Poldi
Mitglied
- #1
Themenstarter/in
Malavita (Tonino Benacquista)
Erster Eindruck: Ein Zeugenschutzprogramm der etwas anderen Art
Die amerikanische Familie Blake zieht recht überstürzt in eine Kleinstadt in der Normandie, Vater Fred will dort ein Sachbuch schreiben. Doch in Wirklichkeit steckt etwas anderes dahinter: Die Familie war einflussreicher Teil der New Yorker Mafia und steckt in einem Kronzeugenprogramm der Regierung. Doch so richtig kann keiner der Familie aus seiner Haut: Während sich Fred immer noch gern provozieren lässt und Mutter Maggie sich in Wohltätigkeitsaktionen organisiert, machen die beiden Kinder ihre Schule unsicher…
Tonino Benacquista – mit diesem Namen muss man einfach einen Namen über eine Mafia-Familie schreiben. Du während der Autor von „Malavita“ so heißt, als wäre er selbst aus seinem Werk entsprungen, ist dieses ziemlich sarkastisch, humorvoll und kurzweilig. Wer weder lesen noch sich die Hollywood-Verfilmung zu Gemüte führen möchte, kann auch die ungekürzte Lesung auf sieben CDs genießen. Malavita macht richtig Spaß, schon nach den ersten Sätzen wird man von dem sehr pointierten Humor des Buches völlig eingenommen. Die Dialoge sind dabei Dreh- und Angelpunkt und können den einen oder anderen lauten Lacher auslösen. Das funktioniert natürlich nur wegen der grandios beschriebenen Charaktere, die allesamt ihren ganz eigenen Charme entwickeln können. Der etwas stumpf wirkende Fred, dem man jedoch tunlichst nicht vor den Karren fahren sollte, die scharfzüngige und kalte Maggie, Tochter Belle, die den Jungen reihenweise den Kopf verdreht und sich auf ziemliche clevere Weise ihre Schönheit zu Nutze macht sowie Sohn Warren, der schnell an seiner Schule zum Anführer aufsteigt und jeden auf seine Seite ziehen kann – ein explosives Gemisch, das in der kleinen Stadt einschlägt wie eine Bombe, immer wieder für Chaos sorgt und die sich gegenseitig perfekt ergänzen. Doch auch die Nebencharaktere können ihren Reiz entfalten und sich bestens in die Geschichte einfügen. Diese ist immer wieder überraschend und sorgt mit zahlreichen Wendungen für sehr kurzweilige Unterhaltung, was aber an einigen Stellen auf Kosten der Glaubwürdigkeit geht. Besonders die unausweichliche Entdeckung von Familie Blake durch die Mafia wirkt zu konstruiert, was dem Unterhaltungswert aber keinen Abbruch tut. Die neunstündige Lesung ist amüsant, kurzweilig und voller bissigem Humor, sodass sie trotz ihres Umfangs wie im Fluge vergeht.
Gordon Piedesack, momentan ein sehr gefragter Hörspiel- und Hörbuchsprecher, liest die Geschichte sehr erheiternd und trifft mit seiner Stimme voll den dunklen Humor des Romans. Dabei kann er die verschiedenen Sprechweisen der Charaktere sehr gut umsetzen und kann ihnen jeweils einen sehr glaubwürdigen Ausdruck verleihen. Er spricht sehr dynamisch und greift den Spannungsbigen geschickt auf, liest diese Passagen dramatischer und legt auch mal eine gekonnte Kunstpause ein. Eine sehr überzeugende Leistung.
Kurzfristig wurde dem Hörbuch vom Audio Verlag ein neuer Look verpasst, der nun auch das Kinoplakat enthält, sogar der Titel wurde von „The Family“ in „Malavita“ umgewandelt. Die Grundfarbe der Gestaltung ist ein kräftiges Rot, das sich auch durch das Innere des dicken Digipacks zieht. Durch die kleinen Motive in kontrastreichen weiß und schwarz und die einfachen, stilisierten Formen erhält das Ganze einen sehr besonderen Eindruck.
Fazit: Deftiger, bissiger Humor ist das Kernelement dieses Buches, das besonders während der sarkastischen Dialoge für Lacher sorgen kann. Doch auch die Geschichte über die Mafia-Familie im Zeugenschutzprogramm kann mit dynamischen Wechseln und einem gelungenen Spannungsbogen überzeugen. Trotz der Länge gibt es kaum langwierige Passagen, dafür den einen oder anderen allzu konstruierten Zufall. Dennoch: Ein gelungenes und spannendes Machwerk!
