Poldi
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Themenstarter/in
Sherlock Holmes und das Geheimnis des weißen Bandes
Erster Eindruck: Meisterliche Umsetzung einer gelungenen Vorlage
Eigentlich wollte Dr. Watson für immer den Mantel des Schweigens über die Ereignisse aus dem aufkommenden Winter des Jahres 1890 legen. Doch Jahrzehnte später drängt es ihn, die Geschichte doch noch zu erzählen, bei dem Sherlock Holmes bei seinen Ermittlungen immer wieder ein weißes Band begegnet. Nicht ahnend, welches Ausmaß an menschlichen Abgründen sich auftun wird, tappt der Meisterdetektiv offenen Auges in eine perfide Falle...
Mit seiner Neuvertonung um Paul Temple hat sich Bastian Pastewka bereits einen Namen in Hörspielkreisen gemacht. Umso gespannter durfte man sein, dass er jetzt einen Roman über Sherlock Holmes für den WDR und Radio Bremen vertont hat, die Kaufversion ist bei Goya Lit erschienen. Sehr erstaunlich ist, dass er eine sehr ernste Erzählweise gewählt hat, der sonst als sehr humoristisch bekannte Schauspieler hat sich hier völlig auf die Erzählung von Anthony Horowitz eingelassen. Bereits die Rahmenhandlung, in der der deutlich gealterte Dr. Watson als Erzähler auftritt, strahlt eine große Melancholie aus, die tragende Wortwahl und die schwermütige Gedankenwelt des Chronisten sind sehr intensiv in Szene gesetzt. Und auch der Grund, warum Watson sein Schweigen bricht, ist gut erklärt und stärkt die Glaubwürdigkeit der Szenerie. Hauptaugenmerk liegt aber natürlich auf der Handlung, und diese schafft es schnell, den Hörer in ihren Bann zu ziehen. Vom ersten Besuch seines Mandanten an entwickelt sich eine sehr dichte Erzählung, die über unterschiedliche Stimmungen und Szenarien führt und dabei sehr abwechslungsreich bleibt. Dabei gibt es Tote, harte Maßnahmen gegen Holmes, aber auch viele Bekannte aus den ursprünglichen Geschichten tauchen auf. Die Spannung steigt dabei stetig und endet auch mit der Auflösung nicht – immer weitere Geheimnisse werden dabei aufgedeckt. Dabei wird tief in die Abgründe der menschlichen Seele geblickt, es gibt erstaunliche und dennoch sehr passende Wendungen, und am Ende ist dann jedes noch so kleine Detail aus der Handlung aufgeklärt. Das ist geradezu meisterhaft erzählt und hat mich vollkommen begeistert, zumal auch die Atmosphäre äußerst eingängig und düster geraten ist.
Das Sprecherensemble setzt nicht auf die üblichen bekannten Sprecher aus kommerziellen Hörspielen, allesamt wurden sehr sorgfältig ausgewählt und verkörpern ihre Rollen auf der eingängige Weise, unter ihnen beispielsweise Rainer Boch, Cathlen Gawlich und Christoph Maria Herbst. Frank Röth ist in der Rolle des Sherlock Holmes zu hören und findet seinen ganz eigenen Weg, diesen zu interpretieren – sehr ernst und konzentriert, nur manchmal transportiert er einen Funken Spott über seine Stimme. So zeigt er eine andere Seite des Meisterdetektivs, die sehr stimmig wirkt. Gerhard Gerbers ist als Dr. Watson zu hören, der in seinen Erzählszenen düster, melancholisch, fast schon depressiv spricht, was sehr intensiv auf den Hörer wirkt, und auch ansonsten eine sehr starke und eingängige Leistung abliefert. Sehr gut gefallen hat mir auch Walter Sittler in der Rolle des Mycroft Holmes, der eine überhebliche, einprägsame Sprechweise wählt und dabei schnell im Gedächtnis haften bleibt.
Fast schon klassisch konzentriert sich auch diese Sherlock Holmes-Vertonung auf die Dialoge, die größtenteils ohne musikalische Begleitung auskommen. Doch in den Übergängen wurde ein orchestraler Soundtrack eingespielt, der ebenso düster ist wie die Handlung selbst und immer wieder mit neuen Feinheiten überrascht. Dabei wird auch der Spannungsbogen gekonnt nachgezeichnet. Großes Lob verdient auch die Geräuschkulisse, die sich sehr lebendig in die Dialoge integriert.
Schlicht, und dennoch ergreifend ist das Cover dieser Folge gelungen. Die Silhouette des Pfeife rauchenden Meisterdetektivs hebt sich nur leicht von dem dunkelgrauen Hintergrund ab, teils in verschnörkelter Schrift sind Titel und Mitwirkende in weiß aufgedruckt. Der dicken Plastikhülle liegt neben den drei CDs auch noch ein Booklet mit Trackübersicht und Kurzinformationen zu vielen Sprechern bei.
Fazit: „Sherlock Holmes und das Geheimnis des weißen Bandes“ hebt sich stark von den bekannten, lockeren Umsetzungen ab und präsentiert sich ausgesprochen düster und melancholisch. Das Thema ist sehr eindringlich umgesetzt, die Spannung in jeder Minute spürbar, die Umsetzung eindringlich und atmosphärisch. Eine herausragende Produktion und fast schon ein Muss für Hörspielhörer.
