soundjob

Tontüte & Hörspielfrisör
Sprechprobe
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Das gesprochene Wort ist maßgeblicher Baustein eines Hörspiels.
Das Wort in einer Geschichte ist das mächtigste Element, ziel- als auch manchmal beabsichtigt irreführend, um Spannung und überraschende Wendungen zu erzeugen.

Wenngleich das wichtigste Element, ist das Wort nicht aber nur einer von vielen Bausteinen, die eine Geschichte zu transportieren vermögen ?
Ist es vielleicht letztlich nicht auch die Frage, WIE das Wort transportiert wird ?

Insbesondere in einem Hörspiel, möchte man den gespannten Zuhörer an bestimmten Stellen nicht gleich mit der Nase auf ein bevorstehendes Ereignis oder des Rätsels Lösung stoßen und bedient sich daher auch anderer unterstützender oder gar ersetzender Mittel, als das gesprochene Wort... denn "ein Hörspiel lebt nicht vom Dialog allein", finde ich.

Was zieht euch in den Bann eines Hörspiels ?
Sicherlich... das Thema, die Geschichte und Sprecher drumherum. Das ist klar. 😁

Gleichwohl man den Verlauf und Ausgang einer Geschichte nicht im Vorfeld kennen wird... was ist es also wirklich, was euch nach den allerersten Minuten nicht schon wieder abschalten lässt ?
Was macht euch zum Lauscher ? Warum und Wie fühlt ihr euch mitgenommen ? Was löst in euch das Gefühl aus, mittendrin als nur dabei zu sein ?
Ist es nur das Wort, die Prosa, eine besondere Atmo, die Musik, der Aufbau wie z.B. Charakterentwicklung, die Form der Inszenierung, Komplexitäten, Minimalistik etc. ?
Ist es die Technologie (binaural, Dolby Atmos etc) bzw. einfach nur das Hörerlebnis im Zusammenspiel, die eine an sich vlt. eher schwache Geschichte wiederum wett macht (vlt. ähnlich wie bei eindrucksvollen CGI-Blockbustern mit an sich schwacher Story).

An Hörspielmacher;
Was hat euch als Vorbild, wie z.B. eine besondere Machart etc. (aus z.B. Literatur, Film Hörspiel etc.) für eines eurer Hörspiele gedient ? (Gerne mit Link zum Hörspiel).
Was setzt ihr gerne ein, bzw. was ist euch in euren Produktion ganz besonders wichtig, dass es unabdingbar in eurem Hörspiel vertreten sein muss ?
Worauf könnt ihr gar nicht verzichten, bzw. worauf könnt ihr ganz gut verzichten und was macht ihr eurer Meinung nach ein bisschen anders als andere ?
Und... welches Hörspiel hättet ihr mal gerne selbst gemacht oder welche literarische Vorlage, Film etc. als Hörspiel produziert ?

Warum will ich das alles eigentlich wissen ?
Einerseits interessiert es mich, wie meine Kollegen hier so drauf sind.
Andererseits würde ich gerne explizit auf und für hoer-talk, Tutorials für Einsteiger und Fortgeschrittene, mit Tipps und Tricks zusammenstellen wollen.
(Dieses Vorhaben steht aber noch ein bissl in den Sternen).
Ich kann A) beileibe natürlich nicht alles wissen und vieles- wenn auch praktisch, subjektive Erfahrungswerte sind, sowie B), führen bekanntlich auch immer mehrere Wege nach Rom und vlt. hat ja auch jemand hin und wieder als Co-Autor Lust, zu spezifischen Themen aktiv, im Off, oder aus anderen produktiven Blickwinkeln und praktischen Ansätzen etwas beitragen zu wollen und es mitunter auch eine in etwa hoer-talk Gemeinschaftsprodu ist.
 
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pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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…um es kurz und bündig zu machen, eine ordentliche Geschichte und vernünftige Dialoge. Und tatsächlich ist beides viel, viel schwerer zu bewerkstelligen, als so mancher denkt. Bevor eines meiner Skripte hier im HörTalk einem Lektor vorgelegt wird, arbeite ich dieses mit einem Freund (der noch sehr viel mehr vom Skript schreiben, versteht als ich) über mehrere Wochen durch. natürlich schätze ich es auch, wenn ein Hörspiel technisch gut umgesetzt ist. Aber hier fallen kleinen Fehler, zumindest für mich, nicht so schwer ins Gewicht. Bei hölzernen, unplausiblen Dialogen/Handlungverläufen bin ich ziemlich schnell raus
 

Tinchen

Autorin, Poetry Slammerin, Sprecherin, Lektorin
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Als Autorin steht für mich das Skript / die Geschichte im Vordergrund. Wenn die nicht stimmt (nicht rund ist), kann man noch so gute Sprecher / Sounds / Musik, etc haben, dann wird das nix.
Was mir beim Schreiben und Umsetzen zum HS aufgefallen ist: Es ist sinnvoll, wenn öfters die Namen der Protagonisten genannt werden. Auch wenn man sich bemüht, den Cast mit möglichst vielen verschiedenen Stimmen zu füllen, ist es als Hörer, der nur einmal das HS hört, oft schwer zu folgen, nach dem Motto: Wer hat das gerade gesagt und zu wem.
Da man beim Schreiben vom Skript die Namen der Protas ständig dort stehen hat, fällt es vllt nicht so auf, aber im eingesprochenen HS fehlt mir oft die persönliche Anrede, um besser nachzuvollziehen, wer mit wem redet.
Als "kleiner" Autist habe ich große Schwierigkeiten zu filtern. Von daher ist es für mich besser, wenn die HS minimalistisch mit Sounds, Musik unterlegt sind. Da ich nicht mit Kopfhörern hören kann, nutzen mir speziell dafür gestaltete HS nichts, ich würde es gar nicht ertragen, wenn in meinem Kopf so viel Geräuschekram los wäre. So wie ich beim TV oder im Kino diesen Dolby Sound nicht abkann. Als ich das das erste Mal im Kino miterlebt habe, bin ich danach regelrecht geflohen und nie wieder in ein Kino gegangen. Mein Gehirn kriegt es nicht auf die Reihe, dass das Bild vorne ist, der Ton aber von allen Seiten kommt. Genauso wie ich mit zu großen Bildschirmen / Leinwänden nichts anfangen kann. Da finde ich keinen Fokus und bin visuell verloren.

Für mich gilt als Schreiberling: Klare logische Geschichte mit einem Ende, das sich auf den Anfang bezieht. Lieber weniger Protas einsetzen, um mehr Klarheit zu haben. Häufigere Namensnennung.

