soundjob

Tontüte & Hörspielfrisör
Sprechprobe
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Soundjobs Soundgeflüster.
Lüfterrauschen entfernen
(mit Audacity).

Wer kennt das nicht ?
Der Raum ist endlich flatterechofrei optimiert, die Performance vor dem Mik gelungen... und dann macht der PC-Lüfter einen doch mehr oder minder großen Strich durch die Rechnung.
Aber mit Audacity gibt es rettend reparierende Hilfe, die ziemlich brauchbare Ergebnisse hervorbringt und im Gegensatz zu den Platzhirschtools wie z.B. RX, nix kostet.

Der Versuchsaufbau war folgender:
Ich habe einen Text "solo" und "nebengeräuschfrei" im optimierten Raum eingesprochen, welches als Referenz dafür dient, um A/B-Qualitätsvergleiche mit den nachträglich bereinigten Files anstellen zu können.
In diesem "Solo-Text", habe ich dann jeweils ein Lüftergeräusch eingefügt... ein etwas lauteres Lüfterrauschen, was eine Aufnahme sofort in den Mülleimer wandern ließe... und einmal einen leiser aber noch wahrnehmbaren Lüfter, wie er im "Normalfall-Szenario" manchmal noch auf Aufnahmen mit drauf ist.
Diese beiden "lüfterverrauschten" Aufnahmen, habe ich dann mit Audacity`s "Rauschverminderungseffekt" entfernt.


Zunächst die Sounddemos:

Das Solo-Original



Lüfterrauschen A (lauter Lüfter)


Lüfterrauschen A (Lüfterrauschen entfernt)



Lüfterrauschen B (leiser Lüfter)


Lüfterrauschen B (Lüfterrauschen entfernt)



Das TUTORIAL

(Zum Vergrößern der Bilder diese bitte anklicken).
TutLüfter_A.jpg

Zunächst geht es darum ein analysierbares Rauschprofil in einer Aufnahme ermitteln zu können.
1. Markiere einen kleinen Bereich von ca. 1 Sekunde (oder mehr) irgendwo in deiner Aufnahme, wo das Rauschen für sich alleine steht.
2. Gehe im Menü auf"Effekt" ...
3. Wähle im Reiter den Effekt "Rauschverminderung" aus.


TutLüfter_B.jpg

4. Klicke auf "Rauschprofil ermitteln".
Das Fenster schließt daraufhin automatisch und Audacity hat zunächst nur das Rauschprofil ermittelt, aber den Effekt selbst noch nicht angewandt.

TutLüfter_C.jpg

5. Klicke in den Spurmanager, damit automatisch die gesamte Spur ausgewählt wird (hier komplett blau markiert).
Danach können wir auf der gesamt markierten Spur den Effekt wie folgt anwenden.

TutLüfter_D2.jpg

6. Wähler wieder im Menü/Reiter "Effekt" aus...
7. Gehe abermals auf "Rausch-Verminderung"
(das Rauschprofil wurde vorher ja bereits ermittelt).
8. Stelle nun die Parameter für "Rauschverminderung", "Empfindlichkeit" und "Frequenzglättung" ein. (*Dazu an späterer Stelle mehr)
9. Durch die Option "Vorhören" hörst du probehalber vor, ob der Effekt zu deiner Zufriedenheit eingestellt ist.
10. Wenn alles zu deiner Zufriedenheit ist, klicke auf "OK" und der Rauschverminderungseffekt wird nun angewandt.


Das war es auch schon. Der Effekt lässt sich gut für u.a. Lüfterrauschen, Rauschen allgemein, Surren und auch Brummen(!) anwenden.


*Zu den Parametern:
TutLüfter_E.jpg

Grundsätzlich stehen die Funktionen "Rauschverminderung", "Empfindlichkeit" und "Frequenzglättung" in direkter Abhängigkeit als Kompromisswerte zueinander und hier mit den Parametern etwas experimentiert werden muss, um ein optimales Ergebnis zu erhalten.

Rauschverminderung: Gibt an, ab welchem Schwellenwert das Rauschen im Hintergrund verringert wird.
Haben wir ein wirklich nur recht leises Rauschen im Hintergrund, kann durchaus mit Werten schon ab 16 dB gespielt werden.
Je lauter das Hintergrundrauschen ist, muss natürlich auch der Wert erhöht werden.

