Poldi
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Unter dem Milchwald – Drei legendäre Hörspielinszenierungen
Erster Eindruck: Phantasievolles Meisterwerk
Das kleine walisische Fischerdorf Llareggubb erlebt einen ganz gewöhnlichen Tag, doch ihre Bewohner erleben ihn sehr unterschiedlich. Ein blinder und einarmiger Kapitän träumt von seinen toten Seekameraden, ein Briefträger liest die Post seiner Empfänger, eine Pensionswirtin weigert sich, Gäste aufzunehmen, da diese das Andenken an ihren verstorbenen Mann beschmutzen könnten...
„Unter dem Milchwald“ war ursprünglich ein englischsprachiges Hörspiel, das Dylan Thomas einige Tage vor seinem Tod geschrieben hat und zu einer großen Popularität gelangt ist – so groß, dass neben einer Verfilmung auch weitere Hörspielumsetzungen folgten. Das britische Original sowie zwei deutsche Umsetzungen, von 1954 und 2003, hat der Hörverlag zusammen in einer Box veröffentlicht, sodass man den Tag in dem kleinen Dorf gleich dreimal erleben kann. Es fällt schwer, „Unter dem Milchwald“ einem Genre zuzuordnen, die die Erzählweise eine ganz besondere ist. Es gibt keine Handlung, vielmehr werden verschiedenste Dialoge mit ganz unterschiedlichen Figuren aneinandergereiht, teilweise nur kleine Ausschnitte und Gedankenfetzen, teilweise ausführlicher. So taucht man nicht nur in eine, sondern in zahlreiche Lebensrealitäten ein, findet sich in immer neuen Situationen wieder und erlebt so eine Vielzahl an Stimmungen. Von traurig melancholischen über romantische oder vor derben Humor triefenden Szenen ist eine sehr breite Palette mit dabei. Interessant auch die schnellen Wechsel, die vom Hörer natürlich einige Aufmerksamkeit verlangt, dafür aber einen ganz eigenen Reiz entfaltet. Schnell findet man sich in den einzelnen Szenen zurecht und ist gespannt, welche kleine Entwicklung auf einen wartet, bis man in die nächste Situation bewegt wird. Eine wunderbar träumerische Erzählung voller Fantasie und Gefühl, das mich völlig mitreißen konnte.
Richard Burton ist in der englischen Fassung in der Rolle eines Erzählers zu hören, er spricht diese mit tragender, volltönender Stimme und verleiht dem Hörspiel eine gewisse Dramatik. Inge Meisel spricht in der deutschen Version von 1954 mit, ihr unverkennbarer Klang war auch damals schon sehr eingängig und präsent, sie liefert eine absolut überzeugende Vorstellung ab. In der neuen Hörfassung von 2003 ist unter anderem Boris Aljinovic zu hören, sein tiefer, sonorer Klang mit den vielen Facetten verleiht dem Hörspiel eine träumerische Note. Weitere zu hörende Sprecher sind Manfred Steffen, Harry Rowohlt und Sophie Rois.
Natürlich sind die drei Hörspiele in ihrer akustischen Gestaltung sehr unterschiedlich geworden. Die beiden älteren Produktionen kommen gänzlich ohne Musik aus, nur einige wenige Klangelemente sind hier zu hören und trennen einzelne Szenen voneinander, sodass die Betonung hier völlig auf den ausdrucksstarken Sprechern liegt und das Ganze den Charme einer Theateraufführung erhält. Die neue Version von 2013 hingegen arbeitet mit ganz unterschiedlichen Klangwelten, untermalt damit auch die gesprochenen Worte. So entsteht ein sehr lebendiger und phantasievoller Ausdruck, da mit prägnanten Instrumenten bestimmte Stellen deutlich betont werden.
Ein wenig von der im Hörspiel erzeugten Stimmung kann auch auf dem Cover wiedergegeben werden, das ähnlich kreativ und phantasievoll wirkt. Auf einem olivgrünen Hintergrund ist ein knorriger Baum zu sehen, ein Seil um Stamm und Äste gewickelt, daran ist ein Anker zu sehen. Autor und Titel sind in einfachen, bunten Lettern aufgedruckt. Die einzelnen CDS befinden sich in einer stabilen, ansehnlichen Pappbox jeweils in einer eigenen Hülle.
Fazit: Ein faszinierendes und ungewöhnliches Werk, das zahlreiche verschiedene Mini-Szenen aneinander reiht und so eine Vielfalt an verschiedenen Stimmungen und Gefühlen erzeugen kann. Darauf muss man sich einlassen können und auch in der passenden Stimmung sein, dann aber ist „Unter dem Milchwald“ ein hervorragendes Werk – und das in gleich drei Umsetzungen, von denen eine auf englisch, eine sehr nüchtern und eine aufwändig inszeniert wurde.
