Poldi
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Paul Temple und der Fall Gregory
Erster Eindruck: Neuaufnahme des verschollenen Temples mit ganz eigener Note
Eine Serie an Morden und jungen Frauen erschüttert das Land, mindestens drei Leichen sind schon gefunden worden. Dabei gibt es immer wieder Hinweise des Täters, der sich „Gregory“ nennt und die Polizei damit an der Nase herumführt. Auch Kriminalautor und Hobbydetektiv Paul Temple wird auf den Fall aufmerksam gemacht – und das gleich von ganz unterschiedlichen Stellen...
Der Hörverlag veröffentlicht „Paul Temple und der Fall Gregory“ - was vielen wohl nicht sonderlich bemerkenswert vorkommen dürfte, für Kenner aber eine kleine Revolution ist. Denn das erste Hörspiel der Reihe galt lange als verschollen, da die teuren Aufnahmebänder nach der ersten Sendung des NWDR wohl wiederverwendet wurden. Es ist auch nicht das Originalhörspiel, sondern eine Rekonstruktion, die mit erhaltenen Textpassagen und einer noch vorhandenen norwegischen Tonaufnahme zusammengestellt wurde. Und auch die Erzählweise ist eine Revolution, denn der bekannte Schauspieler und bekennender Hörspielfan Bastian Pastewka hat eine Gruppe von vier weiteren Sprechern um sich geschart und neben den „klassischen“ Dialogen auch immer wieder Einwürfe eingebaut, in der das Geschehen kommentiert oder auch einfach nur ein wenig gestritten wird. Temple-Puristen werden hier wohl keine Freude daran finden, ich jedoch empfinde diese Umsetzung als mehr als gelungen. Denn gerade diese Situationen, machen das Salz in der Suppe aus, es werden Hintergrundinformationen gegeben und auch die scheinbar widersinnigen und aufgesetzten Details erklärt. Zudem und vor allem sind sie aber extrem witzig und haben einen vorzüglichen Humor – sowohl was Paul Temple, das Medium Hörspiel als auch die Schauspieler selbst angeht. Das Erstaunliche ist, dass trotz allen Humors auch die Liebe zum Hörspiel und dem Werk von Durbridge durchkommt und eine spannende und komplexe Handlung geboten wird, einige Höhepunkte und viele zwielichtige Figuren sorgen dabei für klassisches Temple-Feeling. Ich bin begeistert von dieser ebenso humorvollen wie traditionellen Umsetzung und finde, dass hier beides bestens vereint wurde.
Fünf Sprecher gestalten das eindreiviertel-stündige Hörspiel und schlüpfen dabei teilweise in viele verschiedene Rollen. Bastian Pastewka ist dabei als Paul Temple zu hören, er lehnt sich dabei an die Interpretation von René Deltgen an, bringt aber auch eine eigene Note mit ein und nimmt die Rolle hörbar ernst. Janina Sachau ist als seine Ehefrau Steve zu hören, sie überspitzt die Figur deutlich und legt sie eher humoristisch an, was mir aber durchaus gut gefällt. Alexis Kara überzeugt in verschiedenen Rollen mit einer großen Wandlungsfähigkeit und verleiht jeder Rolle eine eigene Note. Diverse Sergeants und auch andere Rollen werden von Inga Busch gesprochen, deren prägnante rauchige Stimme gut in das Ambiente der Handlung passt. Kai Magnus Sting ist unter anderem als Sir Graham Forbes zu hören, auch er kann eine breite Palette an unterschiedlichen Klängen anbieten. Gemeinsam, in den scheinbar improvisierten Zwischendialogen, entfaltet jeder noch eine ganz eigene Persönlichkeit.
Die akustische Gestaltung orientiert sich hörbar an den klassischen Temple-Hörspielen, zackige Melodien, laute Blechbläser, pointierte Musikstücke an den spannendsten Stellen sind hierfür Stilmittel. Und auch eine altehrwürdige Geräuschkulisse mit zahlreichen knarrenden Türen unterstützt die Dialoge, die jedoch immer im Vordergrund stehen. Wirklich witzig sind die von den Protagonisten eingesungenen Lieder, die an Schlager der 40er Jahre erinnern, viel Schwung haben und zudem noch urkomisch sind.
Die Veröffentlichung der ursprünglichen Temple-Hörspiele zeigten eine schwarze Silhouette samt Hut und Pistole, hier wurde werbewirksam auf das Gesicht von Pastewka gesetzt, die aber immerhin eben jene Utensilien in die Kamera hält. Und auf dem hellblauen Hintergrund ist dann zumindest ein Schattenriss mit typisch Londoner Motiven zu sehen. Das ins Digipack eingeklebte Booklet enthält noch einige zusätzliche Informationen und Fotos, die CDs haben den Look einer alten Schallplatte – eine sehr stimmige Gestaltung.
Fazit: Der lange verschollene Fall hier in einer Neuinterpretation, die um witzige Details ergänzt wurde. Fünf Sprecher in vielen Rollen, die den klassischen Paul Temple mit kleinen Diskussionen und Anmerkungen anreichern. Trotz allen Witzes kommt von allen Beteiligten die Liebe zu diesem Projekt deutlich herüber. Ein gewagtes, aber ebenso gelungenes Experiment!
