KlausInTheHouse

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Sprechprobe
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Hallo liebes hör-Talk-Forum.

Einige haben mich bestimmt schon mal hier und da gelesen oder gehört und wissen vielleicht was mein Problem ist. Ich höre eigentlich immer die selbe Kritik. „Stimme gut, aber du könntest mehr aus dir heraus gehen“

Ich habe das Gefühl wenn ich improvisiere kriege ich das besser hin (vergleich meine teleshop stimme aus der Hörprobe, kann aber auch mal später spontan einsprechen) aber wenn ich text vorrage (und auch etwas wenn ich vor dem Mikrophon sitze) dann bin ich automatisch etwas zurückhaltend.

Hab grad drüber nachgedacht ob ich die Texte auswendig lernen sollte um mich nicht vom lesen abgelenkt zu werden (ist das vielleicht eh Voraussetzung?) aber sonst hab ich keine Idee wie ich üben könnte „mehr aus mit heraus zu gehen“

Habt ihr vielleicht Tipps oder Ideen für mich?

Danke schonmal vorab :)
 

PeBu34

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Hallo @KlausInTheHouse,

mit dem Problem stehst du sicher nicht alleine da. :)

Hab grad drüber nachgedacht ob ich die Texte auswendig lernen sollte
Das kannst du natürlich machen, aber ich denke, es ist nicht unbedingt nötig.

Mal eine Frage vorab: Setzt du dich, wenn du den Text bekommen hast, einfach hin und fängst an, deine Takes einzusprechen? Dann kann das m.E. nämlich nicht so richtig was werden. Etwas "Beschäftigung" mit dem Text ist schon nötig. :)

Ich lese mir den Text z.B. erstmal ganz durch. Dadurch bekomme ich auch einen Bezug dazu in welchem Zusammenhang meine Rolle jeweils steht.

Die erste konkrete Frage ist dann: "Was für ein Typ ist das - bzw. bin ich - da eigentlich?" (Verliebter Junger Mann, erfolgreicher Geschäftsmann, Opfer einer Straftat...) Wenn ich das weiß, versuche ich mich in den Menschen hineinzuversetzten oder frage mich, wie ich in dieser Situation reden würde. (Das passt manchmal nicht zu der Rolle, aber das kann ich ja dann noch ändern. ;))

Dann spreche ich die Takes laut "vor mich hin" - ohne aufzunehmen und probiere aus, welcher Ausdruck m.E. am Besten zu der Person passt. Dabei kann ich mich auch "in Stimmung bringen", also z.B. versuchen richtig rumzuschreien, wenn ich einen wütenden Menschen darstellen soll.

Wenn du möchtest, kannst du natürlich auch dieses "Ausprobieren" schon aufnehmen, um dich selbst hinterher hören zu können und zu entscheiden, welche Art zu sprechen dir für den jeweiligen Take am Besten gefällt oder was du vielleicht noch ändern müsstest.

Es gibt hier auch Sprecher/Innen, die die Takes auf verschiedene Art markieren, um sich später zu erinnern, wie sie den Text sprechen wollten.
Du kannst Farben, Sternchen, Pfeile oder ganz andere Zeichen verwenden. Wichtig ist nur, dass dir die Zeichen etwas sagen und du dich jederzeit daran erinnern kannst, was sie bedeuten. Ob du den Text vorab oder im Nachhinein ausdruckst oder ihn direkt am Tablett oder PC bearbeitest und einsprichst, bleibt dabei ganz dir überlassen.

Am Besten ist es, dem Cutter/der Cutterin drei unterschiedliche Versionen eines Takes als Auswahlmöglichkeit zu geben. Mehr ist meistens nicht nötig und ab dem fünften Versuch wiederholt man sich sowieso immer wieder. - So geht es mir jedenfalls und das hab ich bei anderen auch schon gehört. :)

Das war erstmal mein Tütchen Senf zum Thema. :) Ich wünsch dir viel Spaß und viel Erfolg mit deinen Rollen.

