Poldi

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Sherlock Holmes – 2. Spuk im Pfarrhaus

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Erster Eindruck: Geist oder Gaunerei?

Reverend Bull sucht die Hilfe des bekannten Detektivs Sherlock Holmes und seines Freundes Dr. Watson. Sein Anwesen, das ehemals ein Kloster beherbergt hat, wird von einer geisterhaften Nonne heimgesucht. Nicht nur, dass die Töchter des Gottesmannes die Gestalt fürchten, sein Ansehen in der Gemeinde droht zu schwinden. Doch anfangs tappt der Meisterdetektiv im Dunkeln...

„Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs“ - so lautet der Untertitel der neuen Serie aus der Schmiede von Titania Medien, die neue Geschichten um Sherlock Holmes erzählt und zum Start gleich zwei Folgen veröffentlicht hat. Wie oft bei den Originalvorlagen von Sir Arthur Conan Doyle ist bei der Nummer 2 „Spuk im Pfarrhaus“ eine merkwürdige Erscheinung der Ausgangspunkt, die schon in der stimmungsvollen und sogar etwas gruseligen Introszene eingeführt wird. Das anschließende Gespräch mit dem Reverend klärt wichtige Fakten, doch danach dauert es ein wenig, bis die Geschichte richtig in Fahrt kommt. Nach der Ankunft auf dem alten Anwesen schließt Holmes erst einmal etliche mögliche Tathergänge aus, was deutlich Zeit einnimmt. Das ist durchaus unterhaltsam und macht Spaß, richtig gut wird die Folge aber erst ab dem Moment, an dem auch der Hörer eine Ahnung hat, was hinter dem Spuk stecken könnte. Diese Spur erweist sich dann auch als richtig und fast möchte man ein wenig denken „Hab ich's doch gewusst“ - bis dann am Ende in einer grandiosen Kehrtwende alles einen überraschenden Verlauf findet und den Hörer erstaunt zurücklässt. Der Ermittlungen liegen hier näher an der Vorlage als der erste Teil, dennoch wurden auch hier wieder eigene Wege eingeschlagen, was sich auch an dem emotionalen Ende ablesen lässt. Eine Folge, die richtig Spaß macht und an einigen Stellen richtig Spannung bietet.

Die Auswahl der Sprecher ist wieder mehr als geglückt, allesamt sorgen sie für ungetrübten und eingängigen Hörgenuss. Als Dr. Watson ist ist Detlef Bierstedt zu hören, mit viel Feingefühl und Gespür für das richtige Timing lässt er den stetigen Begleiter sehr lebendig und liebenswert erscheinen. Holmes Haushälterin Mrs. Hudson wird von der wunderbaren Regina Lemnitz gesprochen, ihr resoluter Unterton und die kräftige Stimme prägen so diese wunderbare Nebenrolle. Lutz Riedel spricht in dieser Folge den Reverend Bull, wieder beweist er seine Wandlungsfähigkeit und kann eine weitere Facette seines Könnens darbieten. Marianne Groß, Tobias Nath und Sarah Riedel sind ebenfalls zu hören.

Titania Medien hat hier einen gelungenen Kompromiss zwischen der eher nüchternen Stimmung in Sir Arthur Conan Doyles Vorlagen und ihren atmosphärischen Produktionen gefunden. So wirkt zwar alles sehr stimmungsvoll und fließend, behält aber immer noch den rationalen Charakter von Holmes bei.

Die geisterhafte Nonne wurde auf dem Cover gekonnt in Szene gesetzt: Im typischen romantischen Stil des Labels streift sie mit trauriger Miene über den Garten des Anwesens, das sich im Hintergrund düster empor erhebt. Der Rahmen der Serie ist in schlicht schwarz, die Ränder wie bei einem Gemälde mit goldenem Rahmen ausgeschmückt.

Fazit: Recht nah an den Originalen, mit einer interessanten Wendung am Ende und der typischen Titania-Atmosphäre.

VÖ: 14.Oktober 2011
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4525-0
 

gruenspatz

Schreibstift-Stift
AW: Sherlock Holmes – 2. Spuk im Pfarrhaus

Marc Gruppe

Sherlock Holmes – Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs

Folge 2: Spuk im Pfarrhaus



Hörspiel von Marc Gruppe
Titania Medien
1 CD, ca. 76 Minuten
ISBN 978-3-7857-4525-0


Regie: Stephan Bosenius und Marc Gruppe
Autor: Marc Gruppe
Produktion: Stephan Bosenius und Marc Gruppe
Covergestalltung: Firuz Askin Sprecher:
Sherlock Holmes: Joachim Tennstedt
Dr. John H. Watson: Detlef Bierstedt
Mrs. Hudson: Regina Lemnitz
Reverend Henry Bull: Lutz Riedel
Caroline Bull: Marianne Groß
Harry Bull: Tobias Nath
Dodie Bull: Tanya Kahana
Kitty Bull: Julia Stoepel
Freda Bull: Sarah Riedel
Mabel Bull: Maria Koschny
Mary: Eva Michaelis
Katie: Schaukje Könning