VÖ: 10.November 2014
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1718-7
Erster Eindruck: Neuaufnahme des verschollenen Temples mit ganz eigener Note
Eine Serie an Morden und jungen Frauen erschüttert das Land, mindestens drei Leichen sind schon gefunden worden. Dabei gibt es immer wieder Hinweise des Täters, der sich „Gregory“ nennt und die Polizei damit an der Nase herumführt. Auch Kriminalautor und Hobbydetektiv Paul Temple wird auf den Fall aufmerksam gemacht – und das gleich von ganz unterschiedlichen Stellen...
Der Hörverlag veröffentlicht „Paul Temple und der Fall Gregory“ - was vielen wohl nicht sonderlich bemerkenswert vorkommen dürfte, für Kenner aber eine kleine Revolution ist. Denn das erste Hörspiel der Reihe galt lange als verschollen, da die teuren Aufnahmebänder nach der ersten Sendung des NWDR wohl wiederverwendet wurden. Es ist auch nicht das Originalhörspiel, sondern eine Rekonstruktion, die mit erhaltenen Textpassagen und einer noch vorhandenen norwegischen Tonaufnahme zusammengestellt wurde. Und auch die Erzählweise ist eine Revolution, denn der bekannte Schauspieler und bekennender Hörspielfan Bastian Pastewka hat eine Gruppe von vier weiteren Sprechern um sich geschart und neben den „klassischen“ Dialogen auch immer wieder Einwürfe eingebaut, in der das Geschehen kommentiert oder auch einfach nur ein wenig gestritten wird. Temple-Puristen werden hier wohl keine Freude daran finden, ich jedoch empfinde diese Umsetzung als mehr als gelungen. Denn gerade diese Situationen, machen das Salz in der Suppe aus, es werden Hintergrundinformationen gegeben und auch die scheinbar widersinnigen und aufgesetzten Details erklärt. Zudem und vor allem sind sie aber extrem witzig und haben einen vorzüglichen Humor – sowohl was Paul Temple, das Medium Hörspiel als auch die Schauspieler selbst angeht. Das Erstaunliche ist, dass trotz allen Humors auch die Liebe zum Hörspiel und dem Werk von Durbridge durchkommt und eine spannende und komplexe Handlung geboten wird, einige Höhepunkte und viele zwielichtige Figuren sorgen dabei für klassisches Temple-Feeling. Ich bin begeistert von dieser ebenso humorvollen wie traditionellen Umsetzung und finde, dass hier beides bestens vereint wurde.
Fünf Sprecher gestalten das eindreiviertel-stündige Hörspiel und schlüpfen dabei teilweise in viele verschiedene Rollen. Bastian Pastewka ist dabei als Paul Temple zu hören, er lehnt sich dabei an die Interpretation von René Deltgen an, bringt aber auch eine eigene Note mit ein und nimmt die Rolle hörbar ernst. Janina Sachau ist als seine Ehefrau Steve zu hören, sie überspitzt die Figur deutlich und legt sie eher humoristisch an, was mir aber durchaus gut gefällt. Alexis Kara überzeugt in verschiedenen Rollen mit einer großen Wandlungsfähigkeit und verleiht jeder Rolle eine eigene Note. Diverse Sergeants und auch andere Rollen werden von Inga Busch gesprochen, deren prägnante rauchige Stimme gut in das Ambiente der Handlung passt. Kai Magnus Sting ist unter anderem als Sir Graham Forbes zu hören, auch er kann eine breite Palette an unterschiedlichen Klängen anbieten. Gemeinsam, in den scheinbar improvisierten Zwischendialogen, entfaltet jeder noch eine ganz eigene Persönlichkeit.
Die akustische Gestaltung orientiert sich hörbar an den klassischen Temple-Hörspielen, zackige Melodien, laute Blechbläser, pointierte Musikstücke an den spannendsten Stellen sind hierfür Stilmittel. Und auch eine altehrwürdige Geräuschkulisse mit zahlreichen knarrenden Türen unterstützt die Dialoge, die jedoch immer im Vordergrund stehen. Wirklich witzig sind die von den Protagonisten eingesungenen Lieder, die an Schlager der 40er Jahre erinnern, viel Schwung haben und zudem noch urkomisch sind.
Die Veröffentlichung der ursprünglichen Temple-Hörspiele zeigten eine schwarze Silhouette samt Hut und Pistole, hier wurde werbewirksam auf das Gesicht von Pastewka gesetzt, die aber immerhin eben jene Utensilien in die Kamera hält. Und auf dem hellblauen Hintergrund ist dann zumindest ein Schattenriss mit typisch Londoner Motiven zu sehen. Das ins Digipack eingeklebte Booklet enthält noch einige zusätzliche Informationen und Fotos, die CDs haben den Look einer alten Schallplatte – eine sehr stimmige Gestaltung.
Fazit: Der lange verschollene Fall hier in einer Neuinterpretation, die um witzige Details ergänzt wurde. Fünf Sprecher in vielen Rollen, die den klassischen Paul Temple mit kleinen Diskussionen und Anmerkungen anreichern. Trotz allen Witzes kommt von allen Beteiligten die Liebe zu diesem Projekt deutlich herüber. Ein gewagtes, aber ebenso gelungenes Experiment!
VÖ: 10.November 2014
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1718-7