Poldi

Mitglied
Phantastische Geschichten

phantastischegeschichten.jpg


Erster Eindruck: Klassische Radiohörspiele mit übersinnlichem Touch

Als ein erfahrener Autor auf einen jungen Mann trifft, der im Börsengeschäft tätigt ist, staunt er nicht schlecht. Denn die Geschichte, die dieser erzählt, ist so detailreich und lebendig, dass es ein Wunder ist, dass der Börsenmakler es nicht zu Papier bringen kann. Und so kauft der Autor die Rechte an dem Buch und lässt sich die Geschichte erzählen, doch schon bald schleichen sich Ungereimtheiten ein...

Mit „Phantastische Geschichten“ hat Pidax eine neunteilige Radiohörspielreihe auf den Markt gebracht, die vom Konzept her stark an einige heutzutage sehr populäre Serien erinnert, den es werden in sich abgeschlossene Geschichten erzählt, die von unterschiedlichen Autoren geschrieben wurden und immer einen Bezug zum Übersinnlichen haben. Dabei wird jedoch nicht auf starken Grusel oder Schockmomente gesetzt, sondern auf sich langsam entwickelnde Handlungen, die erst nach und nach offenbaren, was in ihnen steckt – und das ist meist tatsächlich phantastisch. Die Ideen, die hinter den einzelnen Folgen stecken, sind höchst unterschiedlich und ebenso kreativ, sie gehen ungewöhnliche Wege und bieten somit tatsächlich überraschende Momente. Allerdings ist die Erzählweise – typisch für die Zeit der 1950er Jahre – recht langsam und gemächlich, die eine oder andere Entwicklung hätte ich mir durchaus schneller gewünscht. Hinzu kommt, dass nicht jede der neun erzählten Geschichten gleichsam überzeugen konnte, „Die Nase“ fand ich beispielsweise zu unaufgeregt, als dass sie mich wirklich hätte packen können. Auch ist der Erzähleranteil immer sehr hoch, und auch wenn dieser Teil oft von den Protagonisten übernommen wird, entsteht so ein eher starrer Ausdruck. Die oben beschriebene erste Geschichte kommt dabei beispielsweise gerade einmal mit zwei Sprechern aus, wobei der Anteil an Dialogen recht gering ist. „Phantastische Geschichten“ ist ein interessantes Experiment, das jedoch nicht immer funktioniert hat und einige Zeit nur so vor sich hin dümpelt.

Marianne Prenzel ist als Ying Ning zu hören, ihre sehr weibliche Stimme setzt dabei gekonnt Akzente, sodass eine interessante und ausdrucksstarke Ausstrahlung des Mädchens entsteht. Kurt Ehrhardt ist gleich in zwei der Folgen zu hören, mit seiner intensiven Sprechweise wirkt er immer sehr präsent, seine Szenen bekommen durch ihn viel passende Atmosphäre verliehen. Auch Eva-Maria Bodenstedt ist in zwei Rollen zu hören, wobei sie als Calypso eine sehr interessante Rolle hat und diese sehr gut auszufüllen weiß. Weitere Sprecher sind Heinz Klevenow, Reinhard Brox und Hans Paetsch.

Heute wird in solcherlei Geschichten mit viel unheimlicher Musik und einer stimmungsvollen Soundkulisse für eine düstere Atmosphäre gesorgt – vor 60 Jahren war das noch nicht so. Musik ist hier gar nicht im Einsatz, die Anzahl der Geräusche ist fast ebenso niedrig. Das wirkt für heutige Verhältnisse etwas dräuge, erlaubt den Sprechern aber auch, weiter in den Vordergrund zu treten.

Die Ausstattung der CD ist wie bei Pidax traditionell sehr sparsam, statt eines Booklet liegt ein einfaches Blatt in der Hülle. Es wird von einer mysteriösen Szenerie in einem dunklen, nebelverhangenen Wald geziert, wobei hier die Schriftzüge mher im Vordergrund stehen. Im Inneren sind alle Sprecher mit ihren Rollen aufgelistet, die Folgen selbst auf einer MP3-CD untergebracht.

Fazit: Neun Kurzgeschichten von verschiedenen Autoren, die jeweils einen Hang zum Phantastischen haben und mit ihren kreativen Ansätzen punkten können. Manch eine Geschichte ist dabei auch sehr unterhaltsam erzählt, die langsame Erzählweise und die fehlende akustische Untermalung lassen die Produktionen jedoch etwas zäh wirken.

VÖ: 8.April
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158198264
 
Oben