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Mörder ohne Gesicht - Ein Wallander-Hörspiel

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Erster Eindruck: Ermittler mit Herz und Hirn

Ein in die Jahre gekommenes Bauernehepaar wird auf seinem Hof brutal ermordet. Kurt Wallander, ein Kommissar in der schwedischen Kleinstadt, ist für die Aufklärung zuständig. Doch vorerst muss er sich gegen einen gesteigerten Ausländerhass zur Wehr setzten, der durch diese brutale Tat ausgelöst wurde...

Kurt Wallander, schwedischer Kommissar mit gescheiterter Ehe, Problemen im Umgang mit Tochter Linda, Hang zu depressiven Stimmungen. Kein strahlender Romanheld, sondern ein bodenständiger Ermittler mit seinen Schwächen. Das alles hat Henning Mankell in seinen Bestsellerromanen über den schroffen Ermittler geschaffen, der erste Band "Mörder ohne Gesicht" wurde im Jahr 2002 von Simon Berteling und Christian Hagitte als Hörspiel vertont. Hier wird logischerweise viel Zeit für die Charakterbeschreibung investiert - was zwar auch in den anderen Fällen eine wichtige Rolle spielt, hier aber besonders bedeutsam ist. Das etwas komplizierte Wesen von Kurt Wallander wird sehr genau abgebildet und kommt in den meisten Szenen stark zum Vorschein. Dabei ist der Fall nicht lediglich ein simpler Krimi, vielmehr wird zudem Gesellschaftskritik geübt, die Ereignisse nach dem Mord spielen eine wichtige Rolle. Doch auch die Ermittlungsarbeit in dem Mordfall ist gelungen und spannend geschildert. Dass Wallander den Mord eher durch einen Zufall klären kann, der kaum etwas mit dem vorherigen Spannungsaufbau zu tun hat, mag nicht jedem hartgesottenen Krimifan gefallen, wirkt aber durchaus realistisch. Ein guter Auftakt der Reihe, aber bei weitem nicht das beste Wallander-Hörspiel.

Der wunderbare Heinz Kloss ist in dieser Umsetzung als Kurt Wallander zu hören und vollbringt es, den vielschichtigen Charakter sehr nahe an den Hörer zu bringen, ihn auf seine ganz eigene Art liebenswert zu machen. Nyström, ebenfalls bei der schwedischen Polizei, wird von Friedrich Schoenfelder gesprochen, der mit seiner sehr punktierten Aussprache für genügend Aufmerksamkeit sorgt. Als Erzähler ist Christoph Schobesberger zu hören, der mit seiner ruhigen Art seine Passagen sehr angenehm gestaltet. Weitere Sprecher sind unter anderem Peter Panhans, Angela Hobrig und Katrein Frenzel.

Die musikalische Begleitung der Geschichte ist sehr unterschiedlich und dynamisch. Mal ist kein Hintergrundgeräusch zu hören und die Sprecher stehen im alleinigen Mittelpunkt, in anderen Passagen schwingt sich die Musik zu opulenten Höhen auf und beeinflusst die Stimmung des Hörspiels wesentlich entscheidender.

Ein Mensch, am Rücken an den Händen gefesselt, ist das Titelmotiv zu diesem Hörspiel. Die rote Kleidung harmoniert dabei wunderbar mit den ebenfalls rot gesetzten Akzenten in der Aufmachung. Der schwarze Hintergrund wirkt dabei ebenso schlicht wie edel. Schön ist, dass schon eine erste Sprecherauswahl auf dem Cover zu finden ist.

Fazit: Ein Krimi mit viel Gesellschaftskritik und einem der glaubwürdigsten und interessantesten Ermittler.

VÖ: Mai 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-603-3
 
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