Frederic Brake

Berufspessimist
AW: Sand

Die Geschichte als Kolleteralschaden? Ja, darauf kann ich mich einlassen. Vehikel heißt in diesem Fall, dass ich zumindest einen nachverfolgbaren Handlunsgstrang als Transportmedium der Emotionen (und auch der Erwartungen) benutzen wollte.
Sicherlich wehre ich mich nicht gegen Kritik am Hörspiel. Nur gegen den absolutistischen Ansatz. Und Pandialo hat schon recht mit seiner Aussage, auch wenn der Dekonstruktivismus etwas überzogen ist. :)
Dein Bild mit dem Auto hinkt. Der Mann könnte dem Polizisten auch sagen, dass er seine kranke Frau ins Krankenhaus bringen muss. Der Zweck ist also nicht das Autofahren, sondern der Krankentransport. Das zum Bahnhoff fahren übrigens auch.
Aber darüber, ob es eine klassische Geschichte ist oder nicht, werden wir keinen Konsenz erzielen können. Dazu ist die Rezeption zu unterschiedlich und auch der Anspruch des Einzelnen, was eine Geschichte ausmacht. Das ist aber nicht schlimm. Es ist gut, dass es so viele unterschiedliche Meinungen gibt. Ich ziehe schon das für mich verwertbare aus den Anmerkungen zum Text (ich wäre ein dummer Autor, wenn ich das nicht täte). Was ich, trotz des mehrmaligen Hinweises nicht nur von mir vermisse ist, das sich mit dem Hörspiel an sich (Emotionen wurden schon angesprochen) beschäftigt. Ich kann es offensichtlich nicht oft genug wiederholen: Es war nicht Zweck, eine Geschichte zu erzählen, auch wenn viele den Text als solche wahrnehmen. Das ist sicherlich ein Kritikpunkt, den ich mir annehmen muss, ich hätte den Text noch gebrochener schreiben müssen, um das zu verhindern. Ob ich dann aber die gewünschte Wirkung erzielt hätte? Ich denke, als Autor bin ich noch recht weit von solcher handwerklichen Klasse entfernt.
 

michelsausb

Laphroaig forever!!!
AW: Sand

Sich dafür zu entschuldigen, eine Geschichte erzählt zu haben, ist für mich persönlich eine neue Ebene meines Hörspiel-Daseins. Ich finde diese Diskussion höchst interessant. Und dass Dave nicht einfach "nur" eine Geschichte erzählen will, wird ja schon deutlich, wenn man sich seine HP anschaut. Motive, die sich zumindest mir (noch) nicht erschließen. Aber ich lass mich gern darauf ein.
 

Frederic Brake

Berufspessimist
AW: Sand

Bevor hier was untergeht:
Ich danke natürlich allen, die sich das HSP angehört haben und ihre Meinung bisher dazu kundgetan haben. Ich finde die Diskussion trotz aller Hitzigkeit (und ich hoffe, wir halten sie auf einem Level, der uns allen ermöglicht, uns noch die Hand zu geben) sehr anregend und auch gut und wichtig. Auch wenn sie sich vom Hörspiel gelöst hat und auf zum Teil sehr akademisch-teschnische Aspekte aufgesprungen ist. Vielleicht führen wir diesen Teil in einem seperaten Thread weiter.

Was mit am Herzen liegt:
An die Autoren da draussen sei gerichtet, dass, solltet ihr die Diskussion als leicht, sagen wir, verunsichernd, finden, ob man Experimente (die im Vorfeld anzukündigen eventuell den gewünschten Effekt zunichte machen können ;) ) machen soll: Experimente lohnen immer. Sie befeuern die Wahrnehmung, auch die Wahrnehmung von Aussen. Sie bringen eine unglaubliche Fülle von Erfahrungen und Wissen zu Tage. Sie durchbrechen Schranken oder prallen an Mauern ab.
Tut es! Schreibt Experimentelles. Schreibt aber auch Klassisches, denn nur Experiment ist doof.