Als Hörer gilt für mich: Weniger ist mehr, um konzentriert zuhören und verstehen zu können. Bei zu vielen Stimmen, Geräuschen, Musik ist schnell die Konzentration auf die eigentliche Geschichte weg. Ich muss viele HS drei bis viermal hören, um die Geschichte zu verstehen.

Ganz wichtig ist für mich, dass die Stimmen authentisch klingen. Wenn nicht, schalte ich sofort ab.

Ja, ich bin sehr pingelig, aber so gibt es mir leider mein Kopf vor. Ich wünschte, es wäre anders, dann wäre vieles für mich leichter.
 

knilch

Hä? Was heißt das?
Ich habe ja noch nicht so viel fertig produziert, sondern bin noch mitten in meinen ersten Projekten, von daher ist viel bei mir aus der Sicht des Hörspielkonsumenten geschildert. Aber ein bisschen geschrieben und ein klein wenig gecuttet habe ich auch schon. Nur noch nicht auf dem Level, was ihr alle hier schon so vollbracht habt ;D

Was zieht euch in den Bann eines Hörspiels ?
Sicherlich... das Thema, die Geschichte und Sprecher drumherum. Das ist klar. 😁
Plot und Charaktere. Das müssen weder viele sein, noch muss der Plot tief und kompliziert sein. Ein paar meiner liebsten Hörspiele sind welche, die lediglich über ein Gespräch geführt wurden, darüber aber der ganze Plot getrieben wurde. Ich will nicht am Anfang gespoilert werden, was am Ende kommen wird (negatives Beispiel gerade aktuell: Ich habe vor kurzem 'Pantopia' gelesen, in welcher Geschichte genau das gemacht wurde und ich hätte es am liebsten direkt in die Ecke geworfen) und ich bin halt nicht der Fan von den von dir genannten CGI-Blockbustern. Das verhält sich genauso bei Hörspielen. Ich brauche Handlung und Charaktere die man größtenteils nachvollziehen kann. Ein bis X Wendungen die überraschen, fesseln nochmal dazu.

Was macht euch zum Lauscher ? Warum und Wie fühlt ihr euch mitgenommen ? Was löst in euch das Gefühl aus, mittendrin als nur dabei zu sein ?
Ist es nur das Wort, die Prosa, eine besondere Atmo, die Musik, der Aufbau wie z.B. Charakterentwicklung, die Form der Inszenierung, Komplexitäten, Minimalistik etc. ?
Ich habe ca. 40 GB an Scifi-Hörspielen aus einem Zeitbereich der 1940er bis 2000er Jahre gesammelt. Nicht alle davon sind gut, aber die meisten. Was dabei aber auffällt, je weiter du an die 2000er heran kommst, desto mehr Soundeffekte und musikalische Untermalung hast du drin und oftmals leidet in diesen Produktionen meiner Meinung nach die Geschichte, die Charaktere oder beides. Erst in den letzten Jahren finde ich wieder vermehrt Hörspiele oder Serien, die das ganze wieder etwas runter drehen und eher unterstützend einsetzen und dich nicht mit einem vollen Score beballern, der die ganze Zeit läuft.
Und was mich wirklich massiv in Hörspielen stört, was früher viel viel seltener war meiner Meinung nach: Wenn Charakter übertrieben den deutschen Theaterstil sprechen. Da muss ich meistens abbrechen. Das klingt einfach so unnatürlich, unauthentisch, wie es @Tinchen beschreibt. Ich will, dass es reale Gespräche abbildet. Mal eine verschluckte Endung, oder mal etwas in sich hinein gegrummelt, oder irgendwas, damit man mitbekommt, dass das ein Charakter ist, der irgendwo herkommt und nicht nur Zeilen auf dem Papier sind. Es muss ja nicht gleich krasser Dialekt sein, aber wir kommen doch nun auch nicht alle aus Hannover.
Am krassesten fällt mir das bei so Serien aus der Kinderzeit auf. Neue Bibi Blocksberg/Benjamin Blümchen Folgen die meine Kids jetzt hören? Heilige Sch... da fallen mir fast die Ohren ab. Die Alten klingen so schön flüssig und aktiv, die Neuen sind steril in der Sprache und platt (und doof von den Dialogen her noch dazu). Man merkt, dass es nur noch die Kuh zum melken ist und nicht mehr um schöne Geschichten zu erzählen.

Was meiner Meinung nach aber noch wichtig ist, gerade wenn man Serien schreibt: Setzt am Anfang eure Welt in feste Regeln und brecht die nicht. Die konsistente Welt in der sich Charaktere bewegen ist unheimlich wichtig. Ansonsten verliert ihr das Vertrauen der Zuhörer. Wenn sich ein Charakter mit immer neuen Dingen immer wieder irgendwo durchmogelt oder auf einmal aus dem Nichts eine neue Tech kommt, die den Tag rettet, ist das mit eins der unbefriedigsten Dinge, die es in Geschichten geben kann.

Ist es die Technologie (binaural, Dolby Atmos etc) bzw. einfach nur das Hörerlebnis im Zusammenspiel, die eine an sich vlt. eher schwache Geschichte wiederum wett macht (vlt. ähnlich wie bei eindrucksvollen CGI-Blockbustern mit an sich schwacher Story).
Eher zweitrangig. Klar ist das super, wenn es gut eingesetzt ist. Aber es macht eine schlechte Story niemals wett. Vor ungefähr einem Jahr hatte ich mich durch die RBB-Produktion Der Ring des Nibelungen gehört. Technisch großartige Produktion mit einem 3D-Kopf-Mikrofon (heißt das so?) aufgenommen und es hatte ein paar richtig krasse Gänsehautmomente drin, die sie perfekt ausgespielt haben. Aber sie haben es in normalen Dialogen damit auch ein bisschen übertrieben und die Charaktere viel zu viel hin und herlaufen lassen. Das war dann etwas nervtötend, weil es von den Gesprächen teilweise abgelenkt hat.

Bei manchen Hörspielen ist das so eine Art Henne-Ei-'Problem'. Manchen Produktionen merkt man das nicht an, ob die Stimmung nun von den in einer bestimmten Technologie eingesetzten Soundscapes/Effekten/Atmos kommt oder eher von Plot/Charakteren. Wenn das alles wie Zahnräder ineinander greift, dann hast du alles richtig gemacht. Da man ja aber mit dem Skript in aller Regel anfängt, musst du hier einfach eine gute Basis schaffen. Alles andere kann das auf ein besseres Level heben, aber das Hörspiel steht und fällt mit dem Skript.