Inhalt:
Welcher Zeuge könnte glaubhafter sein, als ein Reverend? Aber trifft dies auch zu, wenn der kirchliche Würdenträger überzeugt davon ist, dass in seinem Garten eine geisterhafte Nonne in der Dämmerung erscheint? Holmes und Dr. Watson machen sich auf den Weg nach Essex, um Licht in das verworrene Geschehen in der düsteren viktorianischen Pfarrei von Borley zu bringen.


Kritik:

Nach der gelungenen, inhaltlich sehr überraschenden ersten Folge der neuen Hörspielreihe "Sherlock Holmes – Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs" führt in "Spuk im Pfarrhaus" ein mysteriöser Poltergeist Sherlock Holmes und Dr. Watson in den Haushalt eines Geistlichen, wo sie es neben Glas und Steine werfenden unsichtbaren Spukgestalten, einem sonderbar eiskalten Haus, von alleine schellenden Dienstbotenklingeln und weiteren Kleinspukereien mit einer Frauenerscheinung zu tun bekommen, für die es erstaunlich viele Zeugen gibt... Spukt beim Pfarrhaus wirklich der Geist einer Nonne? Sherlock Holmes, ganz Wissenschaftler, kann das nicht glauben und gibt sich gemeinsam mit einem zweifelnden Dr. Watson daran, das Geheimnis zu lüften. Doch hinter der eher harmlos anmutenden Geschichte verbirgt sich als wahrer Alptraum...

Ein Blick auf die Sprecherliste bringt es an den Tag: Es geht dieses Mal um eine ominöse Frauenerscheinung, und das spiegelt sich auch in der Besetzung wieder: Marc Gruppe hat das Personal seiner Geschichte frauenlastig ausgestattet, so dass der Hörer viele weibliche Verdächtige vorfindet.

Wieder ist der Cast sehr gut besetzt: Neben einem hervorragend agierenden Joachim Tennstedt als Sherlock Holmes, dem in seiner Rolle aufgehenden, hübsch bieder daherkommenden Detlef Bierstedt als Dr. Watson und der "Dauer-Hörspiel-Haushälterin" Regina Lemnitz spielt hier Lutz Riedel als Reverend grandios auf, ebenso wie die dieses Mal auffällig große Damenriege rund um Julia Stoepel und Marianne Groß.

Atmosphärisch ist auch "Spuk im Pfarrhaus" wieder eine kleine Wucht geworfen: die Musikkulisse ist stimmig und sehr emotional, die Geräuschkulisse überzeugt mit liebevoll platzierten, auch allerkleinsten Details, denen es zu lauschen gilt. Klasse!

Die Story selbst wird sehr langsam vorangetrieben, und rein storytechnisch hätten es sicher auch 10 Minuten weniger getan. Doch das 76-minütige Hörspiel lebt von seiner Atmosphäre und davon, dass sich die Geschichte viel Zeit nimmt. In Teilen mutet das Hörspiel sogar eher wie eine Folge des erfolgreichen Grusel-Kabinetts von Titania an - romantisch-gruslig vor allem in den Teilen, die die Szenerie rund um den Pfarrhaushalt beschreiben, als Holmes und Watson noch nicht ins Geschehen eingegriffen haben.

Zwei kleine Details irritieren allerdings, wenn man den Anspruch der Hörspielreihe ernst nimmt: erstens der etwas zu verspielte Aufbau der Stories. Die Sherlock-Holmes-Originale von Sir Arthur Conan Doyle kommen doch um einiges nüchterner daher. Das Gleiche gilt für das Verhalten des großen Detektivs: es ist nicht so barsch und konsequent im Umgang und im Vertreten seiner Meinung, wie man es von den Doyle-Romanen kennt. Hier nimmt sich Autor Marc Gruppe einfach die künstlerische Freiheit heraus, an den Figuren - vor allem an der des Sherlock Holmes - leichte Charakteränderungen vorzunehmen und ihnen seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Für Doyle-Kenner vielleicht etwas befremdlich, einen derart gewandelten Sherlock vorzufinden, das Ergebnis macht aber auf jeden Fall sehr viel Spaß.


Fazit:

Mit "Spuk im Pfarrhaus" präsentiert Titania Medien die zweite gelungene Folge der neuen Hörspielreihe um die geheimen Fälle des Genies aus der Baker Street - Empfehlung für Freunde des klassischen Krimis!



Weitere Infos: http://www.titania-medien.de
 
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