Hier wurde auch über Mauern gesprochen. Ja, die gibt es und ja, sie sind wichtig, um jenen, die nicht experimentieren wollen, eine Richtschnur zu geben, an der sie sich orientieren können. Also: Nicht Mauer durchbrechen, sondern gelgegentlich mal übersteigen.:)

@Civok magst du deine Aussage noch definieren, du wolltest alles vergessen und in die Tonne drücken (oder so ähnlich), as du übers Geschichtenschreiben weißt? Ich kann dein Statement immer noch nicht deuten.
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
Sprechprobe
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AW: Sand

Klar, es gibt ganz viele Strukturen, die sich bewährt haben und die das Anlegen von einigermaßen genauen Maßstäben möglich machen. Wer sich mit neuerer Philosophie und auch mit neuerer Kunsttheorie beschäftigt, merkt schnell, dass die Theoretiker_innen mittlerweile einfach satt sind von all dem, was Menschen da als "einzige Wahrheit" konstruiert haben. Genau diese Strukturen zu zerschlagen ist der erste fruchtbare Schritt zur Schaffung von etwas neuem. Und genau deswegen finde ich jede bewusste Missachtung von Personenmotivationsüberlegungen, Spannungsbögen, Linearität in der Erzählung, passender (um nicht zu sagen vorhersehbarer) Sound- und Musikuntermalung usw usf vollkommen gerechtfertigt und begrüßenswert. Die Maßstäbe passen nicht mehr, das ist klar. Können sie auch nicht. Sie sind für was anderes gemacht. Aber damit kann ich gut leben, weil es mich erfrischt. Alles, was fragmentarisch bleibt, lädt zum Dazudenken ein. Alles, was unlogisch scheint, lädt zum Querdenken ein.

Ich applaudiere! :thumbsup:
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
Sprechprobe
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AW: Sand

Kapartenjoe schrieb:
Ich werde dieses Hörspiel meinen Freunden und Bekannten weiterempfehlen. Gleichzeitig bin ich aber froh, dass diese Freunde und Bekannte das Hörspiel über Hörspielprojekt.de herunterladen - und von der gesamten (wie ich finde: unwürdigen) Diskussion hier nichts mitbekommen. Joe hat geschrieben: "Diese Diskussion wird dem Hörspiel nicht gerecht." Das möchte ich dreimal dick unterstreichen.

Also solche Aussagen finde ich persönlich sehr ärgerlich. Wir sind eine Community, unsere Hörspiele sind nicht zuletzt ein Resultat aus der Kommunikation die hier stattfindet. Wenn sich dann einzelne hinstellen und die Diskussion der anderen als unangemessen bewerten, und sich dafür schämen. Das hier ist unserer Raum, hier tauschen wir Gedanken aus und inspirieren uns Gegenseitig. Niemand ist hier mehr oder minder Qualifiziert als andere und niemand ist gezwungen das zu lesen oder sich zu beteiligen. Und wer meint über unser Gerede so erhaben zu sein, darf gern draussenbleiben. Das ist meine Meinung. Vielleicht sollten wir über diese Dinge nochmal an anderer Stelle ausführlich reden. Offtopic Ende.
 

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Sand

Das hier ist unserer Raum, hier tauschen wir Gedanken aus und inspirieren uns Gegenseitig. Niemand ist hier mehr oder minder Qualifiziert als andere und niemand ist gezwungen das zu lesen oder sich zu beteiligen. Und wer meint über unser Gerede so erhaben zu sein, darf gern draussenbleiben.

Dann will ich's nochmal erklären.

Ich finde, die Diskussion hat durchaus ihre Berechtigung. Für mich ist es aber in der Tat eine interne Diskussion.
Und deshalb bin ich froh, dass nur ein geringer Prozentsatz von externen Leuten, die sich das Hörspiel herunterladen, diese Diskussion mitverfolgen.
Als "Werbung" für das Hörspiel ist sie nämlich nicht geeignet. Das soll sie ja aber auch nicht sein.

