShift am Laufen habe ... (das hat mit meinem Job zu tun ;) ) es geht aber auch mit Podman oder diesem ... Docker. Muss aber nicht sein. ;)
Aber auch ein Spreadsheet hilft hier viel. Alles was erledigt ist, wird abgehakt und für die Runaways gibt es dann auch Links auf Sound-Dateien. Dann kann man Sachen schneller wiederfinden und noch einmal verwenden. Das (!) spart viel Zeit. ;)

Was mir immer hilft ist die Frage: "Ist das plausibel genug?" Wenn ja, dann weiter, ansonsten noch mal den akustischen Hobel ansetzen.

So weit von mir ... :)

P.S.: Man hat immer zu wenig Freunde, Zeit, Geld, gute Einfälle und ... Sounds. :) Egal wo ich Sounds finde, die ich speicher DARF, tue ich das. Die werden später sortiert und zum Teil aussortiert. So nehme ich MP3 Sounds nur dann, wenn es nichts Besseres gibt. MP3 ist datenreduziertes Material und das kann NIEMALS gut klingen. Punkt. Aber bevor ich nichts habe ...

P.P.S.: Häufig ist es so, dass ich für eine akustische Szene 10 oder auch bis zu 240 verschiedene Sounds einsetze. (Mehr hatte ich noch nicht!)
Nicht immer sind sie trennscharf als solche erkennbar, aber das ist eben Sound-Design, wie ich es verstehe. ;) Die Mischung macht's
 
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soundjob

Tontüte & Hörspielfrisör
Sprechprobe
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Hi Eike,
dich interessieren u.a. Dimensionen der Hörspieldidaktik ?
- Das Hörspiel als Genre und im Epochenkontext kennen
- Die "innere Bühne" bebildern
- Geräusche als Zeichen hören und analysieren
- Musik als narrative und atmosphärische Ebene wahrnehmen
- Stimme als zentrales Zeichensystem differenziert charakterisieren
- Erzähler und Figuren funktional unterscheiden
- Das eigene Hörverhalten kritisch reflektieren
- Eigene Hörspielideen produktiv umsetzen

Dazu gibt es ellenlange Quellen wissenschaftlicher Literatur von Medienpädagogik, Theaterwissenschaften, Hörfunk und und und.
Zwar interessant in der theoretischen Materie und typischer Uni-und Dr.Prof.Stoff, aber nichts davon macht das Hörspiel eigentlich wirklich praktisch "so viel besser", weil wiederum sehr oft die sich schnelle wandelnde moderne produktionstechnische Ebene fehlt... angefangen von Dingen wie z.B. simpler Mikrofontechnik, Akustik, Pre&Post-Production etc. (Das eine ist die künstlerische, das andere die produktionstechnische Ebene... beide vernachlässigen sich nicht selten gegenseitig in Sach&Fachbüchern... aber wer kann auch schon alles wissen ? 😁).
Die gesamte Materie, inklusive aller inkludiertem Fachgebiete, wäre auch einfach vieeel zu umfangreich, um das in nur einem Buch verarbeiten zu können... zumindest wäre es von einer Person bzgl. Gewicht nicht tragbar.😁

Du kommst aus dem Film-Bereich (hatte ich doch irgendwo gelesen ?)... und hast damit für mein Dafürhalten eigentlich schon alle Anlagen- und weit weit darüber hinaus, die für eine anspruchsvolle und moderne Hörspielproduktion nötig sind.
So vieles ist davon aus der Literatur der Filmproduktion hinsichtlich moderner Hörspiele heute sehr viel einfacher- und meiner Meinung nach auch besser und Praxis bezogener abwandelbar umzusetzen, als veraltete Literatur und etwaige Theorien aus dem Hörfunkbereich.
 
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