Poldi

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Mindnapping – 4. Flutnacht

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Erster Eindruck: Geheimnisvolle Besucherin

Um den Erinnerungen an seine verstorbene Freundin zu entfliehen, nimmt Tim Felton einen Job als Vogelwärter auf einer einsamen Insel an. Die ersten Tage verlebt er friedvoll und zurückgezogen mit seinem Wellensittich, doch in einer stürmischen Nacht wird eine Frau an Land gespült, die bei einem Segelturn gekentert ist. Er verbringt eine leidenschaftliche Nacht mit ihr, doch als er am nächsten Morgen die Küstenwache anrufen will, erzählt sie ihm eine ganz andere Version ihrer Geschichte…

Mindnapping, die Psychothriller-Reihe mit verschiedenen Autoren, scheint offen für Experimente, und so sind in der vierten Folge mit dem Titel „Flutnacht“ gerade einmal vier Rollen zu hören, sogar auf einen externen Erzähler wird hier verzichtet. Im Mittelpunkt steht deswegen stets Tim, dessen anfängliche Idylle durch das Auftauchen der geheimnisvollen Frau gestört wird. Ein Verwirrspiel beginnt, in dem man bald nicht mehr weiß, was man glauben soll und was nicht. Anfangs wird dies durch die verschiedenen Versionen der Sturmnacht generiert, doch später stoßen immer neue Ungereimtheiten hinzu. Dass die Geschichte im Laufe der Zeit immer neue Wendungen nimmt, ist ein Markenzeichen von Mindnapping, und diese Handlung isst gespickt von ihnen. Die letzendliche Auflösung kann dann immer noch überraschen. Gelungen ist die enge Begrenzung der Handlung auf den Schauplatz der Insel, und auch große Zeitsprünge werden nicht gemacht, die Folge findet innerhalb einiger Stunden statt. Und dass der anfängliche Satz am Ende noch einmal in ein ganz anderes Licht gerückt wird, macht das Ganze nur noch runder. Interessante Ansätze, die hier gekonnt weitergeführt werden.

Die Hauptrolle des Tim Felton nimmt Christian Stark ist, der schon in einigen anderen Produktionen positiv aufgefallen ist. Auch hier kann er mit ausdrucksstarker Stimme und vielen Variationen überzeugen, auch seine Erzählparts wirken glaubwürdig und gekonnt. Grahan Penn, der Tim auf seinem Antritt auf der Insel begleitet, wird vom wunderbaren Udo Schenk gesprochen, der seinen intensiven Klang auch hier bestens zur Geltung bringen kann. Reent Reins ist als Frank Laughton ist einer etwas kleineren Rolle zu hören, die er aber professionell gestaltet. Das Quartett wird von Marion von Stengel komplettiert, die wunderbar mysteriös und undurchdringlich klingt.

Im Gegensatz zu den ersten Folgen wird hier etwas mehr mit akustischen Stilmitteln gearbeitet, die dem Ganzen mehr Stimmung und Atmosphäre verleihen. Schon anfangs wird mit dem ruhigen Klavierintro und dem Geräusch rauschenden Wassers für eine gelungene Begleitung des Monologs von Tim, aber auch des ersten Gesprächs gesorgt, und auch der restliche Verlauf ist geschickt untermalt.

Passend zur Folge ist ein gestrandetes Boot auf dem Cover zu sehen, das auf steinigem Untergrund aufgelaufen ist. Wie immer wird hier viel mit erdigen, warmen Tönen gearbeitet, die vom dem Logo und einigen wenigen Farbtupfern unterbrochen werden. Im Inneren gibt es neben den üblichen Produktionsangaben, optisch ansprechend aufbereitet, noch einen kleinen Einführungstext zur Folge sowie einen Infotext über den Autor.

Fazit: Viele spannende Momente, eine flüssige Erzählung und ein überraschendes Ende – „Flutnacht“ ist eine gelungene Erzählung aus einer Reihe, die immer wieder für Neuerungen sorgt.

VÖ: 7.Oktober 2012
Label: Audionarchie
Bestellnummer: 978-3-86212-023-9
 
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