Meiner Ansicht nach spricht dieses Hörspiel mehr für sich selbst, als es einige Aussagen hier im Thread getan haben. Ich selbst empfinde viele Statements innerhalb dieses Threads als irreführend - finde aber, dass hier auch genau der Platz für diese Art von Irrgängen ist. (Dass andere das, was ich als irreführend empfinde, genau als zielführend empfinden (und umgekehrt), erkenne ich gerne an.) Und wenn du sagst: Das ist unser Raum, dann bin ich vollkommen bei dir.
 

joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: Sand

Na na na, jetzt wollen wir aber nicht den Morgen vor dem Abend loben. Wenn du schon solche Woerter wie "Community" in den "Mund" nimmst, dann wirst du auch akzeptieren muessen, dass es einige Mitglieder in dieser Community gibt, die nicht mit dieser Diskussion einverstanden sind. Und die duerfen das gefaelligst auch so aeussern.
Hier werden auch weder Mauern durchbrochen, noch erklommen. Besonderes Lob gilt hier Jeln, der es geschafft hat, einen vorgegebenen Text spannend umzusetzen. Auch wenn die Story fuer ein kostenloses Hoerspiel doch recht neu ist, bietet die Geschichte doch wirklich keine neuen Aspekte. Ich kann hier nur einmal anraten, doch ein wenig auf dem Teppich zu bleiben. Je hoeher man fliegt, desto duenner wird die Luft!
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
Sprechprobe
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AW: Sand

Ich finde es ist ein wichtiger Unterschied, wenn man sagt, dass diese oder jene Äußerung nach eigenem empfinden unpassend ist, oder ob man sagt, die ganze Diskussion würde dem Hörspiel nicht gerecht und man schäme sich dafür. Ich bin froh dass Kapartenhund das auch so sieht, auch wenn mir noch nicht ganz kalr ist, was so eine Äußerung dann hier im Thread eigentlich aussagen soll. Sicherlich soll in unserem Raum auch Raum dafür sein, Kritik an der Community und der Kommunikation zu üben. Das tue ich ja selbst oft genug; und was anderes habe ich auch hier nicht getan. So eine Äußerung fühlt sich für mich an wie "Kinder, ihr seid wirklich peinlich, man kann mit euch nicht vor die Tür gehen" - da werde ich auch auf die Gefahr hin einigen Leuten gehörig auf die Nerven zu gehen nicht müde zu sagen: Liebe FreundInnen und KolegInnen, ich wünsche mir in unserer gemeinsamen Arbeit mehr Augenhöhe und Respekt.
Außerdem wünsche ich euch allen Frohe Weihnachten :angel:
 

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Sand

da werde ich auch auf die Gefahr hin einigen Leuten gehörig auf die Nerven zu gehen nicht müde zu sagen: Liebe FreundInnen und KolegInnen, ich wünsche mir in unserer gemeinsamen Arbeit mehr Augenhöhe und Respekt.

Mir gehst du damit nicht auf die Nerven.
Ich finde:
Hier dürfen wir unsere Meinungen über Hörspiele sagen.
Hier dürfen wir unsere Meinungen über die Meinungen anderer sagen.
Hier dürfen wir unsere Meinungen über ganze Diskussionen sagen.

Ich bewerte ein Hörspiel, und ich bewerte die Tendenz, in die eine Diskussion über ein Hörspiel geht. Und wenn beides für mich nicht zusammenpasst, dann darf ich das so sagen. Dass da immer nach meinen eigenen Wertmaßstäben gemessen wird, und dass ich gleichzeitig weiß, dass andere Leute andere Maßstäbe anlegen, sollte doch allen klar sein.

Wenn ich eine Diskussion als unangemessen, irreführend oder unwürdig empfinde - warum soll ich das nicht sagen?
Wenn andere die Diskussion als angemessen, zielführend und würdig empfinden, dürfen sie das doch auch sagen.

