ErgoEE

Mitglied
Was nun folgt sei ein Gedankenspiel mit unbekanntem Realitätsbezug. Als Thema für ein Skript fände ich es zumindest interessant.


Also. Ich hab da so einen Freund, der hat da so eine berückende Frau kennengelernt und die beiden scheinen viel füreinander übrig zu haben. Er mag sie jedenfalls sehr und es passen sehr ausschlaggebende Aspekte … außer der Musikgeschmack 😱

Sie hört moderne Musik, viele Remixe, diverse Techno Subgenres, Malle-Hits. Und er ist mehr so der Typ für 50er, 60er, Elvis, Beatles … so Zeug was zufälligerweise auch ich sehr gerne höre.
Nun die Frage, wie nähert man sich da an? Wie sie ihn zu ihrer Musik bewegt, das soll mal schön ihre Baustelle sein. Aber wie könnte er - also mein Kumpel - es am cleversten anstellen, seine Dame des Begehrens leise, still und heimlich vom Techno zum Rock and Roll zu bewegen? Einfach eine Platte von Elvis auflegen wird denke ich kaum funktionieren, da muss eher eine Schritt für Schritt Transition erfolgen. Irgendwelche spontanen Ideen dazu? Meinungen? Kritik?

Wie gesagt, im Vordergrund steht hier eher ein Gedankenspiel, welches Teile von Fiktion für ein Skript beinhalten könnte.
 

Noir

Mitglied
Meine eigene Erfahrung damit ist: Das klappt nicht. Wenn da nicht von sich aus Interesse an anderen Genres ist, kriegt man niemanden dazu, sich ernsthaft mit anderer Musik auseinanderzusetzen. Ich hab das sehr oft und sehr viele Jahre in der Schule erleben müssen. In einer Zeit in der Gangster-Rap ganz groß wurde, war ich so ziemlich der einzige Metalhead an der Schule. Niemand hat sich auch nur im Ansatz dazu bringen lassen, sich mit der Musik auseinanderzusetzen. Und ich habe unendlich viele Taktiken ausprobiert. Dabei habe ich natürlich auch mal Erfolge gefeiert ... aber nur bei denen, die von sich aus Spaß an neuen Erfahrungen hatten.

Demnach wäre der erste Schritt in Erfahrung zu bringen, ob sie überhaupt was neues kennenlernen will. Ist die Antwort hier "Nein" (oder auch nur ein gequältes "Ja, ok."), kann man es gleich lassen.

Ganz ehrlich. Spart es euch. Entweder man lebt miteinander und liebt sich auch mit beschissener Musik. Oder eben nicht.

Vor dem Hintergrund meiner eigenen Erfahrungen in der Vergangenheit, fallen mir natürlich auch keine fiktiven Möglichkeiten ein, die für mich irgendwie plausibel klingen würden ...
 
G

Gelöschtes Mitglied 5339

Was bedeutet hier: "Vom Techno zum Rock zu bewegen?" Dass sie sich für seine Musik öffnet oder dass sie ihre Musik für seine aufgibt?

Wenn es ihre Sache ist, "wie sie ihn zu ihrer Musik bewegt", warum ist es nicht seine Sache, "wie er sie von seiner Musik überzeugt?"

Und was wäre, wenn sie schließlich einfach den Musikgeschmack des anderen akzeptieren, ohne ihn unbedingt zu teilen?

Was wäre, wenn beide, mit der Zeit, eher zufällig auf Stücke aus dem "Repertoire" des anderen stoßen, die ihnen gefallen und sie sich dadurch für die Musik des andern öffnen?

Nur ein paar spontane Gedanken. :)

Liebe Grüße von
Peter :)
 

ErgoEE

Mitglied
Oh danke für die ausführlichen Antworten.

Zunächst zu @PeBu34.
Dass sie sich für seine Musik öffnet oder dass sie ihre Musik für seine aufgibt?
Auf keinen Fall aufgeben. da stimme ich nämlich @Noir zu:
Entweder man lebt miteinander und liebt sich auch mit beschissener Musik. Oder eben nicht.
Und natürlich ist beiderseitiges Akzeptieren eine schönere Haltung als das Überzeugen, weil Überzeugen egoistischer Natur ist.

Auf reale Beispiele bezogen würde ich es daher auch wie @Noir sehen. Allerdings meine ich, dass man verallgemeinert im Schulalter sehr viel sturer in seiner Musikidentität verharrt als im Erwachsenenalter.


