Poldi

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Mittsommermord - Ein Wallander-Hörspiel

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Erster Eindruck: Aus dem Leben eines Toten

Kurt Wallanders Kolege Svedberg wird mit zerschossenem Gesicht in seiner Wohnung aufgefunden. Der Kommissar ist ratlos, da Svedberg als solide, ja fast langweilig galt. Der Stein kommt erst ins Rollen, als auch die Leichen von drei ermordeten Jugendlichen aufgefunden werden und Wallander schnell eine Verbindung sieht...

Einige Krimis leben von dem zugrundeliegenden Mord. Andere von ihren interessanten und reizvollen Charakteren. Die Romane von Henning Mankell über Kurt Wallander leben von beidem. "Mittsommermord" wurde wie andere Romane des Autors als Hörspiel umgesetzt und ist nun wieder bei "Der Hörverlag" erhältlich - und man sollte es sich nicht entgehen lassen. Das vorangestellte Intro, das den Mord an den drei Jugendlichen zum Thema hat, eröffnet eine packende Story, die den Hörer wie den Ermittler gleichermaßen fordert und einen nicht mehr loslässt. Schon von der ersten Minute an ist man wie gebannt und kann die nächsten Informationen kaum erwarten, obwohl der Spannungsbogen steil nach oben geht, sodass man am Ende beinahe das Atmen vergisst. Das Besondere daran ist, dass die Ermittlungen herrlich unspektakulär ablaufen und nicht auf große Schockmomente oder um Achtung heischende Actionszenen gesetzt wird, sondern auf eine fortlaufende Geschichte, die mit Detailverliebtheit und Sinn für ihre Figuren sehr lebendig wirkt. Wunderbar erzählte Kriminalliteratur in einer mehr als würdigen Umsetzung, die rundum gelungen ist.

Wieder ist Ulrich Pleitgen als Kurt Wallander zu hören und gestaltet seine Figur mit viel Gefühl für seinen Charakter, sodass alles Abgewrackte, alles Tollpatschige, aber auch alles liebenswert Sympathische gezeigt wird. Christian Koerner spricht Wallanders Kollegen Martinsson mit ebensolcher Ernsthaftigkeit und ist fest in seiner Rolle verankert. Udo Schenk kann auch hier mit seiner außergewöhnlichen und einprägsamen Stimme punkten. Weitere Sprecher sind Dietrich Hollinderbäumer, Kathrin Bührung und Petra Redinger.

Die eingesetzte Musik ist vielseitig und perfekt auf die fast schon depressive Grundstimmung des Romans zugeschnitten. Man gerät in eine düstere Welt, die das Psychospiel des Massenmörders noch intensiver und greifbarer wirken lässt. Auch die Geräusche sind wunderbar eingefügt und können an den richtigen Stellen Akzente setzen.

Zur Zweitauflage des Hörspiels von 2001 ist die Aufmachung nicht nur abgespeckt, sondern auch verändert worden. So ist ein komplett neues, ebenfalls sehr passendes Titelmotiv gewählt worden, während das allgegenwärtige schwarz ebenso unaufgeregt ist wie die Story an sich.

Fazit: Eine packende Geschichte, die mit Erzählkunst zu überzeugen weiß und den Hörer in seinen Bann zieht.

VÖ: 30.Mai 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-602-6
 
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