Muss ich denn bei jeder Äußerung immer einen Halbsatz dazuschreiben: "andere mögen das anders sehen"?
Ist das denn hier ein Porzellanladen, so dass man immer gleich zum Elefant wird, wenn man seine Meinung sagt?
 

michelsausb

Laphroaig forever!!!
AW: Sand

Auch wenn diese oder andere Diskussionen ab und zu ausufern oder übers Ziel hinausschießen: nichts wäre schlimmer als ein Hörspiel, welches kommentarlos sang und klanglos in der Versenkung verschwindet...und der eine oder andere raue Ton ist zu verschmerzen, wir sind doch alle erwachsen, nicht wahr? :)
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
Sprechprobe
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AW: Sand

Wenn ich eine Diskussion als unangemessen, irreführend oder unwürdig empfinde - warum soll ich das nicht sagen?
Wenn andere die Diskussion als angemessen, zielführend und würdig empfinden, dürfen sie das doch auch sagen.
Muss ich denn bei jeder Äußerung immer einen Halbsatz dazuschreiben: "andere mögen das anders sehen"?
Ist das denn hier ein Porzellanladen, so dass man immer gleich zum Elefant wird, wenn man seine Meinung sagt?
Musst Du meinetwegen überhaupt nicht. Das "ich finde" anstelle von "es ist" finde ich zur Wahrung von Augenöhe völlig ausreichend. Unabhängig davon fand ich aber den Teil wo Du sinngemäß veröffentlichst, dass wir alle penlich sind um Dich davon zu distanzieren, für meinen Geschmack etwas unter der Gürtellinie. Aber Schwamm drüber, soo schlimm ist es nun auch wieder nicht ;) Ich bin zum Jahreswechsel möglicherweise auch etwas sensibel. Offtopic ende? Sonst vielleicht lieber PN...
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
Sprechprobe
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AW: Sand

Ich hab Sand noch gar nicht auf unserem Youtubechannel entdecken können, wollte ich's doch gern auf Facebook teilen.
 

Jeln Pueskas

Michael Gerdes
Teammitglied
Sprechprobe
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AW: Sand

Hi.

Sorry, Leute. Es kommt noch auf YouTube. Aber aufgrund der Feiertage hatte ich noch keine Zeit es zu erstellen und hochzuladen. Ich kümmere mich aber noch darum. Spätestens nächste Woche ist es drin. Da ich traditionsgemäß eine Woche nach VÖ immer noch ein paar Produktionsnotizen zum Besten geben werde, habe ich es schon in dem Schwung mit drin. :D