Liebe Grüße von
Peter :)
 
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pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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Es gibt allerdings auch die andere Seite des "Problems". Die Texte im Skript. Ich habe mittlerweile eine Menge Skripte gelesen. Und immer wieder fällt mir auf, wie oft eigentlich Schriftsprache statt echter Dialoge verwendet wird. Da beginnt damit, dass in einer Szene 25 mal die Namen der Beteiligten in die Dialoge eingebaut werden. Der Sinn dahinter ist klar, der Hörer soll den Adressaten der Aussage erkennen. Es gibt aber andere Möglichkeiten dem Zuhörer klar zumachen wer hier mit wem redet.

Ein weitere "Fehler" ist es, wenn man endlose Monologe schreibt die dann als Dialog aneinander gereiht werden. So funktionieren Dialoge/Gespräche im "echten" Leben aber nicht.
Gespräche laufen meist mit einer Reihe von kurzen Sätzen und Zwischen- bzw. Nachfragen ab.

Eines meiner Lieblingsbeispiele dafür ist wenn ein Redner den anderen komplett durch beleidig, der andere aber schön brav wartet bis der Beleidigende seinen 7 Zeilen Dialog beendet hat um zu reagieren.

@PeBu34 `s Vorschlag sich die Dialoge einmal laut vorzulesen finde ich sehr gut. Sollte aber auch für uns Autoren/Autorinnen gelten.
Mein Tipp, beobachtet immer wieder Gespräche zwischen Menschen. Kann auch im TV geschehen. Gerade moderne Serien sind oftmals ein Feuerwerk an sehr guten Dialogen.

Und...verwendet "normale" Sprache. Schreibt so wie Menschen tatsächliche reden.

Beispiel: Ich habe (bin) so ein Auto auch schon einmal gefahren.

Abhängig von den handelnden Personen kann da dann auch raus kommen: Son Teil bin ich auch schon mal gefahren.


Menschen sagen z.B. meist nicht "so ein" sonder "son". Ich schreibe in meine Skripte tatsächlich "falsche" Sprache rein um Dialoge sehr natürlich klingen zu lassen.

Das ist das was wir Autoren tun können um es den Sprechenden leichter zu machen. Der Rest ist üben üben üben... ;-)

Schönen Sonntag, pio :cool:
 

Pumuckel14

Die Leseratte, die gerne spricht ...
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Hallo @KlausInTheHouse

also ich bin ja auch noch nicht so lange dabei und ich muss noch viel lernen, aber ich bin schon besser geworden:D Ich mache es auch immer so, dass ich mir den Text erst mal komplett durchlese damit ich weiß um was es geht. Mir hat auch der Tipp geholfen mich in die Person die ich spreche hineinzuversetzen. Bei mir hat es sich am Anfang sehr nach vorlesen angehört aber wenn man wirklich versucht sich die Person vorzustellen, dann klappt es sehr sehr viel besser !!

Dann setze ich mich hin und fange an aufzunehmen, die ersten beiden Takes lösche ich dann meistens wieder. Das ist dann sozusagen meine "Vorbereitung" ich muss mir das zum Beispiel anhören damit ich es dann beim nächsten Mal besser machen kann. Also ich muss sagen die Methode hat mir sehr geholfen und ich werde immer ein kleines Stückchen besser :)

Ich hoffe es hilft dir etwas :)