An Hörspielmacher;
Was hat euch als Vorbild, wie z.B. eine besondere Machart etc. (aus z.B. Literatur, Film Hörspiel etc.) für eines eurer Hörspiele gedient ? (Gerne mit Link zum Hörspiel).
Meine liebste Hörspielserie der letzten Jahre ist die dritte Staffel des Dust Podcasts: Chrysalis. Ich höre diese Staffel 2-3 mal im Jahr, weil sie einfach fesselt. Es sind 14 Folgen mit wirklich nicht vielen Charakteren und ist ein Hörbuch-Hörspiel Hybrid. Im Bereich Soundeffekte eher dem CGI-Blockbuster angesiedelt, diese sind aber eben unterstützend eingespielt und die Charaktere treiben die Handlung mit Stimme und Spiel. Und daran hab ich mich bei meinem ersten Skript auch orientiert. Es ist auch ein kleiner Hybrid, bei welchem der Hauptcharakter kleinere Erzählpassagen hat. Fand ich wundervoll (mit) zu schreiben (als Co-Autor).

Und... welches Hörspiel hättet ihr mal gerne selbst gemacht oder welche literarische Vorlage, Film etc. als Hörspiel produziert ?
Autorensicht: Ich denke gar nicht so richtig darüber nach, was ich aus einer fertigen Vorlage heraus gerne umsetzen wollen würde. Mir fällt immer wieder bei Alltagsgeschichten auf, dass man daraus coole Hörspiele machen könnte.

Cutter/Produzentensicht: Hier habe ich eher Szenen im Kopf, die irgendwo in ein Skript passen müsste. Ich hätte total Lust auf ein Film-Noir-Setting Hörspiel mit richtig viel Regen und rauen Charakteren oder auch mal ein Radkurierthriller im Stadtgetümmel einer Großstadt.

Ich bin ja noch nicht all zu lange bei euch hier unterwegs, aber seitdem ich mit meinem ersten Skript angefangen habe, wächst die Liste an Ideen stetig. Von daher dachte ich immer, ach, Vorlagen braucht man irgendwie gar nicht. Bis vor kurzem hier jemand die Idee mit Philip K Dick Geschichten hatte. Und das wäre schon ein gewisser Traum. Mein Lieblingsautor mit reihenweise Geschichten, bei denen du am Ende nicht weißt, was jetzt eigentlich genau Sache ist. Das wär schon was cooles.


... sowie B), führen bekanntlich auch immer mehrere Wege nach Rom und vlt. hat ja auch jemand hin und wieder als Co-Autor Lust, zu spezifischen Themen aktiv, im Off, oder aus anderen produktiven Blickwinkeln und praktischen Ansätzen etwas beitragen zu wollen und es mitunter auch eine in etwa hoer-talk Gemeinschaftsprodu ist.
Für solche Dinge bin ich immer offen. Ich habe ja auch angefangen, meinen Fortschritt im technischen Verständnis für Cutter-Neulinge, wie ich selbst einer bin, hier mit zu dokumentieren, was ich ja auch gerne im neuen Jahr fortführen möchte.
Das ist auch das, was ich hier im Stadtteil mit meinen Projekten bezeugen kann: Sprecht über eure Ideen und Vorhaben. Es kommt dabei so viel zurück, woran man unter Umständen auch gar nicht gedacht hat. Je mehr man mit Anderen über solche Projekte spricht, desto mehr Feedback bekommt man. Ich bin früher nicht der Typ gewesen, der gern über unfertige Projekte gesprochen hat. Das hat sich ganz schön gewandelt in den letzten Jahren. Gerade beim Schreiben. Ich werfe mit einer Freundin (mit ihr habe ich unser erstes Skript geschrieben) immer mal auch einfach Ideen für Skripte hin und her. Manches bleibt hängen und anderes wird verworfen. Allein hätte ich mich nicht so weit entwickelt.
 

soundjob

Tontüte & Hörspielfrisör
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So wie ich beim TV oder im Kino diesen Dolby Sound nicht abkann. Als ich das das erste Mal im Kino miterlebt habe, bin ich danach regelrecht geflohen und nie wieder in ein Kino gegangen.
Mensch, Tina... das ist doch immer nur de Werbung im Vorprogramm... wo der Verkäufer noch Cola,Fanta,Bier, Eis und Döner feilbietet (um unangenehme Sitzplatzklauer in der Reihe zu vertreiben)... da musst natürlich durchhalten, bis auch mal der Film gezeigt wird... und nicht schon vorher fliehen :D.

Was mir beim Schreiben und Umsetzen zum HS aufgefallen ist: Es ist sinnvoll, wenn öfters die Namen der Protagonisten genannt werden. Auch wenn man sich bemüht, den Cast mit möglichst vielen verschiedenen Stimmen zu füllen, ist es als Hörer, der nur einmal das HS hört, oft schwer zu folgen, nach dem Motto: Wer hat das gerade gesagt und zu wem.
Jo... das ist wiederum Grundlagenarbeit bei der Einführung in ein Hörspiel, z.B. so früh wie möglich die Protas auch namentlich vorzustellen und auch im Laufe des HS, hinsichtlich Disposition "WER spricht zu WEM", nachvollziehbar aufrecht zu erhalten. Das ist mitunter ein Punkt, auf den ich wiederum Wert lege.
In der Tat ist es auch etwas schwierig, hier eine ausgewogene Balance zwischen primären und sekundären Protas zu halten, denn zu häufige Namensnennungen an praktisch fast schon jedem Ende einer Textpassage, können das Ganze auch schnell überstrapazierend unnatürlich und hölzernd wirken lassen.
Ist auch natürlich in Abhängigkeit aller mitwirkenden Protas und deren Gewichtung immer etwas tricky.

p.s.: Pingelig hab ich dich bisher eigentlich gar nicht so erlebt... sondern vielmehr zumeist gelassen gut drauf und gerne ein Stück weit selbstironisch. :)
 
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soundjob

Tontüte & Hörspielfrisör
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@knilch
Super Kommentar und mega ausführlich Toll (y)...den ich jetzt aber erst einmal reflektierend verarbeiten muss, weil der gerade so hereinplatzend kam, während ich Tinchen geantwortet habe. 😁
An dieser Stelle erst einmal schon vielen Dank für deine Einblicke und Ansichten, was dich in HS so an und umtreibt. (y)
 
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gruenspatz

Schreibstift-Stift
Als Schreiberling finde ich natürlich den Plot und die Dialoge extrem wichtig für ein Hörspiel! :D
Trotzdem möchte ich hier auch darauf hinweisen, dass gerade in einem Hörspiel die Geräuschkulisse enorm wichtig ist - sie kann und soll die Geschichte auch alleine vorantragen, und das ist dann ein sehr geschmeidiges Feature und nicht so plump, wie alles über Dialoge zu lösen - beispielsweise mit peinlich wirkenden Selbstgesprächen à la "Oh, man hat mir gerade ein Messer in den Bauch gerammt" oder "Oh nein, ich sterbe!" Etcetera, etcetera... :p
Es ist ein extrem wichtiges Detail im Hörspiel, dass Geräusche diese Funktion - so oft es eben geht - übernehmen. Das gehört schließlich zu den Stärken der Hörspielproduktion.
Hier ist weniger manchmal mehr, und man muss Geräusche auch nicht doppelt über einen Erzähler oder einen Dialog erklären.