Viele Grüße.
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Sand

Ich fasse für mich - jeden Beitrag möglichst konzentriert gelesen habend - all das Reagieren auf SAND und auch auf die Reagierenden selbst folgendermassen: wunderlicherweise ist hier ganz unerwartet dem Forum, dem Projekt selbst ein Wihnachtsgeschenk widerfahren.
1. Auch wenn von einem Diskurs noch nicht wirklich die Rede sein kann, hat Sand hier die Intelligenz und Erfahrung, aber auch Routinen mancher Forenmitglieder ordentlich provozieren können. Abgesehen von Civok, auf dessen postsarkastisches Echo ich auch noch warte, beeindruckt mich zunächst die Art und Weise, mit der Ihr Euch hier ins "Gefecht" stürzt. Bisher habe ich hierherum noch nichts derartiges gelesen, denn auch ich finde es ungemein anregend und entspannend zugleich, wenn endlich mal vom Streichel- und Dauerlobkurs kreativ abgewichen wird......es ist einfach spannender zu lesen.
2. Die "Kuh" ist aufs Eis gerannt und alle reden nun darüber, denn vom Eis kriegt man sie nunmal nicht mehr, wie waghalsig oder irrsinnig das war, wie wenig tragfähig das ganze ist usw. Ein schöner Effekt der SoloStampede: weder scheint die Kuh unterzugehen noch stehen andere Alternativen zur Debatte, als vielleicht nun seinerseits irgendein Viehch auf unwägbares Terrain zu schicken.
3. Old Nick hat es u.a. angesprochen........und Frederic bringt es mit seinem Vertrauen oder auch seiner wagemutigen Lust auf den Punkt: arbeiten im Forum-üblichen Stile bedeutet meist auch, in eine Black Box hineinzusprechen. Janne, Robert und ich haben das Skript ohne teiferschürfende Hinweise dritter oder eigene grossartige Interpretationsartistik als das genommen, als das es expressis verbis daherkam ( und ich unterstelle Frederic, dass genau das auch sein Anliegen oder seine Vermutung war ). Mit Jeln gab es bezüglich einer Sequenz und Übersteuerung noch eine Klärung bezüglich Retakes. Dies führte zu einem zweiten Stelldichein, in dem wir nochmal Lust hatten, etwas ausführlicher zu werden - nie jedoch stand zur Debatte, spielerisch einem höheren Zweck als der, böse gesagt, vitalen Illustration des im Text eingeschriebenen zu entsprechen - was übrigens ohnehin ein eigenartiges handicap des Hör- gegenüber dem Schauspiel ist.
4. Der Verdacht liegt also nahe, dass Frederic diesen in Massen voraussehbaren "Zufallsfaktor" durchaus beabsichtigt hat und genau damit irritiert hat. Zettels "Happyness" beispielsweise outet sich gleich nach den ersten Sekunden und wird sodann zur Geschmacksfrage. SAND hingegen kommt ein wenig konventionell daher ( ich habs an anderer Stelle, glaube ich, schon mit Dark Star verglichen ) und führt dann einige vielleicht " in die Falle"............so what.

An dieser Stelle eine Anekdote: als ich im letzten Jahr in Freiburg studierte, hat eine Theatergruppe im Theatersaal der Alten Uni das Stück "Warten auf Godot" angekündigt. Vermummte Gestalten haben dann am Abend selbst die Abendkasse bedient und schliesslich sassen an die 100 Leute da und - wurden ungeduldig. Schliesslich sah einer der Zuschauer mal nach, nur um festzustellen, dass da niemand mehr war. Ein Trickbetrug, der es natürlich sogar in die lokalen Gazetten geschafft hat. Es ist wirklich geschehen, ich kenne einen der Betroffenen, der wie manche Geschädigte nicht nur den Hut vor der Chuzpe der "Bösen" zog sondern auch gut den Spott verstand, den die Theaterbesucher anschliessend über sich ergehen lassen mussten, weil die Tat ja in gewisser Weise bereits im Titel angekündigt wurde - Godot kam ja nie.
 

Frederic Brake

Berufspessimist
AW: Sand

3. Old Nick hat es u.a. angesprochen........und Frederic bringt es mit seinem Vertrauen oder auch seiner wagemutigen Lust auf den Punkt: arbeiten im Forum-üblichen Stile bedeutet meist auch, in eine Black Box hineinzusprechen. Janne, Robert und ich haben das Skript ohne teiferschürfende Hinweise dritter oder eigene grossartige Interpretationsartistik als das genommen, als das es expressis verbis daherkam ( und ich unterstelle Frederic, dass genau das auch sein Anliegen oder seine Vermutung war ).

Der Verdacht liegt also nahe, dass Frederic diesen in Massen voraussehbaren "Zufallsfaktor" durchaus beabsichtigt hat und genau damit irritiert hat.

Schuldig. Und ich habe fast ein schlechtes ... äh ..., hach, wie heißt denn das noch? So ein Wort mit G ... Gewissen. Genau. Fast schon ein schlechtes Gewissen, aber mit so einer fulminanten Reaktion habe ich nicht gerechnet. Hätte ich Euch durch Zusatzinformationen beschnitten im Spiel und im Cut, wäre nicht die grandiose Leistung (also jetzt mal rein technisch betrachtet) dabei herausgekommen. Eine derartige Polarisierung allerdings ... kann man nur erträumen, wenn man so frisch als Skripteur ist wie ich. An dieser Stelle (und das klingt nur wie offtopic) sei gesagt, dass Boregarde - Initium ein konventionelles Hörspiel sein wird (zumindest vom Skript her intendiert), ohne doppelten Boden und mit ohne hintergründiger Metaebene.