LG Verena
 

Phollux

Robert Kerick
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Mit fallen gerade zwei Sachen ein:
1. Der Zeigefinger
Da vor dem Mikro meist wenig Platz ist und kaum Raum für ausufernde Körpersprache ist (die dein Schauspiel normalerweise unterstützt). Probiere mal, deinen Text mit deinem Zeigefinger zu unterstützen. z.B.
"Ich soll das gesagt haben?" (Dabei tippst du dir auf deine Brust) "Oh, nein" (Du schüttelst den Zeigefinger) "Bist Du bekloppt? Du hast sie ja nicht mehr alle!" (Du zeigst deinem virtuellen Gegenüber den Vogel)
2. Der Spiegel/das Foto
Manchmal hilft es zu einem Gesicht zu sprechen um authentischer zu wirken. Bewusst sicherlich kein grosser Unterschied, unbewusst jedoch schon. Und genau das wirkt sich eben auch auf deine Stimme aus. D.h. stelle dir ein Foto oder Spiegel hinter das Mikro und teste es aus.
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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Mit fallen gerade zwei Sachen ein:
1. Der Zeigefinger
Da vor dem Mikro meist wenig Platz ist und kaum Raum für ausufernde Körpersprache ist (die dein Schauspiel normalerweise unterstützt). Probiere mal, deinen Text mit deinem Zeigefinger zu unterstützen. z.B.
"Ich soll das gesagt haben?" (Dabei tippst du dir auf deine Brust) "Oh, nein" (Du schüttelst den Zeigefinger) "Bist Du bekloppt? Du hast sie ja nicht mehr alle!" (Du zeigst deinem virtuellen Gegenüber den Vogel)
2. Der Spiegel/das Foto
Manchmal hilft es zu einem Gesicht zu sprechen um authentischer zu wirken. Bewusst sicherlich kein grosser Unterschied, unbewusst jedoch schon. Und genau das wirkt sich eben auch auf deine Stimme aus. D.h. stelle dir ein Foto oder Spiegel hinter das Mikro und teste es aus.
ja, Gestikulieren ist eine gute Idee und wirklich hilfreich.
 

KlausInTheHouse

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So schonmal danke ihr drei :) da ist viel schon drin was mir helfen könnte.

Ich nehme mir tatsächlich nur wenig Zeit weil ich neben Arbeit und kleinem Kind wenig Ruhephasen hab um mich da richtig drauf einzulassen.

Ein anderes Problem ist das ich mich zwar gut in Figuren reinversetzten kann, aber ich brauch da Richtiges Hintergrundwissen für, wenn ich in den Castings ne sprechprobe habe wo dann nur steht „traurig“ fällt es mir oft schwer mich da an etwas zu orientieren.

Aufmerksamer lesen und mehr Zeit nehmen scheint aber schonmal ein guter Ansatz zu sein.

Vielleicht Versuch ich mir auch ne eigene backstory zu spinnen, ich muss immer an so Klischee Regisseure denken „du bist wütend weil dir grad dein Sandwich verbrannt ist und jetzt go“ 😄
 

KlausInTheHouse

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Mit fallen gerade zwei Sachen ein:
1. Der Zeigefinger
Da vor dem Mikro meist wenig Platz ist und kaum Raum für ausufernde Körpersprache ist (die dein Schauspiel normalerweise unterstützt). Probiere mal, deinen Text mit deinem Zeigefinger zu unterstützen. z.B.
"Ich soll das gesagt haben?" (Dabei tippst du dir auf deine Brust) "Oh, nein" (Du schüttelst den Zeigefinger) "Bist Du bekloppt? Du hast sie ja nicht mehr alle!" (Du zeigst deinem virtuellen Gegenüber den Vogel)
2. Der Spiegel/das Foto
Manchmal hilft es zu einem Gesicht zu sprechen um authentischer zu wirken. Bewusst sicherlich kein grosser Unterschied, unbewusst jedoch schon. Und genau das wirkt sich eben auch auf deine Stimme aus. D.h. stelle dir ein Foto oder Spiegel hinter das Mikro und teste es aus.
Oh interessante Tipps, die probier ich such mal, und ja bin eigentlich ein stark gestikulierender Mensch
 

Duwarp

Wer das liest muss aufs Klo
Mein Problem war immer ein verdammt großes Schamgefühl gewesen, weswegen ich mich immer zurückhielt.
Dann hab ich aber versucht Lines mit geschlossenen Ohren vorzutragen und es hatte mir immens geholfen.

Ich hörte mich kaum > kein Schamgefühl > keine Zurückhaltung > authentischeres Spiel

Inzwischen kann ich das auch ohne (Gestikulation ist schwer aufzuhalten), aber damals hatte es mir sehr geholfen.
 

