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Mord in Serie – 7. Das Netzwerk

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Erster Eindruck: Vom Netz in die Realität

In Berlin erschüttert eine brutale Mordserie die Öffentlichkeit: Schon drei männliche Jugendliche wurden kastriert, bevor ihnen die Kehle durchgeschnitten wurde. Hauptkommissar Paul Krüger, der in letzter Zeit wegen einer Scheidung Fehler im Job gemacht hat, wird die Polizeipsychologin Diana Braun an die Seite gestellt. Auf der Suche nach weiteren Gemeinsamkeiten der Opfer stoßen sie im Internet auf ein interessantes soziales Netzwerk…

Gleich zwei Themen, die auch in den Massenmedien in letzter Zeit für Aufmerksamkeit gesorgt haben, sind in dem siebten Fall der Reihe „Mord in Serie“ vorhanden: Zum einen das Internet und die steigende Internetkriminalität, zum anderen die immer stärker werdende Jugendkriminalität und die Straffreiheit von Kindern bis 14 Jahre. Beides unter einen Hut zu bringen, lag da nahe, und Markus Topf hat es wieder geschafft, einen unterhaltsamen Thriller daraus zu basteln. Anfangs wird in einem angesagten Club die Grundlage gelegt, die Themen vorgestellt, die Skrupellosigkeit der dargestellten Jugendlichen aufgezeigt. Ein gelungener Einstieg, dessen Schwung mit in die eigentliche Handlung transportiert werden kann. Hier wird von den beiden Ermittlern, die sich natürlich auch ein wenig aneinander reiben dürfen, zuerst Nachforschungsarbeit betrieben, unterbrochen von einer weiteren sehr imposanten Szene mit dem Täter und einem weiteren Opfer. Später geht es dann immer mehr ins Eingemachte, die Story legt an Dramatik und Dichte zu, die Ereignisse laufen zusammen und präsentieren ein schockierendes, wenn auch leicht unrealistisches Bild. Doch an zwei Stellen krankt die ansonsten gute Handlung: Zum einen wird Jugendkriminalität zu eindimensional betrachtet, eine differenzierte Ansicht fehlt hier völlig, sodass der erhobene Zeigefinger a la „die böse, böse Jugend“ zu sehr in den Vordergrund tritt. Keiner der vorgestellten Heranwachsenden wird auch nur mit Ansätzen von Charme, Verstand oder Redlichkeit aufgezeigt. Und auch ein Element, das bisher alle Folgen der Serie haben, vermag den positiven Eindruck zu stören: Eine unerwartete Wendung am Schluss. Wenn diese ins Bild passt, ist dies wunderbar und ein toller Schlusspunkt, wenn diese aber so gezwungen wirkt und die Charaktere schlagartig völlig unglaubwürdig und in sich nicht schlüssig wirken, hätte man lieber darauf verzichten können, um die Geschichte zu einem sauberen Ende zu führen. So bleibt eine unterhaltsame und stellenweise spannungsgeladene Handlung, die allerdings etwas zu dick aufgetragen wirkt.

Ein Blick auf die Sprecherliste verrät, dass hier durchaus auch Wert auf bekannte Namen und talentierte Vollprofis gelegt wurde, Nebenrollen wie Bernd Vollbrecht, Tilo Schmitz und Annina Braunmiller belegen dies. Und auch die Hauptrollen wurden prominent besetzt: Lutz Mackensy ist als Paul Krüger der taffe und starke Hauptkommissar, zeigt sich in Familienangelegenheiten aber auch mal ganz unsicher und erzeugt damit einen ebenso interessanten wie glaubwürdigen Charakter. Anke Reitzenstein und ihre helle, sonnige Stimme höre ich sehr gern, und auch als Diana Braun kann sie mit veränderlichen Klangfärbungen überzeugen. Luisa Wietzorek hat als junge Larissa Graf eine ebenso anspruchsvolle wie wichtige Rolle, die sie aber glaubwürdig präsentieren kann.

Die Musik wurde passend zu der Szenerie ausgewählt, so am Anfang beispielsweise coole Trance-Klänge im Ambiente der Disco, im weiteren Verlauf dann auch meist elektronische Klänge, die die Dynamik der Geschichte gut zu unterstützen weiß. Die Geräuschkulisse ist vielfältig und treffend gewählt, doch manchmal in der Lautstärke nicht ganz angepasst. Wenn beispielsweise ein Telefonklingeln um einiges lauter ist als die Dialoge, kommt eine gewisse Disharmonie auf.

Zu dem Cyberthema muss natürlich auch ein entsprechend futuristisches Cover gefunden werden, das wie meist bei dieser Reihe eher abstrakter Natur ist. Zu sehen sind die typischen, grün leuchtenden Ziffernkolonnen, die bei näherer Betrachtung das Bild eines Totenkopfes offenbaren. Im Booklet gibt e nur die nötigsten Informationen, natürlich auch zu den beiden angehangenen Bonustracks.

Fazit: Eine spannende und dynamisch erzählte Geschichte mit einigen Highlights, aber dafür auch unglaubwürdige Momente und eine zu schlichte Betrachtungsweise des Themas. Für kurzweilige Unterhaltung aber gut geeignet.

VÖ: 11.Januar 2012
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 4049774258497
 
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