Poldi

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Point Whitmark – 39. Das Feld beim Krähenhaus

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Erster Eindruck: Filmzitate und unheimliche Begegnungen

Gemeinsam mit seinem Enkel Derek fährt Alfred Ashby in ein abseits gelegenes Motel, um dort seine alte Jugendliebe Lila Miles zu besuchen. Doch an der Tür werden sie vom schrulligen Besitzer Letser Perkins abgewiesen, die alte Dame sei erkrankt und brauche Ruhe. Doch die Sache wirkt merkwürdig, sodass sich bald darauf Dereks Freunde Jay und Tom in dem Motel einmieten und auf Spurensuche gehen – mit schrecklichen Folgen…

„Wie hieß denn noch dieser eine Film?“ – der Running Gag dieser 39. Folge der wunderbaren Jugenddetektivserie „Point Whitmark“ spielt immer wieder auf einen gewissen Psycho-Thriller von Alfred Hitchcock an. Offensichtlich ist die Grundidee der Handlung dem bekannten Machwerk mit der Duschszene entliehen, und warum nicht aus der Not eine Tugend machen und diesen Fakt ziemlich witzig und kurzweilig mit einbringen? Auch viele weitere Anspielungen auf den Film sind eingebaut. In Sachen Humor kann die Folge also auf ganzer Linie punkten, und auch ansonsten erhält man ein sehr starkes und atmosphärisch dichtes Hörstück. Der Aufbau gestaltet sich langsam und ausführlich, ohne behäbig zu wirken. Denn so kommen die einzelnen Elemente sehr gut zur Geltung und werden voll ausgekostet, kein Spannungsmoment, kein unheimlicher Höhepunkt wird ausgelassen, eine starke Szene reiht sich an die nächste. Es wurden gleich einige Motive eingebaut, die jeweils schon für sich allein eine gute Grundlage geboten hätten, sich hier aber weiter verstärken und für einen sehr dramatischen und spannenden Verlauf sorgen. Und auch für genügend Überraschungen wurde gesorgt, das Ende unterscheidet sich dann doch deutlich von der bekannten Vorlage. Die Charaktere sind fast schon typisch für die Serie, verschroben, etwas skurril und alles andere gewöhnlich. Sie alle haben einen deutlichen Spleen, was sie sehr interessant und außergewöhnlich wirken lässt. Das ist es, was der sehr guten Story noch weiter hilft und sie schlussendlich zu einem hervorragenden Hörspiel macht.

Auch die Sprecherauswahl ist mal wieder hervorragend gelungen. Horst Lampe ist als Dereks Großvater Alfred zu hören. Seine tiefe, sonore Stimme passt sehr gut zu dem agilen älteren Herren, den er sympathisch und besonders gegen Ende etwas verschmitzt darstellen kann. Volker Sassenberg selbst spricht die Rolle des Lester Perkins und wählt einen weichen, sanften Klang, der aber ein wenig irre und beängstigend wirkt. Silke Kaiser hat mir als „alte Strutt“ sehr gut gefallen und schafft mit ihrer markanten Stimme einen aufsehenerregenden Charakter. Sven Plate, Kim Hasper und Gerrit Schmidt-Foß dürfen natürlich nicht fehlen.

In Sachen Akustik gehört Point Whitmark zu den allerbesten Produktionen in diesem Genre und kann dieses Plus auch hier wieder voll ausspielen. Die gesamte Handlung wird von stimmiger und atmosphärischer Musik begleitet, die meist unheimlich dräuend im Hintergrund spielt, aber auch stellenweise heitere Klänge anbietet und somit die Stimmungen der jeweiligen Szene perfekt und geschliffen umsetzt.

Statt auf das bekannte Filmthema einzugehen, nutzt die Folge das zweite Leitmotiv der Folge, die unheimlichen Krähen und die damit verbundenen Vogelscheuchen. Eines der schwarzen Vögel hat im Vordergrund den Schnabel angriffslustig geöffnet und wirkt mit dem roten Auge sehr unheimlich, während im Hintergrund die nicht minder schaurige Vogelscheuche in einem Feld zu sehen ist.

Fazit: Die Verknüpfung gleich mehrerer interessanter Themen, die volle Auskostung der Spannungsmomente, die zahlreichen gelungenen Anspielungen, die starke, sich stetig weiterentwickelnde Handlung, die unheimlichen Szenen, die gekonnte und elegante Auflösung – Folge 39 der Serie ist ein echter Volltreffer und gehört zu den stärksten Geschichten der Serie!

VÖ: 7.März 2014
Label: Decision Products
Bestellnummer: 888430127821
 
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