Poldi

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Sherlock Holmes Chronicles – 26. Sein schrecklichster Fall

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Erster Eindruck: Ein unerwarteter Todesfall

Der Mord an einer Prostituierten ist nicht gerade das, was Meisterdetektiv Sherlock Holmes interessiert, erst auf Bitten von Dr. Watson hilfr er Inspector Lestrade auf die Sprünge. Doch als er mehr von den Hintergründen erfährt, ist er plötzlich in höchster Alarmbereitschaft, denn das Gesicht der jungen Frau wurde mit ätzendem Vitriol übergossen – ganz so wie in einem früheren Fall. Doch seine Ermittlungen reizen seinen Gegner, sodass Holmes bald einen schrecklichen Verlust hinnehmen muss...

Mit einer Laufzeit von fast zweieinhalb Stunden ist „Sein schrecklichster Fall“ eine der längsten Hörspiele um Sherlock Holmes, erschienen als 26. Folge der „Chronicles“ aus dem Hause Winterzeit. Die Vorlage stammt dabei von Gary Lovisi, der sich in seiner Geschichte recht weit von den Vorlagen von Sir Arthur Conan Doyle entfernt und neue Elemente einbringt, so sind hier recht viele – in Ermangelung eines besseren Wortes – Actionszenen eingebracht, überstürzte Handlungen und gefühlsbetonte Entscheidungen von Holmes, der mehr als einmal seinen klaren Verstand verliert. Auch richtet sich diese Folge nicht an minutiösen Ermittlungen aus, sondern konzentriert sich auf den unerwarteten Tod von Dr. Watson, die einiges an Ungemach bereit hält und Holmes in einer gänzlich ungewohnte Situation bringt. Sehr gut gelungen ist die Verknüpfung mit einem der ursprünglichen Fälle, dessen Protagonist hier wieder sein Unwesen treibt, dies zu erkunden ist sehr spannend und bringt eine zusätzliche Brisanz in die Folge. Der Erzähleranteil ist hier recht hoch – auch, weil Holmes über weite Teile der Handlung auf sich selbst gestellt ist, dennoch wirkt auch hier trotz den verwendeten Begriffes „Inszenierte Lesung“ die Produktion eher wie ein Hörspiel. Leider zieht sich die Handlung im Mittelteil etwas in die Länge, hier passiert einfach zu wenig, um den Hörer bei Laune zu halten. Doch gepaart mit dem düsteren Ausdruck, dem diabolischen Gegenspieler und der spannenden Handlung ist eine hörenswerte Folge der Serie entstanden.

Till Hagen übernimmt hier nicht nur die Rolle des Sherlock Holmes, sondern übernimmt als dieser auch einen Großteil der Erzähleraufgaben. Beides meistert er mit der ihm eigenen Souveränität, er spricht sehr eingängig und kann die aufgewühlte Gefühlswelt des Ermittlers auf den Punkt bringen. Viola Sauer ist als Mrs. Hudson im Einsatz und hat eine etwas größere Rolle als sonst, die sie mit viel Energie und einer eingängigen Betonung spricht. Sehr gut gefallen hat mir auch Markus Pfeiffer, der mit unheilvollem und bedrohlichem Klang und leichtem, glaubhaften Akzent eine sehr überzeugende Vorstellung abliefert. Weitere Sprecher sind Louis-Friedemann Thiele, Michael-Che Koch und Jodie Blank.

Normalerweise hält sich die akustische Gestaltung in dieser Serie ja eher zurück, durch die dramatischere und actiongeladenere Handlung dreht sie aber auch hier etwas mehr auf. Das Finale ist sehr prägnant mit Geräuschen in Szene gesetzt worden, die eine sehr dichte Atmosphäre schaffen, während ansonsten stimmungsvolle Melodien im Einsatz sind die die Aura der Geschichte unterstreichen.

Der Gegenspieler von Holmes in dieser Folge ist auf dem Cover abgebildet, das Gesicht eine entstellte Fratze, das Gesicht halb im Dunkeln verborgen, der Blick bösartig und hinterhältig, doch sehr gut gekleidet ist er in einem alten Gemäuer zu sehen – sehr stimmig! Das Booklet enthält neben Produkthinweisen zu anderen Holmes-Produkten auch die bereits bekannten Informationen zu den beiden Hauptsprechern.

Fazit: Diese Folge ist recht zweispältig: Einerseits bringt sie viel frischen Wind in die Serie, ist spannend und actiongeladen, andererseits entfernt sie sich recht weit vom Original. Leider sind auch einige langwierige Szenen in die Produktion gelangt, dennoch hat mir „Sein schrecklichster Fall“ gut gefallen, die Fortführung einer bekannten Geschichte ist insgesamt gut erzählt und mit einiger Schärfe umgesetzt.

VÖ: 22.Januar 2016
Label: Winterzeit
Bestellnummer: 978-3-9437-3268-9
 
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