Empfindlichkeit: Wieviel Qualität bleibt von der Originalaufnahme noch erhalten ? Je niedriger der Wert ist (hier z.B. 4), umso mehr bleibt auch von der ursprünglichen Qualität (Sprachverständlichkeit) erhalten. Wird der Wert erhöht (auf z.B. 8), umso weniger Nutzsignal bleibt gegenüber dem Rauschabstand erhalten.
Hier ist es wichtig, insbesondere mit den Werten der Rauschverminderung und der Empfindlichkeit einen guten Kompromiss zu finden.
Ideal und vorrangig für eine gute Sprachverständlichkeit, wäre stets ein Wert mit niedriger Empfindlichkeit (mitunter sogar bei "0") und ggfls. die Rauschverminderung schrittweise erhöht wird. Umgekehrt kann es dann funktionieren, wenn die Aufnahme etwas stärker verrauscht ist, die Empfindlichkeit schrittweise weiter zu erhöhen.

Frequenzglättung: Ist in etwa der "Mixdown" beider Werte der Rauschverminderung+Empfindlichkeit.
Je weniger Bänder eingesetzt werden müssen, umso klarer bleibt die Frequenzglättung.
Werden mehr Bänder eingesetzt, findet mehr Phasenauslöschung statt und die Sprachverständlichkeit fängt merklich zu schwimmen und "flangen" an.

Grundsätzlich ist für die Qualität der "Rauschentfernung" natürlich wichtig, wie gut und sauber das Ausgangssignal im Vorfeld ist.
Eine an sich gute Studioqualität des Mikrofonsignals in einer moderat aufgenommenen Lautstärke mit nur minimalen Rauschen, wird zu brauchbaren Ergebnissen führen.
Auch führen verarbeitbare Losless-Formate wie Wave etc. bzgl. Artefakte der Sprachverständlichkeit zu besseren Ergebnissen, als z.B. mp3-Files.

Ich hoffe, euch ein wenig mit dem Tutorial geholfen haben zu können. :)

Zum Schluss in eigener Sache:
Bedenkt bitte immer, dass jeglicher Repair&Restaurationseingriff zu Lasten der Originalqualität gehen wird. Immer !
Wenn ihr z.B. als Sprecher an einem Projekt mitwirkt, welches unter den fähigen Fingern eines Tontechnikers steht, dann überlasst dennoch bitte dem Techniker das Cleanen eurer Aufnahmen und schickt ihm ausschließlich nur unbearbeitete Originalaufnahmen (oder fragt vorher an).
In der Regel muss eine Aufnahme auch noch in weiteren, sowie anderen Schritten nachbereitet werden und für das bestmöglichste Ergebnis, die unbearbeitete Originalaufnahme dafür auch IMMER die beste Ausgangslage für den Techniker ist.
 
Zuletzt bearbeitet:

MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
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Wunderbar!. Ich nutze Audacity tatsächlich fast ausschließlich genau wegen dieser Rauschunterdrückungs-Funktion, die du hier nochmal ganz hervorragend vorgestellt und erklärt hast. Nur die Parameter habe ich bisher vorsichtshalber immer beim Default-Wert stehen lassen - aber jetzt auch hier noch was dazugelernt. Danke!
 

soundjob

Tontüte & Hörspielfrisör
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Ich war sehr positiv überrascht, dass Audacity eine solche Funktion der Rauschprofilanalyse drin hat- und diese tatsächlich erstaunlich gut funktionieren kann.
Hatte ursprünglich auch noch ein Demo mit typischer "Brummschleife" mit drin, welches ebenfalls sehr brauchbar sauber entfernt wurde. (Das Ergebnis ist praktisch das Gleiche in Grün :D).

In der Tat kitzelt man mitunter noch ein paar mehr Prozent eines Ergebnisses heraus, wenn man mit den Einstellungen etwas spielt.
Ich sag mal so: Je mehr die Fader stets zur linken Seite hin mit niedrigen Werten zeigen, umso mehr Original/Qualität bleibt erhalten... natürlich in Abhängigkeit davon, ob ein Rauschen auch noch gut entfernt wird.

Die Grundeinstellung ist, glaube ich:
"Rausch"= 19
"Empfind."=12
"Bänder"= 6
... was relativ "schonungslos" etwaiges Rauschen, aber auch `ne gute Prise Qualität entfernt.

