Poldi

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Prof. Sigmund Freud – 6. Sein und Haben

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Erster Eindruck: Das Schweigen des Täters

Karl Gruber bittet seinen Freund und Psychoanalytiker Prof. Sigmund Freud wieder zu einem außergewöhnlichen Fall. Bei einem Banküberfall konnte nur ein einziges Mitglied gefangen genommen werden, und das ist ein schwachsinniger Mann, der seinen Kollegen versprochen hat, sie unter keinen Umständen bei der Polizei zu verraten...

Die Krimiserie, die mit vielen psychologischen Elementen angereichert wurde, geht mit „Sein und Haben“ in die sechste Runde. Auch hier wurden wieder etliche Theorien des berühmten Sigmund Freud, um die sich auch diese fiktive Serie dreht, mit eingebaut. Diese werden auf diesen Fall angepasst und geben dem Hörer nicht nur eine Begründung von Freuds Handeln und seiner Sicht auf den Gefangenen, sondern sind auch recht lehrreich und interessant aufgearbeitet. Der Aufbau dieser Folge gefällt mir hier sehr gut, da nicht ein Täter enttarnt werden muss, wie es in anderen Krimiserien häufig der Fall ist. Vielmehr kann sich Freud hier intensiv mit seinem „Patienten“ beschäftigen und tief in seine Charakterstruktur eindringen. Das hat einen ganz anderen Reiz und erzeugt eine andere Art von Spannung, die aber nicht weniger fesselnd ist. Und auch hier schafft man es, am Ende einige kleine Überraschungen einzubauen, die man anfangs so nicht erwartet hätte. Im Zusammenschluss mit der typischen Atmosphäre der Serie und den Einschüben von Es und Über-Ich entsteht eine untypische Produktion, die dem anspruchsvollen Hörspielhörer ein Hochgenuss sein dürfte.

Einen großen Teil zum Gelingen des Hörspiels tragen auch die wunderbaren Sprecher bei, die sich völlig in ihre Figuren und auch die Stimmung der Serie einfühlen können. Allen voran natürlich Hans Peter Hallwachs als Sigmund Freud mit seiner einprägsamen Stimme und seinem prägnanten Timing. Andreas Fröhlich bekommt man als Carl Gruber hier noch stärker zu Ohr, seine eher lockere Art passt gut zu der Rolle und bildet einen interessanten Kontrast zu dem stets hochgestochenen Freud. In dieser Folge ist Christian Stark als Carol Kernassing zu hören, der eine ebenso ungewöhnliche wie faszinierende Sprecherleistung vollbringt. Weitere Sprecher sind Andreas Wobich, Viola Morlinghaus und Frank Braun.

Düstere, fast schon drückende Melodien voller Dramatik, dabei aber immer mit einem warmen Unterton erzeugen eine Atmosphäre, in die man sich gern versinken lässt und die einem das Einfühlen in die Geschichte erleichtern. Im Gegensatz zu dem vermehrten Einsatz von Musik sind vergleichsweise wenig Geräusche eingefügt, wilde Effekthascherei wird man hier also vergebens suchen.

Der finster dreinblickende Freud ist wie immer im Mittelpunkt des Covers zu sehen, um ihn herum sind einige Motive aus dem Hörspiel abgebildet. Diese gehen hier jedoch etwas unter und sind zu wenig prägnant. Die Einfärbung dieses mal in einem kühlen Türkis. Im Inneren sind wieder kleine Infos und Hintergründe nachzulesen.

Fazit: Ein sehr interessanter Grundgedanke, der hier auf die typische, psychoanalytische Art weitererzählt wird. Anspruchsvoll und sehr gut durchdacht.

VÖ: 23.September 2011
Label: Stil
Bestellnummer: 4042564130577
 
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