Aber bitte nicht falsch verstehen - manchmal gibt es wenig Ausweichmöglichkeiten, und auch Selbstgespräche (sehr dezent dosiert), sind hin und wieder tatsächlich das Mittel der Wahl - nur leider gehen Autoren (FÜR MEINEN GESCHMACK) auch oft den für sie leichtesten Weg - über unnatürliche Selbstgespräche. - Das ist so ein Ding, was mich aus einem Hörspiel eher raushaut als mitnimmt.
 
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Spirit328

Everything - Pause!
Teammitglied
Mich zieht es in ein HS hinein, wenn es handwerklich gut gemacht ist; auf allen Ebenen.
Nun ist das bei mir dem Sound so eine Sache ;), aber das kann eine gute Story oder authentische Charaktere gut ausgleichen.

Was für mich sehr wichtig ist, dass es einen "Rhythmus" hat. Wenn schon einen Bruch in diesem Fluss, dann um etwas damit zu gestalten.
Aber auch die Sprache muss passen. Was soll ich mit einem Clochard, der spricht als hätte er einen Doktor in Germanistik? Passt nicht, stört und damit ist der Groove raus und ich auch.

Vorhin sprach einer das HS "J.R.R. Tolkien - Der Hobbit" als WDR Produktion an. Diese, wie auch "Der Herr der Ringe" als Produktion aus demselben Haus sind für mich grenzwertig. Technisch ... das ist das Maß der Dinge. Punkt! Damals wurde noch richtig gutes Handwerk im WDR gemacht. Heute ist das eher gruselig. Was dieser Korrelationsgradmesser anzeigt? - Mir doch ejahl! Hat eh keine Bedeutung, wir sind ja jetzt dischidahl!

Ich finde, dass eine spannende Geschichte mit einem durchgezogenen Plot die Grundvoraussetzung ist, dass ich nicht schon nach fünf Minuten aussteige. Wenn die Story bzw. der Plot tragen und es mit Charakteren besetzt ist, dann höre ich mir ein HS gerne an. Okay, wenn da zuviel moderne 12 Ton Musik drin ist, dann kann das schon mal sehr nerven.

Was ich aber immer spannend finde, sind neue Konzepte, neue Ideen und neue Technologien. Am liebsten in einer guten Mischung und Gewichtung.
Ein Hörspiel in binaural wie der Ring der Niebelungen vom RBB finde ich interessant. Aber nicht lange, denn die Sprache ist mir zu glatt und daraunter leidet der Ausdruck und der Groove.

Von mir aus gerne in Dolby Atmos. Was die Wenigsten wissen, ist, dass einige moderne und nicht mehr ganz so moderne Handy das sogar auf Kopfhörer ganz anständig ausgeben; soweit es die Kopfhörer-Verstärker Chips darin zu lassen. Die haben selten die +28 dB Headroom ... aber wer wird denn schon so kleinlich sein.
Oder die zwei Jungs, die eine Geschichte eines berühmten Komponisten in einer Art ortsabhängigem HS erzählen. Wenn die App mitbekommt, dass die hörende Person vor dem Kirchenportal steht, wird ein Stück der Kirchenmusik abgespielt, die dieser Komponist dort uraufgeführt hat. Dazu Text und Informationen. Das könnte man auch als GPS-abhängiges Hörspiel machen, also abhängig vom Ort werden Passagen des Hörspiels abgespielt. Und nur wenn man an alle vorgesehenen Orte geht, kann man den Fall eines Detektives in der Geschichte lösen.

Oder auch etwas, an was ich noch nicht gedacht habe. Etwas, was nicht nur einen Effekt um des Effekt willens bringt, sondern ihn einsetzt und die Geschichte damit vorantreibt bzw. unterstützt.
Das schließt diese ganzen Effekthaschereien in Dolby Atmos aus. Ich will nicht Effekte hören, das langweilt mich nach wenigen Sekunden, sondern eine gute Geschichte, die durch Effekte, die man nicht so sehr als solche wahrnimmt, unterstützt wird oder besonders interessant wird.

Natürlich ist eine "Tech-Demo" auch spannend, wenn also die Möglichkeiten einer Technologie demonstriert werden sollen. So wie z.B.: Dolby Atmos in einem Auto. Da habe ich mal einen Ausschnitt aus den ??? gehört. Das war schon sehr (!) gut! Aber ein bißchen zuviel Effekt. Doch Demo, ist halt Demo.
Aber es war schon sehr realistisch, wie die Frau, die erst hinter einer Theke stand, um diese herum ging (während sie sprach) an meiner Hörposition vorbei ging und von quasi halbrechts vorne drei Gläser auf den Tisch stellte. Das war wirklich sehr realitätsnah und deutlich mehr als "nur" plausibel.
Der Aufwand war sicherlich groß. Entweder wurde das alles automatisiert (dann Hut ab vor so viel Schrauberei) oder es wurde mit einem Ambisonic-System aufgenommen und dann auf Dolby Atmos gerendert. Egal wie, es klang wirklich realitätsnah!

Doch wenn es keine tragende Story gibt, wird das alles schnell zu einer Tech-Demo und nach fünf Minuten langweilig. Es gab da vor Kurzem eine binaurale Hörspiel Reihe beim WDR: Grande Randonée. Das fand ich wirklich sehr spannend. Die zwei Perspektiven ... cool gemacht. Technisch nicht sonderlich kompliziert, eher von der Dialog-Regie her aufwendig. Aber ich schweife ab.

Das würde ich mir hier im Forum öfters mal wünschen, dass es hier mehr Kräh-Aktivität gibt. Einfach mal etwas ausprobieren, wobei Scheitern eine Option ist. Natürlich scheitert niemand gerne, aber manchmal muß das passieren. Aber hier ist ein "geschützter Raum". Hier sind wir alle gleich bekloppt und unterstützen uns gegenseitig. Auch Kritik kann, wenn sie denn wenigstens konstruktiv ist, eine Unterstützung sein.
Warum nicht mal ein Hörspiel in binaural aufnehmen? Warum nicht mal etwas "Unerhörtes" machen? Ein Perspektiv-Wechsel wie etwa bei "Muted" von @MonacoSteve? Oder eben bei Grande Randonée?

