Poldi

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Mindnapping – 9. Montana oder Eine seltsame Schleife

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Erster Eindruck: Film oder Realität?

Um den Tod von Drehbuchautor Claude Montana ranken sich einige Geheimnisse, bisher ist nicht geklärt, ob es sich um Mord oder Selbstmord handelt. Umso überraschender dann, dass er in seinem Testament verfügt, dass ein letztes Drehbuch verfilmt werden soll –mit seinem Freund Dave Pullman als Regisseur und seinem Sohn Tim Montana als Hauptdarsteller. Doch das Drehbuch ist anders als erwartet, und bald beginnen Realität und Fiktion miteinander zu verschmelzen…

Von Anfang an sind in der Hörspielserie Mindnapping, die eigenständige und in sich abgeschlossene Psychothriller erzählt, Experimente gewagt worden. Doch die bisher außergewöhnlichste Folge ist wohl „Montana oder Eine seltsame Schleife“, die als Nummer 9 der Serie erschienen ist. Verfasst wurde sie von Astrid Meirose und Volker Pruß, was den seltsam anmutenden Ausdruck dieser Folge hinlänglih erklären durfte – hier verschwimmen bald das Drehbuch und die realen Ereignisse, alles hängt eng zusammen und zieht den Hörer immer weiter in den Bann, verwirrt ihn und erfüllt somit den Namen der Serie in vollem Umfang. Am Anfang scheint noch alles recht klar und deutlich, und hier wird auch gekonnt der Folgentitel erklärt. Der Themenkomplex der einheimischen Indianer mit ihrer Mythologie scheint erst einmal parallel zur eigentlichen Handlung zu laufen, vermischt sich aber immer weiter mit dieser. Zahlreiche Wendungen, Überraschungen und unerwartete Ereignisse prägen den Verlauf, doch am Ende ist nicht eine typische Auflösung, die alle Ereignisse restlos aufklärt, sondern den Hörer mit seinen eigenen Interpretationen zurücklässt, das Unbekannte zulässt. Und sie lädt insbesondere dazu ein, sie noch einmal zu hören und weitere Hinweise, Spuren zu finden. Hervorragend, atmosphärisch dicht und absolut hörenswert – wenn sie auch viel Aufmerksamkeit verlangt und nicht zum Nebenbeihören geeignet ist.

Der Sprechercast ist hier recht üppig, ein Dutzend in der Hörspielszene bestens bekannter Stimmen ist hier zu hören, darunter so klanghafte Namen wie Peter Weis, Konrad Halver und Julia Fölster. Douglas Welbat spricht Regisseur Dave Pullman, seine volltönende Stimme mit dem starken Ausdruck ist auch hier wieder sehr präsent, er kann seinen Charakter bestens darstellen. Gordon Piedesack spricht Tim Montana ähnlich leidenschaftlich, auch er kann in dieses Verwirrspiel eintauchen und den Hörer dabei mitreißen. Sehr gut gefallen hat mir Anne Moll, die endlich mal wieder in einer Hauptrolle als Dr. Kate Manson zu hören ist, ihre Stimme nimmt hier je nach Situation eine warme oder mysteriöse Klangfarbe an.

Auch die akustische Umsetzung kann nur als gelungen bezeichnet werden. Während am Anfang eine Melodie ertönt, die jedem Western zur Ehre gereicht hätte, ist die restliche Stimmung sehr geheimnisvoll und undurchdringlich, unterstützt den verwirrenden Verlauf der Handlung sehr gut, bringt aber auch überraschende Elemente und immer wieder ein leichtes Westernmotiv mit ein. Die Geräusche halten sich dabei eher im Hintergrund, sind aber passen eingefügt.

Die seltsame Schleife, die es hier immerhin zum Folgentitel gebracht hat, wird auch auf dem Cover der Folge abgebildet und wird von einem alten Filmprojektor an einer Wand abgebildet – das war es dann auch schon, was auf dem Cover zu sehen ist, schlicht, macht aber neugierig und ist sehr passend. Im Booklet ist ein recht ausführlicher Text zur Entstehung der Folge, eine sehr kurze Info zu den Autoren sowie zwei passend Fotos zum Indianerthema abgedruckt.

Fazit: Ein Verwirrspiel für den Hörer, das einiges an Aufmerksamkeit verlangt, dann aber mit einer vielschichtigen und sehr gut produzierten Geschichte und Top-Sprechern belohnt.

VÖ: 22.Juni 2012
Label: Audionarchie
Bestellnummer: 978-3-943166-08-8
 
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