Poldi

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Sherlock Holmes & Co – 35. Die schottische Spur

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Erster Eindruck: Geheimnis um ein Gemälde...

Das wertvolle und einmalige Gemälde „Der kleine Prinz“ wird nach einer Kunstauktion einem elitären Kreis von Sammlern gezeigt – wohlgemerkt gezeigt, nicht etwa zum Verkauf angeboten. Doch die versammelte Gruppe wird durch einströmendes Gas betäubt, und genau dieses Gemälde wird gestohlen, ungeachtet der riesigen Kunstschätze, die im Gebäude noch vorhanden sind. Auguste Dupin, der das geforderte Lösegeld überbringen soll, wittert gleich eine größere Verschwörung...

Auguste Dupin ist der wohl melancholischste und künstlerischste der Detektive von „Sherlock Holmes & Co“, die regelmäßig bei Romantruhe Audio erscheinen. In einigen Folgen um den französischen Landsmann steht dessen Schöpfer Edgar Allan Poe mit seiner düsteren Seele im Mittelpunkt, die 35. Folge der Reihe konzentriert sich aber vollkommen auf den Fall des gestohlenen Gemäldes – und das geschieht ziemlich ausführlich. Nach dem stimmungsvollen Intro mit der oben beschriebenen Szene gehen die ersten Ermittlungen von Dupin erst einmal recht langsam weiter, inklusive eines vollmundigen Versprechens von Poe. Auch die ersten Recherchen in den Fall kommen nicht so recht in Schwung, zumal der Hörer eine Vielzahl an unterschiedlichen Funktionen in dem Hörspiel einordnen muss. Viele Szenen ziehen sich mit ausführlichen Erklärungen in die Länge, was die Dynamik deutlich mindert. Und dennoch konnte mich das Hörspiel überzeugen, da es durchaus reizvoll ist, langsam hinter das Konstrukt zu steigen und die Zusammenhänge zwischen den Charakteren zu ergründen. Der Fall ist dann auch sehr clever aufgelöst, was stufenweise über mehrere Ebenen geschieht und einige elegante Schlenker und falsche Verdächtigungen nimmt. So ist ein recht klassischer Krimi mit interessantem Thema gelungen, die die Hauptcharaktere etwas mehr in den Hintergrund stellt.

Die Riege an guten und engagierten Sprecher ist hier lang, insgesamt sind über 15 unterschiedliche Stimmen zu hören. Bernd Stephan ist in der Rolle des Jacques van Dooren zu hören, mit seinem markanten Klang setzt er gekonnt Akzente und sorgt trotz langer Dialoge für Lebendigkeit. Kerstin Draeger ist als Vivienne van Dooren ebenso gut besetzt, ihre Stimme passt wunderbar zu ihrem Charakter und unterstützt die angenehme Grundatmosphäre der Folge. Mia Diekow bringt ihren fröhlichen Klang sehr gut zur Geltung, sie fügt ihrer Stimme als Sadie McQuarrie aber auch neue Facetten hinzu. Weitere Sprecher sind Michael Bideller, Rainer Fritzsche und Arianne Borbach.

Akustisch ist auch diese Folge eher sanft umgesetzt, wobei das Intro und einige Szenenübergänge recht lebendig gestaltet sind. Doch bei einigen längeren Dialogen hätte ich mir etwas mehr Schwung gewünscht, da die so etwas eintönig wirken. Auch ein paar Hintergrundgeräusche mehr hätten der Folge gut getan, doch wie immer ist alles stimmig umgesetzt.

Das zentrale Gemälde der Folge, „Der kleine Prinz“, wird auch auf dem Cover abgebildet. Der melancholisch blickende Junge im Stil eines alten Gemäldes bekommt durch die schwarz-weiße Optik eine noch interessantere Note. Das Innere ist wie immer schlicht, aber übersichtlich und vollständig aufbereitet.

Fazit: Verschachtelt und mit zahlreichen Charakteren versehen benötigt diese Folge recht viel Aufmerksamkeit, um alles richtig einordnen zu können. Da hätte manchmal mehr Dynamik weitergeholfen, doch das gelungene Konstrukt tröstet darüber gut hinweg. Auch beim zweiten mal Hören entdeckt man noch neue Zusammenhänge und Facetten, die durchaus lohnenswert sind.

VÖ: 26. Januar 2018
Label: Romantruhe Audio
Bestellnummer: 978-3-86473-286-7
 
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