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Sherlock Holmes – 6. Das Haus auf dem Hexenhügel

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Erster Eindruck: Reise zu einem alten Familiensitz

Sherlock Holmes und Doktor Watson erreicht ein Brief, der sie auf das Anwesen von Roderick Crane bestellt. Obwohl Holmes einige Ungereimtheiten erkennt, macht sich das Detektivgespann auf den Weg. Dort angekommen werden die beiden alles andere als freundlich empfangen, dürfen dann aber doch den Hausherren treffen. Oberflächlich betrachtet wirkt er wie ein freundlicher älterer Herr, der gern Edgar Allan Poe zitiert. Den psychischen Verfall erkunden Holmes und Watson erst im Laufe der Zeit…

Sherlock Holmes ist momentan in sämtlichen Medien wieder stark vertreten, und auch in der Hörspielszene kommt man nicht um den Meisterdetektiv und seinen treuen Gefährten Doktor Watson herum. Verschiedene Labels inszenieren die bekannte Figur in selbst geschriebenen Geschichten, Romantruhe Audio legt mit „Das Haus auf dem Hexenhügel“ beispielsweise schon das sechste Abenteuer vor. Die Introszene kommt noch recht einfach und unspektakulär daher, doch wer hier schon an eine gewöhnliche oder einfache Handlung denkt, hat sich stark geirrt. Vielmehr findet das Detektivgespann nach der Ankunft auf dem Anwesen von Roderick Crane eine komplexe Familiengeschichte vor, die sich um den langsamen psychischen Verfall ihres Oberhauptes dreht. Auch Holmes und Watson wissen bald nicht, wem sie glauben können. Das ist sehr spannend aufbereitet und führt auch den Hörer immer wieder vor neue Probleme und Fragen. Dabei ist eine sehr gelungene Mischung aus Humor und Anspruch gelungen, denn neben dem vielschichtigen Geschehen in dem Haus, das gar nicht so einfach zu durchschauen ist, lebt diese Geschichte auch von den manchmal bissigen Kommentaren von Holmes und dem Zusammenspiel mit Watson. Und wenn der Meisterdetektiv zusammen mit Crane ein Gedicht von Edgar Allan Poe zitiert ist auch für die passende, unheimliche Atmosphäre gesorgt. Eine wirklich sehr gelungene Folge der Romantruhe, die den Geist der ursprünglichen Geschichten aufgreift, aber neue Elemente hinzufügt.

Gerade einmal sechs Sprecher sind hier zu hören, mehr braucht es nicht, um einen abwechslungsreichen und intensiven Fall zu erzählen. Das wunderbare Gespann aus Christian Rode und Peter Groeger ist schon so eingespielt, dass sie sich locker gegenseitig die Bälle zuspielen und einander perfekt ergänzen. Der fabulöse Jürgen Thormann spricht mit seiner tiefen, leicht rauen Stimme die Rolle des Roderick Crane, ist unglaublich intensiv und lässt einem mit der Rezeption von Edgar Allan Poe gleich mehrere Gänsehautschauer über den Rücken laufen. Annekathrin Munz kann als Candice Enderby eine runde und gelungene Vorstellung abliefern, ihre Rolle performt sie glaubhaft. Die beiden übrigen Rollen werden von Arne Stephan und Anke Reitzenstein übernommen.

Bei Sherlock Holmes-Hörspielen kam es von jeher mehr auf die Handlung und die Dialoge an als auf die akustische Gestaltung. Dies gilt auch hier, dennoch wurde auch eine stimmige und packende Atmosphäre geschaffen, in der die Stimmung des Hauses auf dem Hexenhügel bestens transportiert wird. Dafür sorgen neben einigen kleinen Melodien auch immer wieder passend eingebaute Geräusche, die die Szenen lebendiger wirken lassen.

Natürlich wird auf dem Cover das titelgebende Haus auf dem Hexenhügel gezeigt. In einer stimmungsvoll passenden Vollmondnacht steht es auf einem düsteren Hügel, kahle Bäume recken sich gen Himmel und versperren teilweise die Sicht auf das leuchtend rote Gebäude, ein einsamer Rabe sitzt davor und verschmilzt mit der Dunkelheit. Im Inneren des kleinen Booklets sind ein Foto und ein kleiner Text zu Sprecher Jürgen Thormann zu finden.

Fazit: Eine sehr atmosphärische und eindringliche Folge von Sherlock Holmes, der hier mit einem komplexen Beziehungsgeflecht rund um einen gealterten Familienherren zu kämpfen hat. Schön, wie sich die Geschichte langsam aufdröselt, aber immer wieder kleine Überraschungsmomente eingebaut sind. Eine sehr gelungene Geschichte, die sehr an die klassischen Vorlagen erinnert und trotzdem neue Nuancen mit einbringt.

VÖ: 27.September 2013
Label: Romantruhe Audio
Bestellnummer: 978-3-86473-071-9
 
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