VÖ: 13. Januar 2017
Label: Goya Lit
Bestellnummer: 4012144372628
Erster Eindruck: Meisterliche Umsetzung einer gelungenen Vorlage
Eigentlich wollte Dr. Watson für immer den Mantel des Schweigens über die Ereignisse aus dem aufkommenden Winter des Jahres 1890 legen. Doch Jahrzehnte später drängt es ihn, die Geschichte doch noch zu erzählen, bei dem Sherlock Holmes bei seinen Ermittlungen immer wieder ein weißes Band begegnet. Nicht ahnend, welches Ausmaß an menschlichen Abgründen sich auftun wird, tappt der Meisterdetektiv offenen Auges in eine perfide Falle...
Mit seiner Neuvertonung um Paul Temple hat sich Bastian Pastewka bereits einen Namen in Hörspielkreisen gemacht. Umso gespannter durfte man sein, dass er jetzt einen Roman über Sherlock Holmes für den WDR und Radio Bremen vertont hat, die Kaufversion ist bei Goya Lit erschienen. Sehr erstaunlich ist, dass er eine sehr ernste Erzählweise gewählt hat, der sonst als sehr humoristisch bekannte Schauspieler hat sich hier völlig auf die Erzählung von Anthony Horowitz eingelassen. Bereits die Rahmenhandlung, in der der deutlich gealterte Dr. Watson als Erzähler auftritt, strahlt eine große Melancholie aus, die tragende Wortwahl und die schwermütige Gedankenwelt des Chronisten sind sehr intensiv in Szene gesetzt. Und auch der Grund, warum Watson sein Schweigen bricht, ist gut erklärt und stärkt die Glaubwürdigkeit der Szenerie. Hauptaugenmerk liegt aber natürlich auf der Handlung, und diese schafft es schnell, den Hörer in ihren Bann zu ziehen. Vom ersten Besuch seines Mandanten an entwickelt sich eine sehr dichte Erzählung, die über unterschiedliche Stimmungen und Szenarien führt und dabei sehr abwechslungsreich bleibt. Dabei gibt es Tote, harte Maßnahmen gegen Holmes, aber auch viele Bekannte aus den ursprünglichen Geschichten tauchen auf. Die Spannung steigt dabei stetig und endet auch mit der Auflösung nicht – immer weitere Geheimnisse werden dabei aufgedeckt. Dabei wird tief in die Abgründe der menschlichen Seele geblickt, es gibt erstaunliche und dennoch sehr passende Wendungen, und am Ende ist dann jedes noch so kleine Detail aus der Handlung aufgeklärt. Das ist geradezu meisterhaft erzählt und hat mich vollkommen begeistert, zumal auch die Atmosphäre äußerst eingängig und düster geraten ist.
Das Sprecherensemble setzt nicht auf die üblichen bekannten Sprecher aus kommerziellen Hörspielen, allesamt wurden sehr sorgfältig ausgewählt und verkörpern ihre Rollen auf der eingängige Weise, unter ihnen beispielsweise Rainer Boch, Cathlen Gawlich und Christoph Maria Herbst. Frank Röth ist in der Rolle des Sherlock Holmes zu hören und findet seinen ganz eigenen Weg, diesen zu interpretieren – sehr ernst und konzentriert, nur manchmal transportiert er einen Funken Spott über seine Stimme. So zeigt er eine andere Seite des Meisterdetektivs, die sehr stimmig wirkt. Gerhard Gerbers ist als Dr. Watson zu hören, der in seinen Erzählszenen düster, melancholisch, fast schon depressiv spricht, was sehr intensiv auf den Hörer wirkt, und auch ansonsten eine sehr starke und eingängige Leistung abliefert. Sehr gut gefallen hat mir auch Walter Sittler in der Rolle des Mycroft Holmes, der eine überhebliche, einprägsame Sprechweise wählt und dabei schnell im Gedächtnis haften bleibt.
Fast schon klassisch konzentriert sich auch diese Sherlock Holmes-Vertonung auf die Dialoge, die größtenteils ohne musikalische Begleitung auskommen. Doch in den Übergängen wurde ein orchestraler Soundtrack eingespielt, der ebenso düster ist wie die Handlung selbst und immer wieder mit neuen Feinheiten überrascht. Dabei wird auch der Spannungsbogen gekonnt nachgezeichnet. Großes Lob verdient auch die Geräuschkulisse, die sich sehr lebendig in die Dialoge integriert.
Schlicht, und dennoch ergreifend ist das Cover dieser Folge gelungen. Die Silhouette des Pfeife rauchenden Meisterdetektivs hebt sich nur leicht von dem dunkelgrauen Hintergrund ab, teils in verschnörkelter Schrift sind Titel und Mitwirkende in weiß aufgedruckt. Der dicken Plastikhülle liegt neben den drei CDs auch noch ein Booklet mit Trackübersicht und Kurzinformationen zu vielen Sprechern bei.
Fazit: „Sherlock Holmes und das Geheimnis des weißen Bandes“ hebt sich stark von den bekannten, lockeren Umsetzungen ab und präsentiert sich ausgesprochen düster und melancholisch. Das Thema ist sehr eindringlich umgesetzt, die Spannung in jeder Minute spürbar, die Umsetzung eindringlich und atmosphärisch. Eine herausragende Produktion und fast schon ein Muss für Hörspielhörer.
VÖ: 13. Januar 2017
Label: Goya Lit
Bestellnummer: 4012144372628