Ich würde folgende Vorgehensweise vorschlagen:
"Rausch" bei 19 erst einmal stehen zu lassen.
Dann die "Empfind." auf 6 einstellen und schauen, was da noch geht... optimaler wird es, wenn es noch niedriger gehen kann.
Wenn es mit der "Empfind." nicht mehr niedriger geht und man einen guten Wert gefunden hat, dann mal die "Rausch" in Richtung z.B. 16 absenken und schauen, wann da beginnt, etwas durchzusickern.
Hat man auch hier gute Werte gefunden, dann die "Bänder" reduzieren.

Ansonsten, wenn man wieder gegenkorrigieren muss, die Werte, wieder zunächst bei "Rausch" langsam erhöhen (ist ja jetzt legal 😁) und so lange es geht, die "Empfind." noch niedrig zu halten- und dann schrittweise anzupassen.
 

Spirit328

Power Off! - Zumindest für eine gewisse Zeit
Teammitglied
Wunderbar!. Ich nutze Audacity tatsächlich fast ausschließlich genau wegen dieser Rauschunterdrückungs-Funktion, die du hier nochmal ganz hervorragend vorgestellt und erklärt hast. Nur die Parameter habe ich bisher vorsichtshalber immer beim Default-Wert stehen lassen - aber jetzt auch hier noch was dazugelernt. Danke!
Das gibt es auch in REAPER! :)
Gugst Du HIER!

Man muss ja nicht immer selber alles tippen :D
 

soundjob

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Ja, es funktioniert auch sehr einfach und gut in Reaper.(y)

Allerdings finde ich das Endergebnis in Audacity doch eine Ecke besser, da der Lüfter, bzw. das Flirren in Reaper (hier mit FIR-Rauschprofilanalye), inmitten des Texts noch ein Prise wahrnehmbarer vernommen wird, als das Ergebnis in Audacity.
Es sind jedoch auch wirklich nur "Haarspalterei"-feinkleine Unterschiede zwischen beiden Ergebnissen ;).

(Qualitativ würde ich da zwar eher sagen: Audacity... allerdings liegen die Vorteile einer non-destruktiven Arbeitsweise in z.B. Reaper, sowie alle anderen modernen DAWs gegenüber Audacity, auf der Hand).
 

alphawolf300

Mitglied
Was haltet ihr von der Möglichkeit, das Rauschen bloß leiser zu machen (oder sogar drin zu lassen) und mit einem Voice Gate zu arbeiten? Das Rauschen wird in den Sprechpausen gefiltert, beim Sprechen übertönt die Stimme das Rauschen oft, sodass es kaum mehr als solches wahrgenommen wird. Im Hörspiel mit Nebengeräuschen (es ist ja selten ganz still) fällt es vielleicht dadurch weniger negativ auf als eine Stimme, die blechern klingt, weil ihr durch die Rauschentfernung nun auch Frequenzen fehlen, die eine gewisse Brillanz ausmachten.
Ich bin weder Soundtechniker noch habe ich große Ahnung, habe aber ohne Erfahrung in den letzten Jahren viel Sound durch Ahnungslosigkeit verhunzt und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich es eher verschlimmbessere, wenn ich mich da zu viel dran wage.
 

Spirit328

Power Off! - Zumindest für eine gewisse Zeit
Teammitglied
@soundjob
Das "eingebaute" Tool in Reaper ist a) vorhanden und b) es macht etwas. Es macht das nicht wirklich gut, aber für die meisten Fälle reicht es. Man kann ja auch nicht gleich immer mit RX Izotope draufschlagen. :) Mal ganz davon abgesehen, dass dieses Tool auch so seine Tücken hat.

So gut die Tools auch alle sind, ich halte es da nach alter Väter Sitte: Nimmt nichts auf, was Du nicht haben willst. :)
Aber manchmal ist ein Take so genial UND hat aus irgendwelchen Gründen halt etwas drauf, was da nicht hin soll, dann ist man für solche Möglichkeiten sicherlich dankbar. :D
 

Spirit328

Power Off! - Zumindest für eine gewisse Zeit
Teammitglied
@alphawolf300

Grundsätzlich kein schlechter Ansatz.
Nur sind Noisegates ein ziemlich brachiales Werkzeug in diesem Zusammenhang. Ich würde da eher einen Expander einsetzen.

Doch bloß, weil man etwas nicht dominant hört, heißt das nicht, dass es nicht einen Einfluß hat.
Nach dem sog. "Additionstheorem", beeinflußt JEDES Signal ein anderes, wenn sie über denselben Weg übermittelt werden.
In unserem Fall verändert das Rauschen den Sound. Mehr oder weniger.

