Poldi

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Starke Stücke – Richard Wagner: Der fliegende Holländer

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Erster Eindruck: Die Entstehung einer Oper

Kapitän Windpust hat schon so einige stürmische Nacht auf hoher See erlebt und viele Abenteuer bestritten. Doch er weiß auch von dem berühmten Komponisten Richard Wagner zu berichten, der mit seiner Frau Minna wegen seiner hohen Schulden aus seinem Heim in eine andere Stadt flieht, aber immer noch fest an seinen ganz großen Durchbruch glaubt. Auf ihrer Reise legen sie eine Strecke auch auf einem Segelschiff zurück…

In der Reihe „Starke Stücke“ von Idel Genius werden klassische Musikstücke zum Thema genommen. Nicht zum ersten mal ist nun ein Werk von Richard Wagner aufgenommen worden, und zwar seine populäre Oper „Der fliegende Holländer“, die im Kern ja eine Geistergeschichte ist. Hier wird aber zunächst die Seefahrer-Symbolik behandelt, in einer stimmungsvollen Anfangsszene wird Windpust vorgestellt und eine atmosphärische kleine Geschichte über ihn erzählt. Dann kommt der Schwenk auf Wagner, sein Leben als armer Komponist, seine Hoffnung auf ein erfolgreiches Leben, vollkommen überzeugt von seinem eigenen Genie. Seine Leidenschaft und sein Ausblenden aller anderen Probleme werden dabei sehr gut in Szene gesetzt, kommen deutlich zur Geltung. Auch die Liebe zwischen Richard und Minna Wagner und ihre ganz besondere Beziehung zueinander sind treffend dargestellt und tragen zum Unterhaltungswert bei. Kernstück ist aber etwa im letzten Drittel die Schifffahrt, in der Wagner von der Legende des fliegenden Holländers erfährt. Die Entwicklung dieser Handlung geht flott voran und endet in einem spektakulären, atmosphärisch sehr dichten Finale, das zeigt, wie Wagner zu seiner berühmten Oper inspiriert wurde. Die Verknüpfung der verschiedenen Themen, die verschiedenen Erzählebenen, die abwechslungsreiche flüssige Erzählung und das wirklich richtig gut erzählte Finale – hier passt alles nahtlos ineinander und wird zu einer sehr hörenswerten Folge der Serie.

Auch hier wurden zahlreiche in Hörspielen eher unbekannte Sprecher zu hören, die aber allesamt gut gewählt wurden, einen Ausreißer nach unten gibt es hier nicht. Gut gefallen hat mir Nico Holonics als Richard Wager, der den fiebrigen Eifer, die unendliche Leidenschaft zur Musik, aber auch das Abgrenzen von weltlichen Problemen können durch ihn sehr gut auf den Hörer wirken. Seine Frau Minna wird von Katja Schild gesprochen, deren sehr angenehm klare Stimme gut zu der Rolle passt und ihren Partner etwas erden kann. Erzähler und gleichzeitig Kapitän Windpust ist Stefan Wilkening, er kann in beiden Funktionen überzeugende Ergebnisse abliefern. Weitere Sprecher sind Stefan Bissmeier, Kai Taschner und Ferdinand von Canstein.

Selbstverständlich wurde viel Musik aus dem „Fliegenden Holländer“ verwendet, um der Geschichte einen ebenso stimmungsvollen wie passenden Hintergrund zu verleihen. Diese sind recht eindringlich und druckvoll eingebaut, besonders die gruseligen Szenen am Ende sind bestens ausgestattet. Auch hier liegt wieder eine Bonus-CD bei, die über 70 Minuten Musik aus der Oper enthält und so dazu einlädt, nach dem Hörspiel direkt auch der Original-Geschichte zu lauschen.

Ein Mann steht einsam am Sandstrand und schaut hinaus auf das blaue Meer, das zugleich mit dem dunklen Himmel zu verschmelzen scheint. In unheimlichem Licht hebt sich dabei ein über den Wellen fliegendes Schiff ab. Ein ansehnliches und sehr passendes Titelbild für dieses Hörspiel. Überraschend dick ist das Booklet, das neben einem Einführungstext und einer Trackliste noch zahlreiche Passagen aus dem Fliegenden Holländer enthält.

Fazit: Hier wird ein vielfältiger Blick auf die mögliche Entstehung der berühmten Oper geworfen, ein bisschen Seefahrerromantik, ein bisschen Grusel, eine kleine tragische Liebesgeschichte und auch das bewegte Leben von Wagner ergeben ein abwechslungsreiches und spannendes Hörspiel, das bei weitem nicht nur für Kinder geeignet ist, sondern auch Erwachsenen Spaß macht.

VÖ: 1.August 2013
Label: Igel Genius
Bestellnummer: 978-3-7313-1006-8
 
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