Und dennoch: Wenn die Story nicht groovt, ist alles für'n Eimer. :)
 

knilch

Hä? Was heißt das?
Das könnte man auch als GPS-abhängiges Hörspiel machen, also abhängig vom Ort werden Passagen des Hörspiels abgespielt. Und nur wenn man an alle vorgesehenen Orte geht, kann man den Fall eines Detektives in der Geschichte lösen.
Exakt das, habe ich zu Halloween als Kinderkrimi bei uns im Stadtteil umgesetzt. Zusammen mit der Radio AG des Gymnasiums hier im Stadtteil.
Schreib mich gern an, wenn du mehr wissen willst.
 

MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
Teammitglied
Eine interessante Diskussion! Mit vielen interessanten Perspektiven. Was mich betrifft, so hat es @Tinchen schon absolut treffend auf den Punkt gebracht und mir aus der Seele gesprochen. Daher nur soviel:

Für mich – als Autor wie als Produzent – stehen ebenso Sprache und Dialog ganz klar im Vordergrund, während ich Sound und Musik nach dem Prinzip Sparsamkeit ( „So viel wie nötig, so wenig, aber dann so treffend und gut wie möglich“) einzusetzen versuche. Das „so viel wie nötig“ lässt natürlich im Einzelfall viel Spielraum, weil bereits jeder Plot in dieser Hinsicht unterschiedliche Ansprüche und Erwartungen mitbringt. Dass auch die Zuhörerschaft unterschiedliche Ansprüche und Erwartungen hat, kommt noch dazu, aber hier kann man es ohnehin unmöglich jedem recht machen.

Wo ich freilich keinerlei Abstriche mache, ist bei der sprachlichen Qualität meiner Takes. Damit meine ich nicht eine nach allen Richtungen dudengerecht glattgebügelte Skript-Grammatik, die jeden Text sterilisiert. Ganz im Gegenteil braucht jeder Protagonist, jede Rolle, einen eigenen, idealerweise unverwechselbar individuellen Zungenschlag, den weder über- noch untertrieben zu Papier zu bringen bei einem Hörspielskript tatsächlich eine der wichtigsten Aufgaben darstellt. Wenn man sich als Autor nicht voll und ganz in die darzustellende Figur hineinversetzt und beim Schreiben quasi mit ihr lebt, landet man schnell im Gekünstelten.

Aber das bedeutet noch lange nicht, dass man die elementaren Gesetze einer sauberen und korrekten Sprache missachtet. Dazu braucht man kein Germanistik-Studium. Wir Menschen als geborene Rezipienten gesprochener Sprache haben – egal woher wir kommen und welchen regionalen sowie erzieherischen Background wir mitbringen – ein praktisch instinktives Gespür dafür, wie eine Unterhaltung, ein Streit, ja auch ein Selbstgespräch richtig klingt. Genau das ist daher die zentrale Herausforderung für jeden Schriftsteller; hier wird über Sieg oder Niederlage entschieden. Wer das also als Hörspiel-Autor nicht erfassen und in Buchstaben setzen kann, wird seine Zuhörer schnell verlieren, ganz egal wie spannend und phantasievoll der Plot sein mag.

Zu letzterem vielleicht auch noch ein Wort. Es betrübt mich schon ein wenig, wenn ich sehe, welche Genres heute vorrangig bespielt werden. Kann man das Massen-Publikum wirklich mit kaum noch anderem als der X-ten neuen Sherlock-Holmes-Story, oder dem Y-sten weiteren Harry-Potter- bzw. StarWars-Fandub-Abklatsch hinter den Ofen hervorlocken? Aber das gilt ja nicht nur für Hörspiele, sondern ganz generell im Bereich der Unterhaltungsindustrie und ist eine Mitläufer-Realität – genau wie verschiedene andere, die derzeit aufblühen – die man offenbar nicht ändern kann. Nur selber mitlaufen muss man freilich trotzdem nicht unbedingt. Aber das ist ein anderes Thema :) .
 

SeGreeeen

Kaaaaarakaluuuuuuuhhhh!!!!
Teammitglied
Mich zieht in den Bann wenn ich der Geschichte gut folgen kann. Vor allem bei Drei Fragezeichen z.b. merke ich, dass ich nach einer Weile einfach den Fokus verliere. Kann natürlich such sein, dass es an mir liegt, aber z.B. dem Hobbit Hörspiel kann ich super folgen. Schätze also es liegt doch nicht ganz alleine an mir, sondern auch daran wie ein Hörspiel aufgebaut ist und ob die Dialoge dazu verleiten gedanklich abzuschweifen. Bei den Drei Fragezeichen fällt es mir halt immer besonders auf, dass ich meine Konzentration sehr schlecht auf der Geschichte halten kann.

Es wird sehr viel Information in die Dialoge gepackt und sehr wenig in die Soundeffekte. Zusätzlich gibt es noch einen Erzähler, der ebenfalls erklärt was passiert. Ich vermute, dass ich ebenfalls ein Filter Problem habe, und wenn zu viel irrelevante Info daherkonmt filtere ich einfach zu viel raus und der Fokus ist weg.
Z.B sagen die ??? sogut wie alles was sie tun. "Ich öffne das Fenster" "Ich mach die Tür auf." "Ich beobachte XY" das sind einfach Infos die sich ergeben würden, wenn man das geschickter schreibt. Ich weiß, show - don't tell ist in Hörspielen schwerer umzusetzen als in Filmen. Aber ich finde Autoren sollten dem Hörer öfter zutrauen bestimmte Vorgänge und Schlussfolgerungen selbst aus dem Kontext des gehörten zu folgern. Ich muss nicht jede Bewegung die gemacht wird kommentiert haben, sonst verliere ich dens Fokus auf die Geschichte und somit auch den Faden.

Um also auf den Titel des Threads zurück zu kommen: ein Hörspiel zieht mich in seinen Bann, wenn es schafft eine Geschichte so zu erzählen, dass die Geschichte 1. für mich interessant ist und 2. ich den Faden nicht verliere. :)
 

Tinchen

Autorin, Poetry Slammerin, Sprecherin, Lektorin
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Es wird sehr viel Information in die Dialoge gepackt und sehr wenig in die Soundeffekte. Zusätzlich gibt es noch einen Erzähler, der ebenfalls erklärt was passiert. Ich vermute, dass ich ebenfalls ein Filter Problem habe, und wenn zu viel irrelevante Info daherkonmt filtere ich einfach zu viel raus und der Fokus ist weg.
Siehste, und das ist genau das, was für mich die 3??? so logisch macht. Einerseits die Unterbrechungen durch den Erzähler, die für mich wie ein Luftholen nach dem Zuhören sind. Denn meist bringt der Erzähler bei den 3 ??? ein Resumee des Vorangegangenen plus einen Hinweis auf das Folgende, einen Szenenwechsel o.ä..
Das macht für mich ein HS logisch, dem ich gut folgen kann. Laufen Dialoge ohne Unterbrechung und ohne viele Hinweise zum Tun der Protagonisten, bin ich ständig damit beschäftigt darüber nachzudenken, was sie explizit tun, was ich verpasst habe und ob es wichtig sein kann für die folgenden Szenen. Damit bin ich in der Konzentration raus.
Aber so sind die Menschen eben unterschiedlich. Der eine mag es so, der andere so.
 