Was ich als Gedanke noch hinzufügen möchte, ich kenne es von mir, dass ich Musik für gut befinden kann, auch wenn sie nicht meinem Geschmack entspricht. Andererseits kenne ich aber auch Musik, die meinem Geschmack entsprechen müsste, die ich aber - wie soll ich es sagen - scheiße finde. Deswegen glaube ich, dass Musik vielleicht gar nicht so sehr im Genre verankert ist, wie man denkt. Vielleicht kommt es weniger auf den Sound, sondern mehr auf die Grundstimmung an. Zum Beispiel passen Gangster Rap und Jimi Hendrix sehr gut zusammen. Psychedelic Rock der späten 60er passt gut zu Goa. Daher kann ich mir eine Annäherung an andere Genres schon vorstellen, indem man in der Musik verbindende Elemente sucht.

Für ein Skript hätte ich mir so eine Art Mentor vorgestellt, der da sagt:

„Okay Mann, du zeigst ihr erstmal das erste Album von XXX, einfach um zu zeigen, dass du wenigstens ein bisschen was von Musik des 20. Jahrhunderts verstehst. Dann spielst du ihr von XY den Remix von 2006 vor, das ist zwar Techno, aber es geht schon langsam Richtung 1967. Aber egal was du tust, zeig ihr nicht die Musterband. Das ist zwar Rock, aber das verselbstständigt sich schnell und du kriegst sie nicht mehr davon los …“

Er sagt dann irgendwann:
„Ich hab Scheiße gebaut. Ich wollte sie schrittweise zu den Beatles führen und jetzt ist sie von den Stones begeistert 😫“ (da wird natürlich schärfer mit Klischees gearbeitet)
 

Telliminator

Sample-Collector
Sprechprobe
Link
Hey @ErgoEE ,

da muss man eigentglich gar nichts tun, um jemanden von der Techno- und EDM weg zu bekommen, wenn man mit Rock´n´Roll und den Klassiker der 50er, 60er aufwarten kann. Jemand der in dem Krach von Techno das Gespür von Musik erkennen kann und daran Freude und Spaß findet, erkennt in den alten Hits die Basis auf der der Techno und die elektronische Dancemusik aufgebaut wurde.

Ralf Hütter und Florian Schneider (Kraftwerk) erkannten in den 60er Jahren, dass man aus Krautrock mit elektronischer Klangerzeugung viel mehr anstellen konnte und kreierten am Anfang Popmusik aber scheiterten damit. Sie hängten sich aber in die Arbeit derart rein und durch ihre Pionierarbeit gelten Sie als Urväter des Technos. So findet man ggf. durch eine musikalische Zeitreiee zurück in die Vergangenheit den Weg vom Techno weg hin zum Pop und Rock der 50er&60er und zum Herz der Dame.

Grüße
Telli
 

soundjob

Tontüte & Hörspielfrisör
Sprechprobe
Link
Auf reale Beispiele bezogen würde ich es daher auch wie @Noir sehen. Allerdings meine ich, dass man verallgemeinert im Schulalter sehr viel sturer in seiner Musikidentität verharrt als im Erwachsenenalter.
Interessant... bei meinen Freunden und mir war es im Schulalter ganz genau umgekehrt.
Da haben wir uns praktisch auch überworfen, (hoffentlich ansprechende) Neuentdeckungen querbeet durch alle möglichen Genres zu machen.... es war einerseits Neugier, andererseits auch eine Suche nach Identität.
Früher war das aber auch noch `n echtes Highlight... das war vergleichsweise wie das Gefühl "ins Kino zu gehen"... damals ist man halt in die Plattenläden rein (heute gibbet ja Internet mit allerdings weit mehr Möglichkeiten), aber das bewusste Musikhören- und Genießen, zusammen mit Freunden... das war früher halt irgendwie gesellschaftsfähiger... man hatte sich Platten und Songs durchgehört und diese dann analysiert etc.
(Kraftwerk "Radioaktivität" lief z.B. hoch und runter).

"Musikalisches Bekehren" funktioniert nach meinen eigenen Erfahrungen allerdings so gar nicht zwischen Männlein/Weiblein... weder in die eine, noch in die andere Richtung. 😁
Ob meine Frau- oder damalige Freundinnen... musikalisch sind/waren wir doch immer äußerst gegensätzlich, (bis auf wenige gemeinsame Nenner einer gleichen Ära bekannter Songs).
Was aber wirklich getriggert hat... da kam man nie auf den gleichen grünen Zweig.

