Poldi
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November 1918. Eine deutsche Revolution
Erster Eindruck: Beeindruckende Nachkriegserzählung
Im November 1918 ist der erste Weltkrieg für Deutschland verloren, es ist eine Zeit der Unsicherheit und des Zweifels. Man hört von einer Revolution, von der Besetzung durch die Franzosen, die Macht der Monarchie nimmt immer weiter ab. Und in all diesen Wirren, den verletzten Menschen, den zerstörten Seelen sind unzählige Einzelschicksale vorhanden, von denen einige hier betrachtet werden...
Alfred Döblins mehrbändiger Roman „November 1918“ wurde von Norbert Schaeffer als Hörstück umgesetzt, neben der Ausstrahlung bei verschiedenen Radiosendern gibt wurde dies auch beim Hörverlag veröffentlicht. Bewusst habe ich den Begriff Hörspiel vermieden, denn obwohl das Produkt so angeboten wird und per Definition wohl so einzuordnen ist, ist „November 1918“ ganz anders und wirkt eher wie eine Hörcollage. Verschiedene Ausschnitte werden hier aneinander gereiht, ganz unterschiedliche Menschen vorgestellt, ihre Situation und damit auch ein Querschnitt durch Deutschland dargestellt. Neben den eingesprochenen Passagen werden auch einige wenige Originalaufnahmen eingespielt, es gibt stille Momente, ruhige Szenen ebenso wie dramatische Momente, packend in Szene gesetzt. Und so entsteht ein bedrückendes, realitätsnahes und auch emotionales Hörspiel, das Geschichte lebendig erlebbar macht, einen in seinen Bann zieht und die schreckliche Nachkriegszeit in vielen Facetten erscheinen lässt.
Über 50 Sprecher wurden hier engagiert, und jeder nimmt seine Sache sehr ernst, steigert sich in jede noch so kleine Rolle hinein und sorgt für einen sehr authentischen Eindruck. Überraschend ist dabei Jan Hofer, den man bisher nur als Nachrichtensprecher und Moderator kannte, der hier als Erzähler aber auch eine sehr gute Figur macht. Er nimmt sich selbst zurück, kann aber mit seiner angenehmen und ausdrucksstarken Stimme die kleinen Texte emotional aufladen. Jakob Diehl beeindruckt mit seiner mitreißenden Stimme, der dynamischen Gestaltung seiner Passagen und der intensiven Klangfarbe. Laura Maires zarte und helle Stimme bildet einen krassen Kontrast zu der bedrückenden Atmosphäre, sie sticht aus dem übrigen Ensemble etwas heraus und kann die Aufmerksamkeit auf ihren interessanten Charakter lenken, den sie mit Nachdruck umzusetzen versteht. Weitere Sprecher sind unter anderem Sebastian Rudolph, Hanns Zischler und Burghardt Klaußer.
Die akustische Umsetzung ist dem Hörstück und der Vorlage sehr angemessen und schlägt ganz andere Wege ein als andere Produktionen. Es schafft dem Hörer kaum Freiräume durch Pausen oder eingebaute Melodien, instrumentalisiert nur sehr sanft und bedächtig, setzt Geräusche sehr effektvoll und passgenau ein, hier ist nichts überflüssig eingebaut, sondern präzise abgestimmt.
Die fünf CDs befinden sich in einem mehrfach ausklappbaren Digipack, dass von der Qualität her dem üblichen Standard des Labels entspricht und ansehnlich gestaltet wurde. Ein umfangreiches Booklet loegt bei, das erfreulich viele und tiefgreifende Zusatzinformationen bietet. Da keine aktuelle Buchausgabe vorliegt, wurde ein eigenes Titelbild designt, das eine schwarz-weiße Fotografie zeigt, auf der eine große Gruppe an Menschen auf einer öffentlichen Straße auf den Betrachter zuzugehen scheint. Das obere Drittel ist für Schriftzug und die Nennung einiger Mitwirkender reserviert.
Fazit: Ein emotional wuchtiges und aufgeladenes Hörspiel, dass die Wirren am Ende des ersten Weltkrieges erlebbar, spürbar, fast greifbar macht und eine packende Collage an verschiedenen Menschen und Schicksalen präsentiert. Die ganz unterschiedlichen Stimmungen wirken insgesamt bedrückend. Eine hervorragende Aufarbeitung eines Stückes Zeitgeschichte.