Von daher ist es nicht falsch, was Du anmerkst, aber die Auswirkungen sind da; wenn auch nicht immer hörbar.
Das Problem ist nur, dass das menschliche Gehör mit zunehmender Hörerfahrung Dinge wahrnimmt, die es vorher nicht wahrgenommen hat. Ein ganz typisches Beispiel ist "Hall", im Sinne eines Effektes, der hinzugemischt wird.
Das wenig geübte Ohr hört Hall etwa 11dB leiser als ein geübtes Ohr. Das ist ziemlich viel.
So ist es auch mit Rauschen oder anderen Geräuschen, die nicht wirklich "Nutzsignal" sind.

Wenn man aber keine andere Wahl und auch noch Eile hat, kann man zumindest das Schlimmste mit Deinem Ansatz bearbeiten. Richtig gut wird das nicht, schlecht aber auch nicht.
Wenn man keinen Expander hat, kann man das Noisegate langsam, besser "langsamer" zugehen lassen. Auch das ist ein Kompromis und macht die Sache nicht unbedingt besser.

Aber lass Dich von ersten Irrungen und Fehlern NICHT entmutigen. Wir alle, die hier mit Sound zu tun haben, haben am Anfang so manche Fehler gemacht, Auftritte quasi ruiniert, Aufnahmen gelöscht und wer weiß was wie und warum zusammengemischt.
Es ist nicht schlimm Fehler zu machen, es ist nur schlimm nicht aus ihnen zu lernen.

Und einige der großartigsten Effekte (z.B.: Flanging) soll durch einen bewußten "Fehler" entstanden sein, als John Lennon aus Gag eine der Bandmaschinen leicht mit der Hand gebremst hat. Den Effekt fanden alle "cool" und so wurde daran gearbeitet das zu reproduzieren. Ohne Flanger würde uns heute so einiges fehlen ;)

Also! Probieren, Fehler machen, daraus lernen, besser machen, wieder Fehler entdecken, wieder besser machen .... willkommen in der Welt der Tontechnik. - Ach so, ja! Bei Fragen einfach Fragen fragen. :D
 
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soundjob

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@soundjob
Das "eingebaute" Tool in Reaper ist a) vorhanden und b) es macht etwas. Es macht das nicht wirklich gut, aber für die meisten Fälle reicht es. Man kann ja auch nicht gleich immer mit RX Izotope draufschlagen. :) Mal ganz davon abgesehen, dass dieses Tool auch so seine Tücken hat.

So gut die Tools auch alle sind, ich halte es da nach alter Väter Sitte: Nimmt nichts auf, was Du nicht haben willst. :)
Aber manchmal ist ein Take so genial UND hat aus irgendwelchen Gründen halt etwas drauf, was da nicht hin soll, dann ist man für solche Möglichkeiten sicherlich dankbar. :D
Ich fand das Ergebnis in Reaper beim "leisen Rauschen"-Demo ebenfalls absolut brauchbar gut und gar nicht zu bemeckern 😄.
Ich würde ehrlich gesagt auch nicht extra aus Reaper heraus, nun Audacity starten, nur um das File zu cleanen... die Unterschiede sind da wirklich nur so marginal und wahrscheinlich fällt es auch ohnehin eher Spezies wie uns auf.

Definitiv ist es ein probates Mittel um das typische Szenario "vom leisen Hintergrundrauschen" im Notfall/Bedarfsfall entfernen zu können, finde ich.
Bin ich absolut bei dir, dass Repair-Eingriffe auch nur als solche verstanden sein sollten und kein Usus, um dahingehend nun seine Aufnahmesituation nicht mehr verbessern zu wollen 😄.
Denn alles was aus `ner Aufnahme post-edit raus muss irgendwie, sollte am besten natürlich erst gar nicht in die Aufnahme reingelangen... ich denke, da sind wir beide einer Meinung.;)

Nochmal kurz zu Audacity/Reaper:
Audacitys größte Schwäche ist ja halt die alte destruktive HD-Arbeitsweise Anno 90er Jahre, mit dem Überschreiben des Files, im Gegensatz zu DAWs wie eben Reaper&Co, welche etwaige Modifikationen durch PlugIns gottseidank ja nur routend durchschleifen und alles jederzeit rückgängig austauschbar widerrufbar bleibt.
 
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