Tinchen

Autorin, Poetry Slammerin, Sprecherin, Lektorin
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Zu letzterem vielleicht auch noch ein Wort. Es betrübt mich schon ein wenig, wenn ich sehe, welche Genres heute vorrangig bespielt werden. Kann man das Massen-Publikum wirklich mit kaum noch anderem als der X-ten neuen Sherlock-Holmes-Story, oder dem Y-sten weiteren Harry-Potter- bzw. StarWars-Fandub-Abklatsch hinter den Ofen hervorlocken? Aber das gilt ja nicht nur für Hörspiele, sondern ganz generell im Bereich der Unterhaltungsindustrie und ist eine Mitläufer-Realität – genau wie verschiedene andere, die derzeit aufblühen – die man offenbar nicht ändern kann. Nur selber mitlaufen muss man freilich trotzdem nicht unbedingt. Aber das ist ein anderes Thema :) .
Ja, so ist das mit dem Geschmack der Masse. Vielleicht sind wir beide schon ein bisschen Old School und finden deshalb nicht den Sinn in diesen Genres. ;)
Anderseits spricht es ja für die Geschichte an sich, wenn sie so viele Nachahmer findet. Und da wären wir wieder beim Anfang, nämlich bei der Story an sich, die als Grundlage einfach stimmen muss.
 

SeGreeeen

Kaaaaarakaluuuuuuuhhhh!!!!
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Siehste, und das ist genau das, was für mich die 3??? so logisch macht. Einerseits die Unterbrechungen durch den Erzähler, die für mich wie ein Luftholen nach dem Zuhören sind. Denn meist bringt der Erzähler bei den 3 ??? ein Resumee des Vorangegangenen plus einen Hinweis auf das Folgende, einen Szenenwechsel o.ä..
Das macht für mich ein HS logisch, dem ich gut folgen kann. Laufen Dialoge ohne Unterbrechung und ohne viele Hinweise zum Tun der Protagonisten, bin ich ständig damit beschäftigt darüber nachzudenken, was sie explizit tun, was ich verpasst habe und ob es wichtig sein kann für die folgenden Szenen. Damit bin ich in der Konzentration raus.
Aber so sind die Menschen eben unterschiedlich. Der eine mag es so, der andere so.
Der Erzähler ist gar nicht das Problem das ich damit habe, sondern das kommentieren jedes Handgriffes... Den Erzähler finde ich super.
 

knilch

Hä? Was heißt das?
Zu letzterem vielleicht auch noch ein Wort. Es betrübt mich schon ein wenig, wenn ich sehe, welche Genres heute vorrangig bespielt werden. Kann man das Massen-Publikum wirklich mit kaum noch anderem als der X-ten neuen Sherlock-Holmes-Story, oder dem Y-sten weiteren Harry-Potter- bzw. StarWars-Fandub-Abklatsch hinter den Ofen hervorlocken? Aber das gilt ja nicht nur für Hörspiele, sondern ganz generell im Bereich der Unterhaltungsindustrie und ist eine Mitläufer-Realität – genau wie verschiedene andere, die derzeit aufblühen – die man offenbar nicht ändern kann. Nur selber mitlaufen muss man freilich trotzdem nicht unbedingt. Aber das ist ein anderes Thema :) .
Ist das wirklich so? Ich bin der Meinung, gerade der Hörspielmarkt ist eigentlich sehr schön differenziert und ich finde gerade in den Mediatheken der ÖRR so viele Richtungen, dass mir bei weitem gar nicht alles Gefallen kann. Da ist von Wissenssendungen für Kinder, zu Fantasy, Klassikern, Scifi, Mystery, etc unheimlich viel dabei. Ja, Krimi ist von der Anzahl her das meiste (und auch meistgehörte), das liegt aber meiner Meinung nach am Geschmack der deutschen, das sieht man ja auch an der Anzahl der Krimiserien, die in Deutschland laufen.
Es wird sehr viel Information in die Dialoge gepackt und sehr wenig in die Soundeffekte. Zusätzlich gibt es noch einen Erzähler, der ebenfalls erklärt was passiert. Ich vermute, dass ich ebenfalls ein Filter Problem habe, und wenn zu viel irrelevante Info daherkonmt filtere ich einfach zu viel raus und der Fokus ist weg.
Z.B sagen die ??? sogut wie alles was sie tun. "Ich öffne das Fenster" "Ich mach die Tür auf." "Ich beobachte XY" das sind einfach Infos die sich ergeben würden, wenn man das geschickter schreibt. Ich weiß, show - don't tell ist in Hörspielen schwerer umzusetzen als in Filmen. Aber ich finde Autoren sollten dem Hörer öfter zutrauen bestimmte Vorgänge und Schlussfolgerungen selbst aus dem Kontext des gehörten zu folgern. Ich muss nicht jede Bewegung die gemacht wird kommentiert haben, sonst verliere ich dens Fokus auf die Geschichte und somit auch den Faden.
Ich kann mir vorstellen, dass das etwas mit der Zielgruppe zu tun hat. Die ??? haben auch ein großes jüngeres Publikum, weshalb wahrscheinlich mehr erklärt werden soll. Nicht jeder stellt sich ein fensteröffnen als Sound gleich vor oder erkennt es auch als solches. Das genauere Beschreiben gibt da Sicherheit und es wird sichergestellt, dass sich die Zuhörer die Aktionen genauer vorstellen können. Man hat also letzten Endes weniger Sounds, die vielleicht nicht als die richtigen erkannt werden, wenn es in den richtigen Kontext gesetzt wird. Das könnte bestimmt auch damit zusammen hängen, dass eventuell viele Kinder (zumindest bei meinen beobachte ich das) nicht mit Kopfhörern hören (weil mehrere zusammen dasselbe hören) und dann leisere Randgeräusche gar nicht immer wahrgenommen werden. Dann hört man das überhaupt nicht, dass Peter gerade zum Fenster geht und es öffnet. Wenn er das gleichzeitig kommentiert, ist es klar.
Das geht mir selbst auch so, wenn ich auf Boxen oder im Auto höre, erkenne ich viel weniger, als wenn ich auf Kopfhörern höre.
 

Spirit328

Everything - Pause!
Teammitglied
Ich verstehe die Argumentation von @MonacoSteve sehr gut.
Mir ist auch vieles zu "Mainstream". Schon in der Romantik haben sich die meisten Zuhörenden an der Progressivität von Leuten wie z.B.: Mozart gestört.