Das, was Kubi und Beipack angesprochen haben, nennt man andernorts "copywrite" und ist eine wirklich spannende Sache, wobei dabei ein Autor eine Gecshichte eines anderen Autoren interpretiert/kopiert/neu erzählt. Ist eine fantastische Schreibübung und könnte sich IMHO tatsächlich auch für Hörspiele eignen. (Das war jetzt offtopic :D )

@Sven: Das ist, denke ich, wirklich ein spannendes Thema, das einen eigenen Thread gebrauchen könnte. :)
 

Jeln Pueskas

Michael Gerdes
Teammitglied
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AW: Sand

Hallo miteinander,

mal nix offtopic. Der YouTube-Link ist da. Siehe erstes Posting in diesem Thread.


Viele Grüße.
 

Jeln Pueskas

Michael Gerdes
Teammitglied
Sprechprobe
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AW: Sand

Hiho. Hier dann mal die Produktionsnotizen. Sofern sie jemand interessieren :D


Als ich im Sommer von Dave gefragt wurde, ob ich denn Zeit und Lust hätte ein Hörspiel für ihn zu schneiden, hatte ich zunächst abgelehnt. Ich hatte und habe immer noch viele Dinge um die Ohren, die sich aufgrund privater Angelegenheiten nicht wirklich verringert haben. Dann gab mir Dave die Geschichte zu lesen, die er gerne vertont haben wollte und ich war davon begeistert. Zum einen, weil es ein kurzes Hörspiel werden sollte. Zum anderen aber auch, weil es sowohl vom Genre, als auch von der Erzählweise her faszinierend war. Ich fühlte mich - ohne das der Stoff damit etwas zu tun hatte - an mein Gefühl erinnert, als ich Blade Runner zum ersten Mal sah. Diese Art der Auseinandersetzung zwischen den Protagonisten, die tote, unwirtliche Umgebung drum herum. Das alles waren Elemente, die meine Meinung ändern ließen.

Ich sagte also zu und konzentrierte mich bis zur Freigabe des Skriptes auf Parapol 3 und Wachwinkel. Das Casting lag in Daves Händen und ich finde, er hat eine sehr gute Wahl bei den Sprechern getroffen. Als feststand, dass Xilef und Robert Frank die beiden Hauptrollen sprechen sollten, kam die Frage in den Raum, ob man es nicht gemeinsam versuchen sollte. Schließlich kommen ja beide aus Berlin. Als Sprechkabine hatte sich nach ersten Terminproblematiken Janne angeboten, hier zu unterstützen. So entstanden die Aufnahmen für Burke und Hansen unter der Regie von Janne in ihrer Sprecherkabine. Es klang irgendwie recht eng darin... :D Die Aufnahmen waren aber sowohl von der Qualität, als auch von dem Spiel der beiden superb. Lediglich einzelne Übersteuerungen oder Betonungen führten trotz der verschiedenen Varianten zu einem Nachsprechen. Desweiteren gab es gegenüber dem Skript noch einen Änderungswunsch, um die Dramatik etwas zu steigern. Auch diese Takes wurden dann nachgereicht. Bei den Sprechern in der letzten Szene gab es ebenfalls sehr schöne Takes, die widerum ein paar kleine Ergänzungen bedurften, damit die Szene rund klingt.

