Poldi

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Sherlock Holmes Chronicles – 53. Spuk im Strandhaus

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Nach einem tragischen Vorfall in London hat sich die hochgelobte Schauspielerin Catherine Sherwoord in ein einsam gelegenes Haus zurückgezogen, welches sich seit Generationen im Familienbesitz findet. Nur in Gesellschaft ihrer Haushälterin Martha hat sie sich bereits gut erholt, doch dann häufen sich die unerklärlichen Ereignisse, die die beiden Frauen an den Rande des Irrsinns treiben...

Das Aufklären von scheinbar übernatürlichen und unglaublichen Aktivitäten ist ein Kernelement der Sherlock Holmes-Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle und wird auch immer wieder gern in den zahlreichen Neuinterpretationen unterschiedlicher Autoren aufgegriffen. Auch Peter Neal hat dies in sein „Spuk im Strandhaus“ in den Mittelpunkt gerückt und damit den Einzug in die „Sherlock Holmes Chronicles“ von WinterZeit gehalten. Zunächst wird die Szenerie im Strandhaus sehr ausführlich aufgebaut – bis Watson und Holmes auftauchen, vergeht etwa die Hälfte der Laufzeit von einer Stunde. Das ist zwar sehr atmosphärisch geraten und zeigt auch den psychischen Verfall von Catherine sehr detailliert, allerdings wird das Ganze insgesamt etwas beliebig, zumal bei den späteren Ermittlungen nur recht wenige Details aufgegriffen werden. Zudem ist man anfangs versucht, die Geschichte als allzu durchschaubar abzutun – hier wird man aber bald eines Besseren belehrt. Denn immer wieder werden neue Theorien zu den Vorfällen präsentiert, und eine klingt schlüssiger als die andere. Dabei kommt auch die trockene Sichtweise des Meisterdetektivs und seine völlige Überzeugung von seiner eigenen Überlegenheit sehr gut zur Geltung, was wieder für zahlreiche sehr unterhaltsame Momente sorgt. Das Zusammenspiel der Charaktere ist sehr gelungen, der Aufbau der Handlung ist es ebenso. Die Spannung steigert sich immer weiter, eine leichte psychologische Komponente wird eingebaut, bis man kaum noch weiß, wem man glauben und vertrauen kann. Das ist wirklich sehr gut erzählt und gleich die wenigen langgezogenen Szenen zu Beginn wieder aus.

Sehr lobenswert ist der Sprechercast dieser Episode, bei der natürlich auch Tom Jacobs und Till Hagen in den Hauptrollen einen sehr guten Job abliefern. Wieder mal vollkommen begeistert hat mich Cathleen Gawlich in der Rolle der Catherine Sherwood, die von der selbstbewussten Schauspielerin zu einem psychischen Wrack mutiert und dabei die einzelnen Stationen sehr treffsicher und emotional vermittelt. Auch Dagmar Dempe hat mir als gutmütige Haushälterin Martha sehr gut gefallen, ihre resolute Art passt wunderbar in die Szenerie, sie hinterlässt in ihren Szenen einen sehr positiven Eindruck. Stefan Friedrich ist als Jonathan Stryker mit viel Ausdruck und einer herrlich schmierigen Art zu hören, was einen weiteren starken Charakter schafft. Ergänzt wird der Cast durch den ebenso lobenswerten Hand Hohlbein.

Es gibt Folgen der Chronicles, in denen die Atmosphäre mit dezenter Zurückhaltung überzeugt – hier darf es dann aber auch mal etwas lauter zugehen, was wunderbar zu der Handlung passt. So gibt es immer mal wieder stimmungsvolle, unheimlich angehauchte Melodien, die die unerklärlichen Vorgänge untermalen, und auch die Geräusche sind recht präsent eingebaut, ohne den Sprechern und ihren Dialogen die Show zu stehlen.

Das Haus auf dem Cover erinnert eher an ein herrschaftliches Anwesen mitten im Wald anstatt an ein Strandhaus, wird aber mit dem gewitterumtosten Himmel und der gelungenen Perspektive gekonnt in Szene gesetzt. Im Inneren gibt es neben den üblichen Angaben und den Kurzbiographien der beiden Hauptsprecher wie immer einen kleinen Einleitungstext zur Folge.

Fazit: Autor Peter Neal verwendet viel Zeit darauf, eine dichte Atmosphäre aufzubauen und lässt die eigentlichen Ermittlungen recht spät beginnen, spickt die Zeit dahin aber mit einigen Hinweisen. Mir gefällt, wie sich erst ganz am Ende offenbart, was nun wirklich hinter den Vorkommnissen steckt, sodass die Spannung durchgängig sehr hoch gehalten wird. Sehr hörenswert!

VÖ: 8. Juni 2018
Label: WinterZeit
Bestellnummer: 978-3-9606-6055-2
 
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