Poldi

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Mindnapping – 11. Inselmenschen

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Erster Eindruck: Von der Strömung angespült

An der Küste von Cove Island, einer kleinen Insel vor New England, wird eine Leiche angespült. Ihr fehlen einige Gliedmaße, dafür wurden ihr zahlreiche Geldbündel an den Körper geklebt. Die wenigen Bewohner beschließen, das Geld unter sich aufzuteilen. Während die vernünftige Helen legt ihren Anteil zur Seite, aber die Brüder Frank und Michael geben das Geld mit vollen Händen aus – und ziehen damit einige Aufmerksamkeit auf sich…

Quer durch die USA reist das kleine Label Audioarchie mit seiner Thriller-Reihe „Mindnapping“, und in Folge 11 ist ein recht außergewöhnlicher Ort Schauplatz des Geschehens: Die kleine Insel Cove Island vor New England, auf der gerade einmal drei Häuser stehen, fünf Bewohner leben dort. Und genau diese sind es, die das Hörspiel prägen und Würze hineinbringen. Die beiden im Leben gescheiterten Brüder Frank und Michael, die besonders im späteren Verlauf eine wichtige Rolle einnehmen und durchgehend für Aufregung sorgen. Als Gegenpol dazu die ruhige und vorsichtige Helen, die die Situationen rational betrachtet und somit auch für einen stimmigen Handlungsverlauf sorgt. Am interessantesten dürfte aber das Gespann aus Margret Lunderson und ihrem Sohn Pauly, deren Beziehung zueinander auch von den vergangenen Fehltritten Paulys bestimmt wird. Das beschauliche und ereignisarme Leben auf der kleinen Insel wird durch die Leiche ordentlich durcheinandergewirbelt, von den Auswirkungen wird etwa ein Drittel des Hörspiel berichtet, hier lernt man einiges über die Charaktere und deren Beziehungen zueinander kennen. Mit dem Ankommen zweier Ganoven kommt noch einiges an Brisanz in die Handlung, die Grundsituation ändert sich schlagartig, die einzelnen Menschen reagieren ganz unterschiedlich auf die Bedrohung. Die Heftigkeit nimmt immer weiter zu, allerdings bleibt die Folge insgesamt recht vorhersehbar und kommt ohne große Überraschungsmomente aus. Der kurzweilige Verlauf und viele spannende Momente können dies aber ausgleichen, zumal das Finale dann noch einmal richtig auffahren kann. Eine solide Folge der Serie, die mit interessanten Charakteren überzeugen kann.

Die Sprecher machen ihre Sache sehr gut und können allesamt sehr überzeugen. Der wunderbare Sven Plate kann als Pauly Landerson mit seinem außergewöhnlichen Klang den jungen Mann wunderbar darstellen, die vielfältige Gefühlswelt des Mannes wird durch ihn glaubhaft vermittelt. Arianne Borbach ist als Helen Wright zu hören, sie bringt mit ihrer angenehmen und ausdrucksstarken Stimme eine gewisse Ruhe in die Handlung, kann aber in den dramatischen Momenten auch aufdrehen. Wolfgang Bahro ist als Michael Pollack der dunkelste und geheimnisvollste der Inselbewohner, auch wenn sein Auftritt der kürzeste ist, kann er einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Weitere Sprecher sind Luise Lunow, Martin Kessler und Erzähler Jürgen Kluckert.

Mit Wellenrauschen und Möwengeschrei wird eine stimmungsvolle Geräuschkulisse geschaffen, die die entsprechenden Szenen ins rechte Licht rücken, doch auch einige kleinere Sounds, die eher unauffällig sind, passen gut ins Geschehen und gestalten dieses lebensnaher. Auch die Untermalung mit Musik ist hier recht gut gelungen, wobei sich der Einsatz zusammen mit der Dramatik der Handlung zu steigern weiß.

Einfache, schlichte Titelbilder, oftmals nur Ausschnitte von Fotographien, sind zum Markenzeichen der Covergalerie der Serie geworden. Bei dieser Folge wird der Aufhänger der Geschichte verwendet, sodass ein Hundertdollarschein in der Hand eines Mannes liegt, beides halb von Sand verdeckt. Auch immer wieder schön und interessant zu lesen ist der kleine Einführungstext im kleinen Booklet, der dieses mal von der Zusammenarbeit mir Autor John Beckmann berichtet.

Fazit: Wesentlich gradliniger als die übrigen Folgen der Serie, aber mit sich steigender Spannung und sehr ausdrucksstarken Figuren und überzeugendem Finale.

VÖ: 26.Oktober 2012
Label: Audionarchie
Bestellnummer: 978-3-943166-13-2
 
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