VÖ: 28.Juli 2014
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1458-2
Erster Eindruck: Beeindruckende Nachkriegserzählung
Im November 1918 ist der erste Weltkrieg für Deutschland verloren, es ist eine Zeit der Unsicherheit und des Zweifels. Man hört von einer Revolution, von der Besetzung durch die Franzosen, die Macht der Monarchie nimmt immer weiter ab. Und in all diesen Wirren, den verletzten Menschen, den zerstörten Seelen sind unzählige Einzelschicksale vorhanden, von denen einige hier betrachtet werden...
Alfred Döblins mehrbändiger Roman „November 1918“ wurde von Norbert Schaeffer als Hörstück umgesetzt, neben der Ausstrahlung bei verschiedenen Radiosendern gibt wurde dies auch beim Hörverlag veröffentlicht. Bewusst habe ich den Begriff Hörspiel vermieden, denn obwohl das Produkt so angeboten wird und per Definition wohl so einzuordnen ist, ist „November 1918“ ganz anders und wirkt eher wie eine Hörcollage. Verschiedene Ausschnitte werden hier aneinander gereiht, ganz unterschiedliche Menschen vorgestellt, ihre Situation und damit auch ein Querschnitt durch Deutschland dargestellt. Neben den eingesprochenen Passagen werden auch einige wenige Originalaufnahmen eingespielt, es gibt stille Momente, ruhige Szenen ebenso wie dramatische Momente, packend in Szene gesetzt. Und so entsteht ein bedrückendes, realitätsnahes und auch emotionales Hörspiel, das Geschichte lebendig erlebbar macht, einen in seinen Bann zieht und die schreckliche Nachkriegszeit in vielen Facetten erscheinen lässt.
Über 50 Sprecher wurden hier engagiert, und jeder nimmt seine Sache sehr ernst, steigert sich in jede noch so kleine Rolle hinein und sorgt für einen sehr authentischen Eindruck. Überraschend ist dabei Jan Hofer, den man bisher nur als Nachrichtensprecher und Moderator kannte, der hier als Erzähler aber auch eine sehr gute Figur macht. Er nimmt sich selbst zurück, kann aber mit seiner angenehmen und ausdrucksstarken Stimme die kleinen Texte emotional aufladen. Jakob Diehl beeindruckt mit seiner mitreißenden Stimme, der dynamischen Gestaltung seiner Passagen und der intensiven Klangfarbe. Laura Maires zarte und helle Stimme bildet einen krassen Kontrast zu der bedrückenden Atmosphäre, sie sticht aus dem übrigen Ensemble etwas heraus und kann die Aufmerksamkeit auf ihren interessanten Charakter lenken, den sie mit Nachdruck umzusetzen versteht. Weitere Sprecher sind unter anderem Sebastian Rudolph, Hanns Zischler und Burghardt Klaußer.
Die akustische Umsetzung ist dem Hörstück und der Vorlage sehr angemessen und schlägt ganz andere Wege ein als andere Produktionen. Es schafft dem Hörer kaum Freiräume durch Pausen oder eingebaute Melodien, instrumentalisiert nur sehr sanft und bedächtig, setzt Geräusche sehr effektvoll und passgenau ein, hier ist nichts überflüssig eingebaut, sondern präzise abgestimmt.
Die fünf CDs befinden sich in einem mehrfach ausklappbaren Digipack, dass von der Qualität her dem üblichen Standard des Labels entspricht und ansehnlich gestaltet wurde. Ein umfangreiches Booklet loegt bei, das erfreulich viele und tiefgreifende Zusatzinformationen bietet. Da keine aktuelle Buchausgabe vorliegt, wurde ein eigenes Titelbild designt, das eine schwarz-weiße Fotografie zeigt, auf der eine große Gruppe an Menschen auf einer öffentlichen Straße auf den Betrachter zuzugehen scheint. Das obere Drittel ist für Schriftzug und die Nennung einiger Mitwirkender reserviert.
Fazit: Ein emotional wuchtiges und aufgeladenes Hörspiel, dass die Wirren am Ende des ersten Weltkrieges erlebbar, spürbar, fast greifbar macht und eine packende Collage an verschiedenen Menschen und Schicksalen präsentiert. Die ganz unterschiedlichen Stimmungen wirken insgesamt bedrückend. Eine hervorragende Aufarbeitung eines Stückes Zeitgeschichte.
VÖ: 28.Juli 2014
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1458-2