Folgendes ist natürlich mit einer Portion Witz gemeint, daher bitte nicht falsch verstehen):

Jungs neigen doch sehr stark dazu, andere (vor allem Mädels) von ihrer "Expertise" überzeugen zu wollen.. fast in der Art eines musikalischen Inquisitors... entweder weil sie die Musik vlt. tatsächlich verstanden haben- oder sich auch `n bissl als bekehrender Erklärbär aufspielen möchten.

Aber das Bekehren klappt aus ganz einfachen Gründen (oft) nicht.
Jungs neigen sehr dazu, (egal ob Musik oder Monitorpixel zählen) die Dinge analytisch-technisch zu betrachten und auseinander zu nehmen... musikalisch z.B. a la "dort das Schlagzeug im Zusammenspiel mit den Bass", "aha, so baut sich das ganze Szenario über das Arrangement zusammen (Beatles Sgt. Pepper`s)" usw.
Mädels hingegen "analysieren" zumeist ganz schlicht und einfach= emotional... a la "das Lied gefällt mir (nicht), geh` ich mit, versetzt mich in eine gute Stimmung, will tanzen, macht Spaß, das Lied ist schön, ich träume vor mich hin... sie genießen (und leben) vielmehr den Augenblick und den Moment in z.B. trauter Zweisamkeit, als Liedgut (und den Augenblick eines guten Gefühls) analysierend zerreden zu wollen, weswegen ihnen etwas an einem Stück gefällt und ob das Portamento der Streicher nun von C auf G oder von X auf Y gezogen wird oder was auch immer `ne Trompete trötet usw.

Ich glaube daher, wenn man daraus also `ne Story "Die musikalische Inquisition" schustern wolle, dann funktioniert das wahrscheinlich gut als Komödie... als wirklich ernsthaftes Anliegen, ist Musikaffinität und Genre aber dennoch zu individuell oder doch viel mehr `ne Doku "Austausch unter Musiker", in der Stücke, Ära, Musiker etc. analysiert werden.
 

Tinchen

Autorin, Poetry Slammerin, Sprecherin, Lektorin
Teammitglied
Sprechprobe
Link
Hypnose als eine Art Gehirnwäsche.
Müsste aber auch gehen mit schweren Gehirntraumata. Ob Gehirnblutung oder Schädel-Hirn-Trauma, vielleicht eine außerordentliche Virusinfektion, die das Gehirn befällt.
Es ist ja bekannt, dass manche Menschen nach solchen Erkrankungen plötzlich "andere Schalter im Gehirn" haben. Manche fangen an zu malen oder können plötzlich Klavier spielen, begeistern sich für Dinge, die sie vorher nicht mal mit dem Ars... angesehen haben. Manche können komplizierte Rechenaufgaben lösen, etc.
Für ein Skript wäre da ja jeder Weg offen, von Stromschlag, vom Blitz getroffen, bis hin zu bewusst eingesetzten Parasiten (falls es in Richtung Si-Fi) gehen sollte.
 

MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
Teammitglied
Hypnose als eine Art Gehirnwäsche....
:ROFLMAO: Haha, das klingt mir nach dem ersten richtig praktikablen Vorschlag...

Aber wenn ich mir das Bisherige so durchlese - nicht dass ich als hoffnungsloser "Klassiker mit Seitenabzweigung zu Tanzmusik" bei moderner Musik irgendwie mitreden könnte - wenn ich das also so lese, dann sehe ich in diesem Thread ja eigentlich jetzt schon ziemlich guten Stoff für ein Skript. Wenn du allein das bisher Gesagte aufgreifst, @ErgoEE , kannst du vermutlich bereits was Interessantes draus stricken :) .
 
Zuletzt bearbeitet:

Spirit328

Power Off! - Zumindest für eine gewisse Zeit
Teammitglied
Irgendwie hat sich die Menschheit nicht sehr viel weiter entwickelt, ja ich erkenne massive Rückschritte.

Warum immer dieses Entoder Weder? Gut, ich gebe zu, dass ich mit Free-Jazz und TechNO nichts anfangen kann, aber ich habe es mir zumindest ein paar Mal angehört.

