gruenspatz

Schreibstift-Stift
T.C. Boyle - Wassermusik

Hörspiel
ca. 310 Minuten
Produktion: NDR Info 2005
Der Hörverlag
4 CDs; ISBN 978-3-89940-516-3; Euro 19,95


Sprecher:
Thomas Fritsch, Udo Schenk, Doris Kunstmann, Andreas Pietschmann, Matthias Koeberlin, Anna Thalbach, Michael Habeck, Traugott Buhre, Peter Fricke, Horst Bollmann, Wanja Mues u.v.a.

Inhalt:
Zocker und Voyeure, Hexen und Sadisten, Huren, fremdartige Schönheiten und schottische Kleinbürger: T.C. Boyle erzählt die überbordende Geschichte von Mungo Parks, der sich um das Jahr 1800 auf die Suche nach dem Niger machte, und vom Schicksal eines Londoner Trickbetrügers namens Ned Rise. Leonhard Koppelmann schuf ein Hörspiel, das raffiniert die Erzählstränge in Afrika, London und Schottland miteinander verschränkt – voller ironischer Kommentare und schwarzem Humor.


Kritik:

1795 - Der Kampf um den Niger ist in Europa schon lange entbrannt: England, Dänemark und etliche andere Länder strecken ihre gierigen Finger nach dem Profit versprechenden geheimnisvollen Strom im Westen Afrikas aus...

"Wassermusik" von T.C. Boyle ist eine farbenprächtige, schillernde, abenteuerliche Geschichte, die von bizarren Figuren, Taten und haarsträubenden Ereignissen nur so strotzt: Zum einen erzählt sie die Geschichte des schottischen Landartzes Mungo Park, der zweimal zwischen 1795 und 1806 Expeditionen von der westafrikanischen Küste zum Niger hin unternimmt, welcher bis zum damaligen Zeitpunkt unter Europäern als noch nicht erforscht galt. Zum anderen erzählt "Wassermusik" aber auch die sagenhafte Geschichte des Säufers, Gossenkinds und armen Schluckers Ned Rice, der zur selben Zeit in London lebt - oder vegetiert, und trotz Intelligenz und Skrupellosigkeit dem Strick nicht entgehen kann (auch wenn das noch lange nicht sein Ende bedeutet!) und dem Tod gleich mehrfach von der Schippe springt.

Doch neben Mungo Park und Ned Rice gibt es noch zahlreiche andere Charaktere, mit denen man ganze Bücher befüllen könnte: Da ist Mungos Liebste Ailie, die zuhause in Schottland einen Großteil ihres Lebens mit Warten zubringt, bis sie schließlich selbst die Zügel ihres Lebens in die Hand nimmt, Mungos schwarzer Diener "Johnson", der im heimischen Afrika in seiner Hütte die gesammelten Werke Shakespeares im Regal stehen hat, Ned Rice's Mentor Barrenboyne, der Rice kurzfristig dem Elend der Gosse entreißt, Neds widerlicher Lump von einem Stiefvater, der das Kind zum Krüppel macht, damit es ein paar Pence mehr die Woche vom Betteln heimbringt - Neds grausame Kumpel, Ailies beharrlicher Verehrer, jede Menge "wilder" Schwarzer, die hyperfette Fatima, die einen Narren an Mungo gefressen hat, und und und...

Es ist wohl eines der besten Bücher des Enfant terrible der Literaturszene T.C. Boyle, an die sich Regisseur Leonhard Koppelmann hier gewagt hat - und wieder einmal beweist er, dass selbst schwer umsetzbarer Literaturstoff zu einem genialen Hörspiel in Szene gesetzt werden kann.

Gleich drei Erzähler weist das Hörspiel auf, die mit Thomas Fritsch, Udo Schenk und Doris Kunstmann brillant besetzt sind. Auch die Hauptrollen sind äußerst stark besetzt - Andreas Pietschmann als Mungo Park, Matthias Koeberlin als Ned Rice, Anna Thalbach alias Ailie, Michael Habeck alias Johnson spielen sich gegenseitig an die Wand, dass es eine Freude ist. Im Großen und Ganzen betrachtet weist die Sprecherriege viele große Namen auf, die allesamt großes Hörkino ins Ohr zu zaubern verstehen: Horst Bollmann, Traugott Buhre, Peter Fricke oder Wanja Mues sind nur einige weitere.

Auch musikalisch wurde nicht gespart: Henrik Albrecht zeichnet für die Musik verantwortlich, die von der NDR Radiophilharmonie Hannover unter Andreas Hempel eigens für diese Produktion eingespielt wurde.

Fazit:

Prall, toll, brutal - fantastisch, farbenprächtig, schillernd - abenteuerlich, witzig, spannend - ein grandioses Hörpiel und großes Hörkino! Unbedingter Hörtipp!



Weitere Infos: http://www.hoerverlag.de - hier gibt es auch Hörproben!
 
Oben