KlausInTheHouse

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Bei scham bin ich mir tatsächlich nicht sicher, da ich regelmäßig reden vor Personen halte und ich da eigentlich keine scham kenne Wunder ich mich warum da scham kommen könnte.
Aber eben vielleicht weil ich kein Publikum vor mir hab? 🤔
 

PeBu34

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Gerne geschehen! :)
Vielleicht Versuch ich mir auch ne eigene backstory zu spinnen,
Wenn die Autoren sie in der Geschichte oder in der Charakterbeschreibung nicht gleich mitliefern, ist das sogar eine sehr gute Idee! :)

Du kannst dir übrigens jederzeit die Rollen aus einem beliebigen Shortie vornehmen und damit üben. :) Shorties kannst du auch für deine Sprechproben verwenden. :)

Liebe Grüße von
Peter :)
 

PeBu34

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Was mir grade noch eingefallen ist. Du schreibst:
da ich regelmäßig reden vor Personen halte
"Eine Rede halten" ist etwas ganz anderes, als z.b. einen krankhaft sadistischen Menschen zu spielen, der grade ein Opfer quält. Die Rede kannst du entweder einfach ablesen oder sie lebendig vortragen, aber den Sadisten sollen dir die Leute abnehmen. Sie sollen das Gefühl haben, dass sie wirklich grade einem Sadisten begegnen - oder einem verliebten Mann oder oder oder. :)

Weil es mir grade einfällt: Wenn du magst, kannst du mal in meinen Shortie Der Rächer reinhören, da ist so ein kranker Typ herrlich gruselig und gemein dargestellt und das Opfer kommt m.E. auch sehr schön rüber. :) - Vor dem Täter hab sogar ich Angst gekriegt, obwohl ich den Shortie geschrieben habe... :oops:

Der Vollständigkeit halber kommt hier noch der Link zum dazugehörenden Thread: Shortie - Der Rächer FSK 16, 2m

Liebe Grüße von
Peter :)
 
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KlausInTheHouse

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Was mir grade noch eingefallen ist. Du schreibst:

"Eine Rede halten" ist etwas ganz anderes, als z.b. einen krankhaft sadistischen Menschen zu spielen, der grade ein Opfer quält. Die Rede kannst du entweder einfach ablesen oder sie lebendig vortragen, aber den Sadisten sollen dir die Leute abnehmen. Sie sollen das Gefühl haben, dass sie wirklich grade einem Sadisten begegnen - oder einem verliebten Mann oder oder oder. :)

Weil es mir grade einfällt: Wenn du magst, kannst du mal in meinen Shortie Der Rächer reinhören, da ist so ein kranker Typ herrlich gruselig und gemein dargestellt und das Opfer kommt m.E. auch sehr schön rüber. :) - Vor dem Täter hab sogar ich Angst gekriegt, obwohl ich den Shortie geschrieben habe... :oops:

Der Vollständigkeit halber kommt hier noch der Link zum dazugehörenden Thread: Shortie - Der Rächer FSK 16, 2m

Liebe Grüße von
Peter :)
ja das ist mir schon klar ich bezog mich da auf das schamgefühl :D
Ob ich reinhöre muss ich schauen, ich will nämlich schon meine eigene Marke haben und nicht kopieren, wenn du verstehst was ich meine^^
 

PeBu34

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Ob ich reinhöre muss ich schauen, ich will nämlich schon meine eigene Marke haben und nicht kopieren, wenn du verstehst was ich meine^^
Natürlich verstehe ich das! Wer will schon ständig hören "Du klingst genau wie...", auch wenn es als Kompliment gemeint ist. :) Es ging mir auch eher darum, dass du mal hörst, wie andere das lösen. Aber dazu brauchst du ja nur unsere Hörspiele und Shorties oder auch viele der Hörspiele auf youtube anzuhören. Da gibt es tausende von guten Beispielen.

Und: Nur kein Stress nich! Wir sind hier beim Hobby und nicht auf der Flucht! ;)

Liebe Grüße von
Peter :)
 
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