VÖ: 9.Juni 2014
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1410-0
Erster Eindruck: Phantasievolles Meisterwerk
Das kleine walisische Fischerdorf Llareggubb erlebt einen ganz gewöhnlichen Tag, doch ihre Bewohner erleben ihn sehr unterschiedlich. Ein blinder und einarmiger Kapitän träumt von seinen toten Seekameraden, ein Briefträger liest die Post seiner Empfänger, eine Pensionswirtin weigert sich, Gäste aufzunehmen, da diese das Andenken an ihren verstorbenen Mann beschmutzen könnten...
„Unter dem Milchwald“ war ursprünglich ein englischsprachiges Hörspiel, das Dylan Thomas einige Tage vor seinem Tod geschrieben hat und zu einer großen Popularität gelangt ist – so groß, dass neben einer Verfilmung auch weitere Hörspielumsetzungen folgten. Das britische Original sowie zwei deutsche Umsetzungen, von 1954 und 2003, hat der Hörverlag zusammen in einer Box veröffentlicht, sodass man den Tag in dem kleinen Dorf gleich dreimal erleben kann. Es fällt schwer, „Unter dem Milchwald“ einem Genre zuzuordnen, die die Erzählweise eine ganz besondere ist. Es gibt keine Handlung, vielmehr werden verschiedenste Dialoge mit ganz unterschiedlichen Figuren aneinandergereiht, teilweise nur kleine Ausschnitte und Gedankenfetzen, teilweise ausführlicher. So taucht man nicht nur in eine, sondern in zahlreiche Lebensrealitäten ein, findet sich in immer neuen Situationen wieder und erlebt so eine Vielzahl an Stimmungen. Von traurig melancholischen über romantische oder vor derben Humor triefenden Szenen ist eine sehr breite Palette mit dabei. Interessant auch die schnellen Wechsel, die vom Hörer natürlich einige Aufmerksamkeit verlangt, dafür aber einen ganz eigenen Reiz entfaltet. Schnell findet man sich in den einzelnen Szenen zurecht und ist gespannt, welche kleine Entwicklung auf einen wartet, bis man in die nächste Situation bewegt wird. Eine wunderbar träumerische Erzählung voller Fantasie und Gefühl, das mich völlig mitreißen konnte.
Richard Burton ist in der englischen Fassung in der Rolle eines Erzählers zu hören, er spricht diese mit tragender, volltönender Stimme und verleiht dem Hörspiel eine gewisse Dramatik. Inge Meisel spricht in der deutschen Version von 1954 mit, ihr unverkennbarer Klang war auch damals schon sehr eingängig und präsent, sie liefert eine absolut überzeugende Vorstellung ab. In der neuen Hörfassung von 2003 ist unter anderem Boris Aljinovic zu hören, sein tiefer, sonorer Klang mit den vielen Facetten verleiht dem Hörspiel eine träumerische Note. Weitere zu hörende Sprecher sind Manfred Steffen, Harry Rowohlt und Sophie Rois.
Natürlich sind die drei Hörspiele in ihrer akustischen Gestaltung sehr unterschiedlich geworden. Die beiden älteren Produktionen kommen gänzlich ohne Musik aus, nur einige wenige Klangelemente sind hier zu hören und trennen einzelne Szenen voneinander, sodass die Betonung hier völlig auf den ausdrucksstarken Sprechern liegt und das Ganze den Charme einer Theateraufführung erhält. Die neue Version von 2013 hingegen arbeitet mit ganz unterschiedlichen Klangwelten, untermalt damit auch die gesprochenen Worte. So entsteht ein sehr lebendiger und phantasievoller Ausdruck, da mit prägnanten Instrumenten bestimmte Stellen deutlich betont werden.
Ein wenig von der im Hörspiel erzeugten Stimmung kann auch auf dem Cover wiedergegeben werden, das ähnlich kreativ und phantasievoll wirkt. Auf einem olivgrünen Hintergrund ist ein knorriger Baum zu sehen, ein Seil um Stamm und Äste gewickelt, daran ist ein Anker zu sehen. Autor und Titel sind in einfachen, bunten Lettern aufgedruckt. Die einzelnen CDS befinden sich in einer stabilen, ansehnlichen Pappbox jeweils in einer eigenen Hülle.
Fazit: Ein faszinierendes und ungewöhnliches Werk, das zahlreiche verschiedene Mini-Szenen aneinander reiht und so eine Vielfalt an verschiedenen Stimmungen und Gefühlen erzeugen kann. Darauf muss man sich einlassen können und auch in der passenden Stimmung sein, dann aber ist „Unter dem Milchwald“ ein hervorragendes Werk – und das in gleich drei Umsetzungen, von denen eine auf englisch, eine sehr nüchtern und eine aufwändig inszeniert wurde.
VÖ: 9.Juni 2014
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1410-0