VÖ: 1.November 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-331-0
Erster Eindruck: Ein Zeugenschutzprogramm der etwas anderen Art
Die amerikanische Familie Blake zieht recht überstürzt in eine Kleinstadt in der Normandie, Vater Fred will dort ein Sachbuch schreiben. Doch in Wirklichkeit steckt etwas anderes dahinter: Die Familie war einflussreicher Teil der New Yorker Mafia und steckt in einem Kronzeugenprogramm der Regierung. Doch so richtig kann keiner der Familie aus seiner Haut: Während sich Fred immer noch gern provozieren lässt und Mutter Maggie sich in Wohltätigkeitsaktionen organisiert, machen die beiden Kinder ihre Schule unsicher…
Tonino Benacquista – mit diesem Namen muss man einfach einen Namen über eine Mafia-Familie schreiben. Du während der Autor von „Malavita“ so heißt, als wäre er selbst aus seinem Werk entsprungen, ist dieses ziemlich sarkastisch, humorvoll und kurzweilig. Wer weder lesen noch sich die Hollywood-Verfilmung zu Gemüte führen möchte, kann auch die ungekürzte Lesung auf sieben CDs genießen. Malavita macht richtig Spaß, schon nach den ersten Sätzen wird man von dem sehr pointierten Humor des Buches völlig eingenommen. Die Dialoge sind dabei Dreh- und Angelpunkt und können den einen oder anderen lauten Lacher auslösen. Das funktioniert natürlich nur wegen der grandios beschriebenen Charaktere, die allesamt ihren ganz eigenen Charme entwickeln können. Der etwas stumpf wirkende Fred, dem man jedoch tunlichst nicht vor den Karren fahren sollte, die scharfzüngige und kalte Maggie, Tochter Belle, die den Jungen reihenweise den Kopf verdreht und sich auf ziemliche clevere Weise ihre Schönheit zu Nutze macht sowie Sohn Warren, der schnell an seiner Schule zum Anführer aufsteigt und jeden auf seine Seite ziehen kann – ein explosives Gemisch, das in der kleinen Stadt einschlägt wie eine Bombe, immer wieder für Chaos sorgt und die sich gegenseitig perfekt ergänzen. Doch auch die Nebencharaktere können ihren Reiz entfalten und sich bestens in die Geschichte einfügen. Diese ist immer wieder überraschend und sorgt mit zahlreichen Wendungen für sehr kurzweilige Unterhaltung, was aber an einigen Stellen auf Kosten der Glaubwürdigkeit geht. Besonders die unausweichliche Entdeckung von Familie Blake durch die Mafia wirkt zu konstruiert, was dem Unterhaltungswert aber keinen Abbruch tut. Die neunstündige Lesung ist amüsant, kurzweilig und voller bissigem Humor, sodass sie trotz ihres Umfangs wie im Fluge vergeht.
Gordon Piedesack, momentan ein sehr gefragter Hörspiel- und Hörbuchsprecher, liest die Geschichte sehr erheiternd und trifft mit seiner Stimme voll den dunklen Humor des Romans. Dabei kann er die verschiedenen Sprechweisen der Charaktere sehr gut umsetzen und kann ihnen jeweils einen sehr glaubwürdigen Ausdruck verleihen. Er spricht sehr dynamisch und greift den Spannungsbigen geschickt auf, liest diese Passagen dramatischer und legt auch mal eine gekonnte Kunstpause ein. Eine sehr überzeugende Leistung.
Kurzfristig wurde dem Hörbuch vom Audio Verlag ein neuer Look verpasst, der nun auch das Kinoplakat enthält, sogar der Titel wurde von „The Family“ in „Malavita“ umgewandelt. Die Grundfarbe der Gestaltung ist ein kräftiges Rot, das sich auch durch das Innere des dicken Digipacks zieht. Durch die kleinen Motive in kontrastreichen weiß und schwarz und die einfachen, stilisierten Formen erhält das Ganze einen sehr besonderen Eindruck.
Fazit: Deftiger, bissiger Humor ist das Kernelement dieses Buches, das besonders während der sarkastischen Dialoge für Lacher sorgen kann. Doch auch die Geschichte über die Mafia-Familie im Zeugenschutzprogramm kann mit dynamischen Wechseln und einem gelungenen Spannungsbogen überzeugen. Trotz der Länge gibt es kaum langwierige Passagen, dafür den einen oder anderen allzu konstruierten Zufall. Dennoch: Ein gelungenes und spannendes Machwerk!
VÖ: 1.November 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-331-0