Das Sounddesign war für mich etwas völlig neues. Einen Krimi zu schneiden oder ein Drama ist soundtechnisch nicht so zeitintensiv wie SciFi, wo es nicht nur darauf ankommt, die Geräusche richtig zu platzieren. Sie mussten auch in das Genre passen. Das war dann doch mehr Arbeit, als ich zu Anfang noch gedacht habe. Angefangen hat es mit einer Soundprobe zum Sandsturm, der in der ersten Szene zu hören war. Ich hatte dazu mehrere ambiente Sounds in Kombination miteinander verbunden und wieder verworfen. Hinzu kamen Geräusche, die man auf einem toten Planeten nicht vermuten würde. Ein Didgeridoo (sofern es richtig geschrieben ist :D), ein tibetanischer Mönch und selbst aufgenommenes "Zuschnappen". Aus diesen Zutaten sollte dann auch das merkwürdige Geräusch entstehen, dass Burke und Hansen hören. Der Sand, der an die Scheibe prasselt sollte auch synchron zu dem Sturm von außen zu hören sein. Schlussendlich musste die Kulisse zusammenpassen. Da hier viele Geräusche zusammenwirken sollten, habe ich Lautstärken bei einigen ambienten Geräuschen wesentlich stärker heruntergedrosselt, so dass sie mit den Restgeräuschen verschmolzen. Auch sollte das Störgeräusch zwar hörbar aber nicht von Anfang an bedrohlich wirken. Alles andere entstand nach einiger Zeit des Überlegens: Wie sollte die Kommunikation zwischen den Protagonisten funktionieren. Wie die Türen, wie die Schleuse. Wie soll es klingen wenn der Protagonist in der Nähe des Hörers spricht oder atmet. Und welches Tempo sollte Sand haben? Nun ja. Ich hoffe, es ist mir gelungen dass meine Vorstellung nahe beim Hörer liegt. Dann wäre ich schon zufrieden.

Um mich in der Sache mehrfach abzusichern gingen die fertigen Szenen an Dennis, Sven, Marc und auch an Dave. Mir war wichtig, ein Gefühl für die Arbeit zu bekommen. Letztendlich habe ich die Entscheidungen für mich selbst treffen müssen. Die Kommentare waren mir aber auch eine Hilfe. Auch wenn sie kritisch waren und ich damit nicht immer einverstanden war.

Ursprünglich wollte ich die Musik mal wieder selbst machen. Mit weniger Audio-Loops. Aufgrund der Produktionszeit und vor allem auch mangels Talents hielt ich nebenbei auch Ausschau nach einem Musiker. Da traf es sich ganz gut, dass Ian Autumn ins Forum kam und so direkt nach Arbeit fragte. Da die Szenen weitestgehend fertig waren und ich nur noch die Untermalung brauchte, nutze ich das Angebot überließ die Musik jemanden, der davon auch Ahnung hat. Einzig ein Stück von Christoph Nolte war für mich gesetzt, da es einen sehr wichtigen Zweck im Hörspiel zu erfüllen hatte. Und es war für mich logisch, dass eben nur der Song zu hören sein sollte und kein anderer. Es galt also nicht nur der Aspekt, dass es als Hintergrundmusik von Burke und Hansen zu hören sein sollte. Was genau der Grund war, kann mich jeder selbst noch einmal fragen - sofern er es nicht selbst herausfinden möchte. Es gab selbst bei der Premiere in der Chatbox einige Hinweise von den Hörern, die es schon nahe auf den Punkt brachten...

Das Cover von Wolfram und red_flag entstand gemeinsamer Absprache. Nach kurzer Vorstellung, wie wir uns das Bild vorstellten und wie es später vollendet werden sollte, war ich bis zum Platzen gespannt auf die Zeichnungen von den beiden. Und ich bin nicht enttäuscht worden. Wenn man zudem bedenkt, dass ich die Mails von Wolfram gegen halb 5 früh innerhalb der Woche bekam war das schon ein ganz schöner Arbeitseinsatz.