So ist das halt, wenn man etwas Außergewöhnliches macht, also etwas, was nicht so ist, wie es die Meisten gewohnt sind: Man findet Freunde und Antagonisten und nicht immer hält sich das die Waage.
Ich erinnere noch sehr gut die Zeit, von Led Zeppelin, Frank Zappa, Prince, David Bowie, Yello! und wie sie alle hießen, die nicht Mainstream waren. Heute sind sie nicht mehr wegzudenken.

Doch zurück zu den HSen.
Es liegt in der Natur der Sache, dass man nicht immer mit voller Aufmerksamkeit ein HS hört. Ich könnte das nicht, ein HS "nebenher" hören. Das triggert schon mal mein ADS und dann wird es weniger lustig. Deswegen ist bei mir während Autofahrten meistens das Radio aus. (Davon mal abgesehen, dass mir diese aufgesetzte und vor sich her getragene "gute Laune" gewaltig auf den Sack geht!)

Ich finde auch, dass Hörspiele auch eine Zielgruppen-Orientierung haben sollten. Natürlich nehmen Kinder ein HS ganz anders wahr, als Erwachsene und umgekehrt. Das ist gut so!

Ich postuliere schon seit Langem, dass man hier mehr Innovation wagt. HIER ist ein Platz, wo man neue Dinge gefahrlos ausprobieren kann. HIER bekommt man qualifiziertes Feedback und man zeigt füreinander Verständnis, selbst wenn mal etwas nicht so toll ist oder gar in die Hose geht. So what?
Einfach mal neue Wege gehen und nicht nur (aber sicherlich auch!) spannende Geschichten erzählen bzw. erzählen lassen. Es wurde schon gesagt, dass sich HS in ihrem Aufbau über die Zeit verändern und das ist schön. Doch was hält uns eigentlich auf, mal etwas Neues, Anderes zu machen?
Wo sind die kräh-aktiven Ideen? Das muss nicht immer noch mehr Technik und noch ausgefeiltere Produktionstechniken bedeuten. Man kann auch mit ein bißchen Know-How schon ganz erstaunliche Dinge machen.
Es muß ja nicht immer gleich ein ganzes HS sein. Ein "Mini-Shorty" tutet doch auch. ;)

Dann hört bzw. liest man ja, was Andere darüber denken und ob es sich lohnt damit ein ganzes HS zu produzieren.
Und auch dabei ruhig mal etwas anders machen. Nuscheln ist jetzt nicht der Bringer, aber einfach mal so reden, wie die Sprechenden meinen, dass "ihr" Charakter spräche. Die Kunst dabei ist sicherlich es nicht zu überspitzen, sondern plausibel rüber zu kommen. "Dem Volk auf's Maul geschaut" sagte dereinst ein großer Reformator (Luther).

Es braucht Mut etwas Neues zu wagen. Scheitern ist eine reale Option. Ja! - Und?
Dann lernen wir, was uns noch in ein HS hineinziehen und uns "fesseln" könnte. Neben dem schon Gesagtem.
 

soundjob

Tontüte & Hörspielfrisör
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Hmm... :unsure: gerade beim Thema "Sound als Information", scheint sich vlt. die Generationsfrage und lustigerweise sogar eine gewisse Divergenz zu ergeben.

Generationsfrage ?
Für die Einen ist präsenter Sound einer Reizüberflutung gleichkommend, für die Anderen ist die redeschwallende, metakommunikative Dialoglösung zu viel des Guten.. oder auch zu "ungewürzt".
Interessanterweise ist es aber die ältere Generation hinsichtlich etlicher Jahre Hörerfahrung, die in Sachen Sound eigentlich alles mühelos korrekt zuordnen könnte- sei es von der Türklinke über den Star Trek-Transporterbeam hin zum Vorspulen einer Kassette im Radiorekorder etc... aber am leichtesten auf (zu viel) Sound und Gedöns verzichten kann.
Des Hörers Fokus und die Gewichtung der Inhalte verlagert sich mit der Zeit auch, so dass ein aufregendes Hörspiel nicht zwangsläufig mit einer aufregenden Präsentation einhergehen müsse, sondern primär mit Plausibilität und kontextlicher Tiefe.

Als gelungen mag man natürlich bezeichnen, wenn alles Hand in Hand gehend miteinander ausgewogen zusammenspielt, aber ich glaube, jede spezifische Generation kann auf eine Seite der Medaille besser verzichten, als die andere, bzw. legt auf eine Medaillenseite etwas mehr wert, als auf die andere.
Ist es also eine Generationsfrage oder nicht doch letztlich nur die einfache Geschmacksfrage ? :unsure:
Möglicherweise eher ein Mix aus beidem.

Die große oder kleine Soundstage, ist aber auch gewissermaßen Genreabhängig, finde ich.
Klar, man kann aus allem "Hollywood" machen... aber interessant wird es dann, wenn du mal angenommen viel vom Sound wegnehmen würdest, wieviel Strahlkraft ein spezifisches HS noch hätte ? Wieviel kann man davon eigentlich wegnehmen ?
Hat es trotz einer drastischen Reduktion auf das Allernötigste dennoch eine ganz tolle Strahlkraft und vielleicht auch erst dadurch hinzugewonnen, besonderen Flair und Reiz, dann ist so ein HS schon was ganz besonderes, finde ich.
Andererseits gibt es Genres, die leben natürlich vom Sound... zum Beispiel Sci-Fi.

Ein Raumschiff ohne brummelnd dröhnenden Antrieb ?
Eine Kommandozentrale ohne Computergepiepse ?
Ein Schlachtgetümmel ohne TamTam drumherum ?... klingt mitunter vlt. auch nur wie das kleine Gerangel auf dem Pausenhof einer Grundschule usw.

Worauf ich hinaus möchte ist, dass manchen Genres der Sound, Musik und ganze Gedöns etc. zuträglicher sind, potentiell sogar notwendiger sind, während wiederum ein anderes Genre weitestgehend auf all das verzichten kann und Reduktion besser zu Gesicht stehen kann.

Technik
Kunstkopfaufnahmen, wie ich sie Anfang der 90er ausprobierte und erkennen musste, dass diese Technologie zwar sehr aufregend ist und dennoch recht dosiert eingesetzt werden müsse (damit beim Hörer keine Schwindelgefühle auftreten), scheiterten letztlich doch an jenen Umstand damaliger Zeit, nicht vorhandener Endgeräte des Endverbrauchers. Es war damals eine nette Spielerei, aber irgendwie nicht an den Mann/Frau zu bringen.
Heute, ich weiß gar nicht mehr ab welcher Version, kann jedes (nicht ganz so alte) iPhone binaural, Atmos etc. abspielen... am Endgerät liegt es also nicht- und im Kino (auch Daheimkino) oder Games mit THX&Co, ist das alles auch kein ganz neuer Hut mehr... dennoch aber erstaunlicherweise nicht so konsumiert populär, wie es eigentlich doch sein müsste.

