Poldi
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Mittelreich (Josef Bierbichler)
Erster Eindruck: Familiensaga am bayrischen See
Mit seinen eigenen Händen hat Pankraz‘ Vater ein gut laufendes Gasthaus auf dem bayrischen Land gebaut. Eigentlich sollte sein älterer Bruder Toni einmal Erbe sein, doch nach einer Verletzung im ersten Weltkrieg wird er in ein Sanatorium gebracht. Schweren Herzens übernimmt Toni den elterlichen Betrieb und gründet eine kleine Familie. Doch Lethargie macht sich in ihm breit – bis ein schrecklicher Sturm vieles zerstört…
Mittelreich ist der zweite Roman des bayrischen Schauspielers und Autors Josef Bierbichler, für die beim Audio Verlag erschienene Hörbuchversion hat er sich selbst ans Mikrofon gesetzt und die Geschichte, die über drei Generationen verläuft, eingesprochen. Auffälligstes Merkmal des Romans ist die wuchtige Sprache, die sehr bildhaft, poetisch und anspruchsvoll ist. Hier muss man schon genau zuhören, um der Handlung folgen zu können und auch die kleinen, leisen, aber umso interessanteren Details folgen zu können. Gerade als Hörer ist dies anspruchsvoll, teilweise sogar anstrengend, und auch geübte Hörbuchhörer können hier Schwierigkeiten bekommen. Doch gerade diese Sprache ist es, die der Handlung ihre besondere Würze verliert, die Wirkung ist eindringlich und intensiv. Dies geht manchmal vielleicht auf Kostend er Handlung, gerade das erste Drittel enthält nicht nur viele Längen, sondern wirkt in der Schlichtheit der Charaktere über weite Teile zu einfach, um wirklich begeistern zu können. In den späteren Abschnitten über Pankraz‘ Versuche, sich mit der neuen Situation abzufinden und sein Leben neu zu ordnen, kommt mehr Spannung und Stimmung auf. Seine anfängliche Gleichgültigkeit und sein aufkommender Mut, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, sind ebenso interessant wie die Handlung um seinen Sohn, der in einem katholischen Internat missbraucht wird. Doch bis dahin vergeht einige Zeit, durch die man sich durchkämpfen muss, und auch dann kreuzt sich die wuchtige Sprache mit den zarteren Charakteren, die dadurch unterzugehen drohen. Auch wenn einige positive Ansätze zu erkennen sind, hat Bierbichler keinen Massengeschmack getroffen, die wuchtige Sprache und die schlichten Charaktere vertragen sich nicht allzu gut.
Josef Bierbichler hat als routinierter Schauspieler beste Voraussetzungen, den Roman gekonnt umzusetzen und kennt seine eigenen Charaktere natürlich ganz genau. Und so lässt er sich natürlich wunderbar auf die poetische, bildhafte Sprache ein und variiert immer passend Tempo, Lautstärke und Dringlichkeit. Doch wie im Roman auch gehen die Charaktere doch unter, zu sehr ist er mit dem sprachlichen Ausdruck beschäftigt und verliert sich in den vielen Details.
Das Cover – natürlich von der Buchausgabe übernommen – zeigt einen blattlosen, verästelten Baum vor trüben Himmel und erinnert damit an den schweren Sturm, der das Wirtshaus zerstört. Der melancholische Ausdruck des Bildes passt zwar gut zur Handlung, dennoch wird man kaum auf die Geschichte eingestimmt. Die 10 CDs sind in einfachen Papierhüllen untergebracht, hier hätte man etwas gestalterischer herangehen können.
Fazit: Die sprachlichen Raffinessen mit dem stets donnernden Unterton ist ansprechend, die Geschichte ist im ersten Drittel jedoch sehr zäh, auch später fehlt immer das letzte bisschen, um zu überzeugen.
VÖ: 16.September 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3862311408
Erster Eindruck: Familiensaga am bayrischen See
Mit seinen eigenen Händen hat Pankraz‘ Vater ein gut laufendes Gasthaus auf dem bayrischen Land gebaut. Eigentlich sollte sein älterer Bruder Toni einmal Erbe sein, doch nach einer Verletzung im ersten Weltkrieg wird er in ein Sanatorium gebracht. Schweren Herzens übernimmt Toni den elterlichen Betrieb und gründet eine kleine Familie. Doch Lethargie macht sich in ihm breit – bis ein schrecklicher Sturm vieles zerstört…
Mittelreich ist der zweite Roman des bayrischen Schauspielers und Autors Josef Bierbichler, für die beim Audio Verlag erschienene Hörbuchversion hat er sich selbst ans Mikrofon gesetzt und die Geschichte, die über drei Generationen verläuft, eingesprochen. Auffälligstes Merkmal des Romans ist die wuchtige Sprache, die sehr bildhaft, poetisch und anspruchsvoll ist. Hier muss man schon genau zuhören, um der Handlung folgen zu können und auch die kleinen, leisen, aber umso interessanteren Details folgen zu können. Gerade als Hörer ist dies anspruchsvoll, teilweise sogar anstrengend, und auch geübte Hörbuchhörer können hier Schwierigkeiten bekommen. Doch gerade diese Sprache ist es, die der Handlung ihre besondere Würze verliert, die Wirkung ist eindringlich und intensiv. Dies geht manchmal vielleicht auf Kostend er Handlung, gerade das erste Drittel enthält nicht nur viele Längen, sondern wirkt in der Schlichtheit der Charaktere über weite Teile zu einfach, um wirklich begeistern zu können. In den späteren Abschnitten über Pankraz‘ Versuche, sich mit der neuen Situation abzufinden und sein Leben neu zu ordnen, kommt mehr Spannung und Stimmung auf. Seine anfängliche Gleichgültigkeit und sein aufkommender Mut, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, sind ebenso interessant wie die Handlung um seinen Sohn, der in einem katholischen Internat missbraucht wird. Doch bis dahin vergeht einige Zeit, durch die man sich durchkämpfen muss, und auch dann kreuzt sich die wuchtige Sprache mit den zarteren Charakteren, die dadurch unterzugehen drohen. Auch wenn einige positive Ansätze zu erkennen sind, hat Bierbichler keinen Massengeschmack getroffen, die wuchtige Sprache und die schlichten Charaktere vertragen sich nicht allzu gut.
Josef Bierbichler hat als routinierter Schauspieler beste Voraussetzungen, den Roman gekonnt umzusetzen und kennt seine eigenen Charaktere natürlich ganz genau. Und so lässt er sich natürlich wunderbar auf die poetische, bildhafte Sprache ein und variiert immer passend Tempo, Lautstärke und Dringlichkeit. Doch wie im Roman auch gehen die Charaktere doch unter, zu sehr ist er mit dem sprachlichen Ausdruck beschäftigt und verliert sich in den vielen Details.
Das Cover – natürlich von der Buchausgabe übernommen – zeigt einen blattlosen, verästelten Baum vor trüben Himmel und erinnert damit an den schweren Sturm, der das Wirtshaus zerstört. Der melancholische Ausdruck des Bildes passt zwar gut zur Handlung, dennoch wird man kaum auf die Geschichte eingestimmt. Die 10 CDs sind in einfachen Papierhüllen untergebracht, hier hätte man etwas gestalterischer herangehen können.
Fazit: Die sprachlichen Raffinessen mit dem stets donnernden Unterton ist ansprechend, die Geschichte ist im ersten Drittel jedoch sehr zäh, auch später fehlt immer das letzte bisschen, um zu überzeugen.
VÖ: 16.September 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3862311408