Poldi
Mitglied
- #1
Themenstarter/in
Niemandsland
Erster Eindruck: Quer durch Europa
Ayran und Kabir, zwei Brüder aus Afghanistan, haben ein einziges Ziel: London. Nach dem Tod ihrer Eltern haben sie sich einer Gruppe Männer angeschlossen und machen sich auf eine langwierige Reise quer durch Europa. Erschöpfung, Hunger und Kälte sind ihr ständiger Begleiter, doch noch ganz andere Schrecknisse warten auf die beiden...
Kein einfacher Stoff, den sich Caroline Brothers für ihren ersten Roman ausgesucht hat. Die auf Immigration spezialisierte Journalistin hat mit „Niemandsland“ einen schonungslosen Bericht einer Kriegsflucht verfasst, der für den Audio Verlag nun auch als Hörbuch eingesprochen wurde. In der Geschichte um die beiden flüchtenden Brüder, erzählt aus der Perspektive von Ayran, gibt es kaum eine aufmunternde Szene, keine große Hoffnung, nur menschliche Abgründe, das Ausnutzen Hilfloser, ein düsteres Ereignis nach dem nächsten. Und das Schlimmste – Caroline Brothers weiß, wovon sie schreibt und macht das auch noch so realitätsnah, dass man sich wie mitten unter den Flüchtlingen fühlt. Wochenlange Arbeit, niedrigste Schufterei unter menschenunwürdigen Bedingungen, das Zusammengepferchtsein mit zahlreichen Fremden - all dies wird zu zentralen Themen und charakterisiert das Martyrium der Brüder. Und immer wieder neue Rückschläge bis zur Vergewaltigung, das ist wirklich harter Tobak und wird schonungslos beschrieben. Nur kleine Lichtblicke, einige wenige freundliche Menschen und der unerschütterliche Glaube an ein besseres Leben lassen Ayran und mit ihm den Leser durchhalten. Alles andere als leichter Hörgenuss, sondern eine Lesung, die schwer im Magen liegt und es vielleicht gerade deshalb wert ist, gehört zu werden.
Markus Hoffmann hat dieses Hörbuch eingesprochen und einen guten Mittelweg zwischen Distanz und Nähe zu den Charakteren erreicht. Er redet vergleichsweise nüchtern und sachlich, lässt der Geschichte den Raum, den sie braucht, um ihren ganz eigenen Schrecken zu entfalten. Er setzt nicht auf Effekthascherei, sondern auf das pure Leiden von Ayran und erreicht gerade so eine große Nähe zwischen Hörer und den Protagonisten.
Ganz im Gegensatz zum heftigen Geschichtsverlauf ist das Cover romantisch, geradezu ein wenig verkitscht geworden. Vor einem malerischen Sonnenuntergang in warmen Rot- und Gelbtönen sieht man zwei Jungen am Straßenrand, die von einem Bully mitgenommen werden. Erst im Klappentext erfährt man, dass es sich nicht um einen entspannten oder aufregenden Roadtrip, sondern um brutale Realität handelt.
Fazit: Heftiger Stoff mit immer neuen Tiefpunkten, lässt einen nicht mehr so schnell los und ist realitätsnäher als befürchtet.
VÖ: April 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1173-6
Erster Eindruck: Quer durch Europa
Ayran und Kabir, zwei Brüder aus Afghanistan, haben ein einziges Ziel: London. Nach dem Tod ihrer Eltern haben sie sich einer Gruppe Männer angeschlossen und machen sich auf eine langwierige Reise quer durch Europa. Erschöpfung, Hunger und Kälte sind ihr ständiger Begleiter, doch noch ganz andere Schrecknisse warten auf die beiden...
Kein einfacher Stoff, den sich Caroline Brothers für ihren ersten Roman ausgesucht hat. Die auf Immigration spezialisierte Journalistin hat mit „Niemandsland“ einen schonungslosen Bericht einer Kriegsflucht verfasst, der für den Audio Verlag nun auch als Hörbuch eingesprochen wurde. In der Geschichte um die beiden flüchtenden Brüder, erzählt aus der Perspektive von Ayran, gibt es kaum eine aufmunternde Szene, keine große Hoffnung, nur menschliche Abgründe, das Ausnutzen Hilfloser, ein düsteres Ereignis nach dem nächsten. Und das Schlimmste – Caroline Brothers weiß, wovon sie schreibt und macht das auch noch so realitätsnah, dass man sich wie mitten unter den Flüchtlingen fühlt. Wochenlange Arbeit, niedrigste Schufterei unter menschenunwürdigen Bedingungen, das Zusammengepferchtsein mit zahlreichen Fremden - all dies wird zu zentralen Themen und charakterisiert das Martyrium der Brüder. Und immer wieder neue Rückschläge bis zur Vergewaltigung, das ist wirklich harter Tobak und wird schonungslos beschrieben. Nur kleine Lichtblicke, einige wenige freundliche Menschen und der unerschütterliche Glaube an ein besseres Leben lassen Ayran und mit ihm den Leser durchhalten. Alles andere als leichter Hörgenuss, sondern eine Lesung, die schwer im Magen liegt und es vielleicht gerade deshalb wert ist, gehört zu werden.
Markus Hoffmann hat dieses Hörbuch eingesprochen und einen guten Mittelweg zwischen Distanz und Nähe zu den Charakteren erreicht. Er redet vergleichsweise nüchtern und sachlich, lässt der Geschichte den Raum, den sie braucht, um ihren ganz eigenen Schrecken zu entfalten. Er setzt nicht auf Effekthascherei, sondern auf das pure Leiden von Ayran und erreicht gerade so eine große Nähe zwischen Hörer und den Protagonisten.
Ganz im Gegensatz zum heftigen Geschichtsverlauf ist das Cover romantisch, geradezu ein wenig verkitscht geworden. Vor einem malerischen Sonnenuntergang in warmen Rot- und Gelbtönen sieht man zwei Jungen am Straßenrand, die von einem Bully mitgenommen werden. Erst im Klappentext erfährt man, dass es sich nicht um einen entspannten oder aufregenden Roadtrip, sondern um brutale Realität handelt.
Fazit: Heftiger Stoff mit immer neuen Tiefpunkten, lässt einen nicht mehr so schnell los und ist realitätsnäher als befürchtet.
VÖ: April 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1173-6