Man denke doch einmal an damalige relativ schnelle Wandel/Technologievorstöße jüngerer Zeit... von z.B. SW zu Farbfernsehen, hin zu 4/8K, oder Mono zu Stereoabmischungen, Schallplatte/Kassette zur CD... in welcher recht kurzen Zeitspanne die Dinge heimisch und selbstverständlich geworden sind... aber beim Thema 360°, ist es analog dazu doch recht zögerlich. Woran liegt es ?

Eigentlich müsste die "Generation Millenium" heute nur noch "Surround" unterwegs sein... komischerweise sind ausgerechnet SIE es nicht...ganz im Gegenteil... hinsichtlich audiophiler Genüsse, gehört sie für mein Empfinden zu den anspruchlosesten überhaupt.... da genügt schon ein mp3 in 56k und das findet man total normal... andererseits aber mosern, wenn das Video auf ihrem kleinen Mäusekino-Display nicht wenigstens in 4K ist 😁.
 

MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
Teammitglied
Technik
... Man denke doch einmal an damalige relativ schnelle Wandel/Technologievorstöße jüngerer Zeit... von z.B. SW zu Farbfernsehen, hin zu 4/8K, oder Mono zu Stereoabmischungen, Schallplatte/Kassette zur CD... in welcher recht kurzen Zeitspanne die Dinge heimisch und selbstverständlich geworden sind... aber beim Thema 360°, ist es analog dazu doch recht zögerlich. Woran liegt es ?
Das ist übrigens eine Frage, die ich mir auch stelle. Ich habe ja selbst schon – zugegeben mit viel Unterstützung einschlägig erfahrener HoerTalk-Profis – ein paarmal einfache Versuche gemacht, in meinen Hörspielen 3D zum Klingen zu bringen, aber es ist nicht so, dass einen die Hörerschaft dann mit Begeisterungsstürmen überhäuft. Man hat im Gegenteil den Eindruck, dass es bei fast allen total unbemerkt vorbeigeht. Bedenkt man den Aufwand, den so eine Produktion macht, insbesondere wenn sie technisch wirklich gut sein soll, scheint man - um einen Spruch meiner Großmutter zu benutzen - „Perlen vor die Säue zu werfen“. Zumindest ist es jedenfalls eine eher kleine, exklusive Klientel, die so etwas zu würdigen weiß. Klar, es kann sich nicht jeder 7 Lautsprecherboxen im Zimmer aufhängen, und auch nicht jeder setzt für ein Hörspiel hochwertige Kopfhörer auf. Aber das allein ist es nicht. Ich denke, vielen ist in unserer unglaublich schnelllebigen Zeit einfach die Fähigkeit (und/oder der Wille) abhandengekommen, auf feine Details überhaupt noch zu achten. Man hechelt von einem Konsumgut zum nächsten, Hauptsache neuer Input, und Qualität ist sekundär, solange das Ergebnis nicht komplett daneben liegt. Wir sehen es ja auch überall sonst, dass „Masse vor Klasse“ ein weitverbreitetes Credo in unserer Gesellschaft ist, wobei ich mich selber gar nicht ausnehme - ich kaufe auch Produkte made in China, wenn sie günstig sind… Gegen solche Mühlen kämpfen wohl auch Götter vergebens.
 

soundjob

Tontüte & Hörspielfrisör
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.... in meinen Hörspielen 3D zum Klingen zu bringen, aber es ist nicht so, dass einen die Hörerschaft dann mit Begeisterungsstürmen überhäuft. Man hat im Gegenteil den Eindruck, dass es bei fast allen total unbemerkt vorbeigeht. Bedenkt man den Aufwand, den so eine Produktion macht, insbesondere wenn sie technisch wirklich gut sein soll, scheint man - um einen Spruch meiner Großmutter zu benutzen - „Perlen vor die Säue zu werfen“
Man kennt vielleicht folgende Metapher:
"Ein Jazz-Gitarrist beherrscht 5000 Akkorde- und begeistert damit 3 Leute."
"Ein Rock-Gitarrist beherrscht 3 Akkorde- und begeistert damit 5000 Leute."
In etwa so verhielt es sich dann auch mit der Resonanz unterschiedlicher Altersgruppen meiner eigenen 3D-Projekte und es war insgesamt schon doch sehr ernüchternd. 😁

Nun ja, "Perlen vor die Säue".... das Problem liegt und lag ja einerseits auf der technischen Seite im Produktionsaufwand, denn die Technologie ist A) relativ teuer und für ein entsprechend vernünftiges Klangerlebnis, B) auch nicht ganz einfach zu handhaben... aber mittlerweile ist und wird es auch auf der Produktionsebene zugänglicher, einfacher und mit der Zeit sicherlich auch viel günstiger werden, so dass mit guten, günstigen und schnellen Mitteln, dann auch mehr und mehr 3D-Produktionen erstellt und in nicht mehr soo ferner Zeit, üblicher Standard sein werden.
Die Zuhörerschaft wird dem gar nicht mehr entkommen können und irgendwann auch als handelsüblichen Hörgenuss aufnehmen. Das wird schon alles seinen Weg gehen, denke ich.
Aber auch dann wird es nach wie vor die konsumierte Schnelllebigkeit und Massen statt Klassen geben... das ist ja immer irgendwo einhergehend.
 
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Für mich ist es hauptsächlich die Kombination aus gesprochener Sprache und interessanter Geschichte. Wenn ich wissen will, wie es weitergeht, zieht mich das in die Story. Wenn die Leute sprechen, wie man normalerweise nur schreiben würde, sorgt das für ein wenig Frust, weil ich wissen will, wie es weitergeht, aber genau weiß, dass ich das noch 'ne Zeitlang ertragen muss.
Soundeffekte, Musik, Action-Szenen sind cool und je nach Genre auch erwartet, aber da halte ich es wie bei Filmen: Eine gute Action-Szene sollte immer auch die Story voranbringen. Hier wird oft das Beispiel Star Wars vs. Fluch Der Karibik angeführt: Beim ersten Duell zwischen Jack und Will lernt man durch Handlungen und Aussagen die beiden Charaktere besser kennen. Im Script von Star Wars steht an prominenter Stelle einfach nur "They fight.". Und da gilt für mich für Hörspiel wie Kino: Minutenlanges Effekt-Gewitter ohne Story-Progress finde ich eher langweilig. Allerdings weiß ich auch, das ich mit der Meinung, zumindest, was das Kino angehtl, nicht massenkompatibel bin :)
 
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