Warum kann frau/man sich nicht einlassen auf neue Erfahrungen / Erkenntnisse?
Ich bin ein Metal-Head und das schon sehr lange. Aber ich habe mich in Jazz, Klassik, Punk, afrikanische Volksmusik, Oper, Musical (<deep sigh>), Klesmo, arabische / türkische Musik reingehört und zum Teil sehr spannende Erfahrungen gemacht. Zugegeben, manche Experimente schreien nicht "Da capo"! ;)

Also könnte man die Geschichte doch auch so drehen, dass sich zwei Personen auf eine gemeinsame Entdeckungsreise machen. Nicht nur was das zwischenmenschliche angeht, sondern auch was die musikalischen Präferenzen betrifft.
Es soll ja Leute geben, die bislang "persönlichen Nahkampf" nur im Dunkeln und unter der Decke ausgeführt haben und nach einem mutigen Ausflug, die Variante unter der Dusche auf die ersten Plätze der "Most-Favorites" gezogen haben.
Das funktioniert auch mit Musik bzw. musikalsichen Präferenzen.

Und vielleicht kann man so auch eine gefühlvolle und tiefsinnige Liebesgeschichte erzählen, in der sich beide Partner auch über die Musik näher kommen und immer besser verstehen (lernen).

Just my 2 cents! :D
 

ErgoEE

Mitglied
Irgendwie hat sich die Menschheit nicht sehr viel weiter entwickelt, ja ich erkenne massive Rückschritte
Der Satz ist ganz schön hart.

Also mal ganz nüchtern betrachtet, der Musikgeschmack allein ist keine Basis für eine Beziehung und eine funktionierende Beziehung braucht keine Übereinstimmung im Musikgeschmack.
Sinngemäß wurde hier in einigen Beiträgen Ähnliches schon vermittelt.
Hinzufügen möchte ich mein Ansinnen dieses Gedankenspiels, welches ich nicht als „Problem“ zu verstehen geben wollte, sondern eher als … naja, Gedankenspiel an sich. Hierzu meine Eckpunkte des Gedankenspiels:

1. Menschheit hin oder her, ganz tief in uns bewerten wir immer, behaupte ich jetzt einfach mal. Nehmen wir ein hartes Beispiel: Lohn. Was jeder am Ende des Monats verdient lässt sich in Zahlen ausdrücken und ganz einfach vergleichen. Tut man dies offenkundig, wird es schnell unschön.
Das schöne am Musikgeschmack ist, dass er völlig irrelevant, subjektiv und abgesehen von Verkaufszahlen eines Künstlers nicht messbar ist (wer hört schon Musik, nur um sagen zu können, sie ist erfolgreicher als die meines Gegenübers). Somit kann man mit völliger ironischer Leichtigkeit auch mal herausplautzen: „Meine Musik ist besser als deine!“ was natürlich Quatsch ist und daher nach meiner Meinung einlädt, dieses Thema eher mit einem scherzhaften Zwinkern anzugehen.

2. Die Beziehung lebt vom Miteinander (🤣 ach ja, Beziehungstips können so einfach sein, ich sollte Mentor werden). Spaß beiseite, das Gedankenspiel kam mir, weil viele Menschen Musik stark mit Emotionen und Erinnerungen verbinden. Und in einer Beziehung ist es doch immer schön, wenn man Emotionen und Momente miteinander teilen kann. Deswegen ist die Musik für manche Menschen nun doch nicht völlig irrelevant.
Mein Thema möchte ich hierbei bitte nicht als Manipulation verstehen, sodass man sich nicht aus seiner musikalischen Komfortzone herausbewegen muss. Eher hatte ich nach Ideen gesucht, wie man einen denkbar riesengroßen Kontrast im Musikgeschmack zueinander führen kann. Keine Aufgabe, kein „jetzt hören wir meins, dann hören wir dein“ sondern Türen öffnen, um gemeinsam Musik zu genießen und den anderen darin zu verstehen.
Vielleicht kennt ihr das ja von euch selbst, manchmal entdeckt man Musik, findet sie abstoßend und erst nachdem man über Umwege verschiedene andere Künstler lieben gelernt hat, bekommt man plötzlich einen Zugang zur anfangs verschmähten Musik. Naja und so habe ich mir das bei diesem Gedankenspiel vorgestellt.
 

Spirit328

Power Off! - Zumindest für eine gewisse Zeit
Teammitglied
@ErgoEE ... vielleicht hätte ich doch das </IRONIE> tag dahinter machen sollen? ;)
 
Oben