Poldi

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Sherlock Holmes – 65. Als der Meister sich verlor

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Erster Eindruck: Watson auf eigenen Wegen...

Sherlock Holmes erwacht in dem Zimmer, das er sich mit Watson teilt – verwirrt, abwesend, ohne Gedächtnis. Nun ist es an Dr. Watson, seinem Freund zu helfen und den Vorfall aufzuklären. Doch zunächst findet er keine verwertbare Spur, bis er auf den dreckigen Saum von Holmes' Hose achtet. Mit etwas Spürsinn führt ihn dieser zu einem Antiquitätengeschäft – doch dort wird er alles andere als freundlich begrüßt...

Nach dem Abschluss der Sherlock Holmes-Geschichten hat sich auch Maritim an die Vertonung selbst geschriebener Fälle für die bekannte Figur gemacht, wobei gleich mehrere andere Labels ein ähnliches Konzept verfolgen. Nach einiger Zeit ist nun auch die insgesamt 65. Folge der Serie erschienen, die den verheißungsvollen Titel „Als der Meister sich verlor“ trägt. Der Gedächtnisverlust des Meisterdetektivs ist hier prägendes Element und Kernelement der Geschichte – was aber auch zur Folge hat, dass Die Hauptfigur über weite Teile außer Gefecht gesetzt wurde und seinen sprichwörtlichen Spürsinn nicht zum Ausdruck bringt. So rückt Watson noch mehr in den Mittelpunkt und übernimmt nicht nur die Rolle des Erzählers, sondern eben auch als Ermittler. Zwar kann dieser durchaus seinen Charme spielen lassen und mit seiner manchmal liebevoll unbeholfenen Art überzeugen, bringt aber nicht den gleichen Reiz mit wie Holmes. Die Geschichte ist gar nicht mal schlecht erdacht, wenn auch manchmal etwas überspitzt dargestellt. Leider schleicht sich dann aber doch die ein oder andere etwas langatmige Passage ein, die die Handlung nicht wirklich nach vorn bringt und die so den Wind aus den Segeln nehmen.

Melanie Fouché spricht in dieser Folge die Rolle der Sheila Master, die sehr sanfte und warme Sprechweise passt gut zu der freundlichen jungen Frau, die Watson bei seinen Ermittlungen ein großes Stück nach vorn bringt. Ihr Vater Bob wird von Klaus Dieter Klebsch mit seiner unverwechselbaren Stimme sehr gekonnt in Szene gesetzt und bekommt gerade während seiner wütenden Momente eine ganz eigene Note. Michael Tietz' Interpretation des Frank Burns ist ebenso gelungen und ausdrucksstark. Weitere Sprecher sind Lutz Riedel, Frank Otto Schenk und natürlich Christian Rhode sowie Peter Groeger.

Seit der ersten Folge hat Maritim für seine Holmes-Umsetzungen eine eher schlichte akustische Begleitung eingesetzt und behält diese seitdem bei. Das bedeutet auch für diese Folge, dass eher weniger Musik eingesetzt wurde und die Geräusche auch eher punktuell vorkommen, sodass die Dialoge meist für sich allein stehen. Das passt gut zu der Stimmung der Hörspiele und kommt auch hier wieder gut herüber.

Ein schlichter, grüner Rahmen, dazu ein ebenso schlichter Schriftzug mit dem Konterfei des bekannten Detektivs mit der typischen Pfeife in der Hand in der Mitte – auch das Coverdesign hat sich nicht mehr geändert. Das Cover zeigt ein schlichtes Bild, bei dem der Eingang zu einem Pub zu sehen ist, von Innen ist eine Hand an die Glasscheibe der Tür gedrückt. Einfach, aber durchaus passend.

Fazit: Die Grundidee mag durchaus gut gelungen sein, doch die Ausführung hätte an manchen konsequenter sein müssen. So sind einige Szenen doch etwas zu lang geraten, zudem fehlt der Folge über weite Teile der Scharfsinn, den Holmes immer mit sich brachte. Watson ermittelt jedoch sehr charmant und gegen Ende kommt dann auch Spannung auf.

VÖ: 28.Oktober 2014
Label: Maritim
Bestellnummer: X00097WCVH
 
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