Poldi

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Plan B

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Erster Eindruck: Familiendrama auf engstem Raum

Der Student Finn lädt seine Mutter und seinen Stiefvater nach mehreren Jahren ohne Kontakt zu einer Aussprache ein. Doch er hat noch andere Pläne, die empfindlich gestört werden, als Mad, der Besitzer der Wohnung, unerwartet auftaucht...

Hörspiele von Ivar Leon Menger zeichneten sich in der Vergangenheit stets durch hohe Kreativität und einen außergewöhnlichen Verlauf aus. "Plan B" ist sein neuestes Werk, das bei der Lauscherlounge erschienen ist und sich nahtlos in diese Reihe einfügt. Es ist ein Thrillerhörspiel, das den Hörer immer im Ungewissen lässt, nie weiß er, wem er trauen kann. Die Prämisse, dass es sich um den Plan und die Ausführung eines perfekten Mordes handelt, stellt einen immer wieder vor neue Rätsel und lässt um die handelnden Personen bangen. Die Spannung, die quasi von Anfang an entsteht, steigert sich in einer enormen Kurve und wirft regelmäßig einen neuen, packenden Höhepunkt in den Raum. Völlig fassungslos steht man dann vor der Auflösung, die aber auch auf alle offenen Fragen eine sinnvolle Antwort gibt. Beeindruckend, wie Menger mit seinem Publikum zu spielen weiß, wie beiläufig er neue Fäden aufgreift und miteinander verknüpft, welch kreativen Output er in einem einzigen Hörspiel zu vereinen weiß. Bei gerade einmal fünf handelnden Personen plus Erzähler und einem einzigen Schauplatz zeigt Menger einen Blick in die menschlichen Abgründe. Zudem dürften Fans seiner anderen Hörspiele an einer einzigen kleinen Anspielung große Freude finden. Ein herausragenes und wuchtiges Hörspiel, welches einen kreativen Grundgedanken mit verschiedenen Elementen zu einem packenden Thriller verschmilzt. Unbedingt anhören!

Ebenso großes Lob gebührt den Sprechern, die die beklemmende Atmosphäre auszuschmücken wissen. Simon Jäger beeindruckt als Finn Jorgensen mit treffsicherer Aussprache und Betonung, drückt all seine aufgestauten und sich entladenden Emotionen mit seiner Stimme aus. Als Mad ist Gerrit Schmidt-Foss zu hören, dessen sonst so sonnige Stimme hier auch völlig verunsichert und verängstigt klingen kann. Die beeindruckenste Leistung vollführt aber Udo Schenk als Arnold, indem er den eiskalten und berechnenden Mann völlig authentisch und kühl wirken lässt. Auch die restlichen Sprecher machen ihre Sache hervorragend und ausdrucksstark, als da wären Katja Brügger, Luise Helm und Hans-Werner Bussinger als Erzähler.

Auch atmosphärisch ist Plan B vorbildlich produziert worden. Die Szenen sind mit Spannung erzeugender Musik ausgestattet, die Geräusche glaubhaft eingefügt und extra für dieses Hörspiel von Jörg Klinkenberg eingespielt worden. Sehr abbwechslungsreich sind einige Musikstücke, die bis zu härtestem Rock reichen, die Zerissenheit und Wut von Finn intensiv zum Ausdruck bringen und eine tolle Ergänzung zu der Handlung darstellen.

Die CD wird in einem hochwertigen Digipack ausgeliefert, wie wir es bei der Kombination aus Ivar Leon Menger und der Lauscherlounge ja glücklicherweise schon gewohnt sein dürfen. Allerdings bleibt die Covergestaltung zu unauffällig, ist aber angenehm anzusehen. In einem mehrseitigen Booklet finden sich noch ein kleine Texte vom Autor und über die Lauscherlounge.

Fazit: Würde die Frage nach DEM Hörspiel auftauchen, an welchem man momentan nicht vorbeikommen sollte, Plan B wäre Aufgrund der hervorragenden Storyführung und der düsteren Stimmung meine erste Wahl.
 
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