Mit der Premiere letzte Woche konnte ich das Projekt nun abschließen. Auch wenn ich dann doch erstaunt war über die Kommentare am Ende der Premiere und der Meinung, die sich hier im Thread lasen. Mein Erstaunen ging nicht darum, dass es den Leuten vielleicht nicht gefallen hat, sondern dass die Story bei einigen Leuten Fragezeichen an den Kopf knallten. Vieles von dem konnte ich so nicht nachvollziehen. Anderes wiederum schon. Zum einen die Erwartungshaltung. Es war wohl niemanden klar, dass sie ein Kurzhörspiel hören würden. Das dies bei der Premiere für Überraschung sorgen würde ist natürlich klar. Aber dadurch, dass es nun mal ein Kurzhörspiel ist, verhalten sich die Regeln im Zuge der Charakterausleuchtung und der Dramaturgie doch etwas anders. Ich möchte an dieser Stelle nicht wieder auf die Thematik Geschichte / keine Geschichte eingehen. Letztendlich ist es ja eine Frage des eigenen Hörempfindens, ob man mit diesem Hörspiel etwas anfangen kann oder nicht. Nüchtern analysiert kann ich aus meiner Sicht sagen: Es fehlt nichts, was wichtig ist. Alle Dialoge sind reduziert auf die Situation, in der sich die Rollen befinden. Ihr Umfeld ist klar. Ihre Belastung wird deutlich. Es ist lediglich aufgrund der Abmischung etwas hinzugekommen, was dem Hörer eben das Gehörte bewusster wahrnehmen lässt. Aber auch hier empfindet jeder anders und so wird es wohl auch eine endlose Diskussion bleiben.

Zumindest bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Und dazu möchte ich allen danken, die dabei mit geholfen haben :D

Viele Grüße.

EDIT: Ein kleiner sematischer Fehler: Es fehlt nichts, was wichtig ist (nicht was nicht wichtig ist... is ja auch nicht so wichtig :D) Ach ja: In dem seltsamen Geräusch ist das Zuschnappen nicht drin. Dafür aber ein Sirren, wenn man mit nassen Finger auf einem Weinglas reibt...
 
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Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
Sprechprobe
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AW: Sand

Danke Micha für diese interessanten und tiefen Einblicke. Sehr interessant waren für mich vorallem die Details zur Atmo. Da muss ich gleich nchmal reinhören wo sich das Didge und die Mönche versteckt haben und ob ich das Countrygeheimnis noch löften kann. Jedenfalls hast Du wie ich finde großes Ohrenspitzengefühl bewiesen mit diesem Klanggemälde
 

MetalWarrior

Michael Schreiber
Sprechprobe
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AW: Sand

Ich hab auch gerade Sand zum Einschlafen hören wollen - war ne Sch...nappsidee! ;O)

Kurz meine Kritik als Hörer:

+ Super atmosphärisch
+ Super Sprecher
+ Gute Story

Allein schon die Tatsache, mit (im Wesentlichen) nur zwei Charakteren eine so packende Atmosphäre zu schaffen spricht für alle Beteiligten. Dass die Story mir auch nicht grundlegend neu erscheint, ist mir als Hörer gleich. Besonders schön dargestellt fand ich das ambivalente Zusammenspiel der beiden Haupt-Charaktere; sie gehen sich nach all der Zeit auf den Senkel, doch können sie nicht ohne einander - zumindest spüre ich als Hörer, dass die Welt im Sand dort draußen so hart und einsam ist, dass man aufeinander angewiesen und um die Gesellschaft des Anderen dankbar ist. Auch nicht neu, aber gerade zu Beginn und bis zur Hälfte wunderschön durch kleine Sticheleien aber auch Besorgnis um den jeweils anderen offenbart.

Das Ende empfinde ich nicht als offen. Mein einziger Kritikpunkt ist Folgender:

- Dramatik

So packend das Hörspiel auch ist, es hätte für meinen Geschmack ruhig der Mittelteil weiter ausgearbeitet werden können. Der Showdown kam mir zu schnell, ich hätte gern noch länger in der schaurig fahlen Atmosphäre verweilt. Aber so isses halt, nicht wahr - selbst bei einem freien Hörspiel kommt immer einer und will mehr ;O)))

Ich sage danke für die spannende Zeit, das ist von der Qualität her auch aus meiner Sicht als Laien (bzw. Konsumenten ;O) wenngleich ein wenig kurz in der Tat eine Perle.
 
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