Poldi

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Um eine Viertelmillion

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Erster Eindruck: Kampf um die eigenen Prinzipien

Jack Brennan, ein ehemals sehr erfolgreicher Boxer, steht kurz vor einem Kampf, nicht nur sein Trainer sieht seine Chancen sehr gering. Schon beim Training kann er nicht mithalten und ist eher halbherzig bei der Sache. Doch die Lage verändert sich völlig, als er ein unmoralisches Angebot erhält: Ein frühzeitiges K.o. würde nicht nur den Wettmachern eine Menge Geld bringen...

Ernest Hemingway ist wohl den meisten Menschen ein Begriff, der Audioverlag bietet nun die Möglichkeit, seine Werke in Hörspielform zu genießen – eine große Box umfasst satte acht Produktionen, die allerdings auch einzeln erhältlich sind. „Um eine Viertelmillion“ eröffnet die Kollektion einiger seiner größten Werke, das Hörspiel stammt aus dem Jahr 1952 und wurde vom Süddeutschen Rundfunk produziert. Erzählt wird die Geschichte eines in die Jahre gekommenen Boxers, viele Figuren werden um seine Vorbereitungen für den großen Kampf vorgestellt, alle mit ihren eigenen Motiven zu handeln. Interessanterweise wird erst recht spät zu Jack Brennan umgeschaltet, im Vorfeld scheint er zur Marionette seines Trainers und der Wettbüros zu verkommen – was sich schlagartig mit dem Geldangebot für ein verfrühtes K.o. ändert. Sein Kampfgeist erwacht, und es ist für den Hörer sehr interessant, dies mitzuerleben. Brennan beginnt für seine Ideale zu kämpfen, rafft sich auf, glaubt wieder an sich selbst – und das alles in einer Umgebung, die alles andere als moralisch wirkt. Dieser Kontrast macht den Reiz aus und lässt die kontrastreichen Charakter besonders gut wirken, zumal das Ende einiges an Überraschungspotenzial bietet. Die Umsetzung ist sehr auf die Sprecher fixiert, ein Erzähler ist nicht im Einsatz, sodass alles organisch wirkt. Eine interessante Produktion, die sich natürlich stark vom heutigen kommerziellen Hörspiel abhebt und gerade deshalb wert ist, gehört zu werden.

Karl Lange ist hier als Jack Brennan im Einsatz und meistert die anspruchsvolle Rolle mit Bravour. Die Wandlung vom heruntergekommenen Mann ohne Anspruch an sich selbst zum kämpfenden, bis ans letzte gehenden Boxer setzt er glaubwürdig und intensiv um, sodass sie für den Hörer nachvollziehbar wird. Kurt Haars spricht Jerry Doyle, der trotz seiner sympathischen Stimme die zwielichtige Seite des Charakters gut herausarbeiten kann. Heinz Reickes unverwechselbare Stimm passt sehr gut zu Jimmy Walcott, den er mit seiner eigenen Sprechweise ausstattet. Weitere Sprecher sind Kurt Conde, Karl Ebert und Kurt Norgall.

Typisch für die damalige Zeit – immerhin über 50 Jahre ist dieses Hörspiel nun schon alt – ist die akustische Umsetzung sehr spärlich, nur wenige stilistische Klangmittel sind hier eingefügt. So liegt der Fokus noch stärker auf den Sprechern und ihren Dialogen, sie schaffen hier den Hauptteil der Atmosphäre. Wenige Hintergrundgeräusche sind da eine willkommene Abwechslung.

Das Cover wird vom einem neuen Motiv geziert, ein alternder Mann, der sich aufmerksam Notizen macht. Alle CDs der Box sind in einem einheitlichen Look veröffentlicht, die Motive in schwarz weiß, ein kleines Zitat zu dem jeweiligen Werk auf der Rückseite, eine klare Struktur der Aufmachung. Im Inneren ist dann ein informativer Text zur Entstehungsgeschichte zu lesen.

Fazit: Einer der berühmtesten Autoren mit einer mitreißenden Geschichte voller Emotionen, Kampfgeist und auch Niedertracht – hörenswert!

VÖ: 20.Mai 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-084-5
 
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