Poldi

Mitglied
Kaminski ON AIR - Der Ring des Nibelungen

onair.jpg


Erster Eindruck: Das Stimmwunder entfaltet sich völlig

Das mysteriöse Rheingold, bewacht von den Nixen, fasziniert seit jeher die Menschheit. Alberich, einer der Nibelungen, wird ebenfalls darauf aufmerksam und versucht erst mit süßen Worten, dann mit Gewalt an den sagenhaften Schatz zu kommen. Und bald verstricken sich immer mehr Gestalten, Götter, Zwerge und Riesen, in ein riesiges Intrigenspiel…

Crowdfounding heißt momentan das Zauberwort in vielen Bereichen der Popkultur, um engagierte Projekte zu finanzieren, vor denen Verlage ansonsten eher zurückschrecken würden. Und auch im Medium Hörspiel hat es nun ein solchen Erfolg gegeben, gestartet von niemand geringerem als Stefan Kaminski, der nun eines der bekanntesten Werke von Richard Wagner vertont hat: Der Ring des Nibelungen – und das als Ein-Mann-Hörspiel! Begleitet von einigen Musikern spricht, singt und rappt er alleine sämtliche Rollen, zeigt seine unendliche Vielseitigkeit und schafft es, die Oper in einem moderneren Stil zu präsentieren. Die Geschichte strotzt nur so vor magischen Elementen, zahlreiche Sagenfiguren tauchen auf und verleihen dem Opus um Gier, Intrige und Macht eine sehr inspirierende Note. Doch hier wird alles andere als leichte Hörspielkost geboten, es dauert ein bisschen, bis man sich an die etwas geschwollen wirkende Sprache belohnt hat, und auch dann erfordert es noch einiges an Konzentration, um den Verwicklungen zu folgen. Belohnt wird man dann allerdings mit einem wahren Hörerlebnis, das es so sicherlich kein zweites Mal gibt. Die stimmliche Vielfalt, die schlichte, aber sehr wirkungsvolle Inszenierung, die faszinierende Geschichte voller wuchtiger Bilder und eindringlichen Bildern, all das vermischt sich zu etwas ganz Eigenem, Außergewöhnlichem, dem nur eine ganz deutliche Empfehlung ausgesprochen werden kann.

Stimmakrobat Stefan Kaminski ist Dreh- und Angelpunkt des Hörspiels, seine Genialität begründet den großen Reiz dieser Produktion. Er flüstert, schreit, gurrt, spricht, singt und rappt sich durch die Handlung, ist immer präsent und lässt in seiner Intensität zu keinem Zeitpunkt nach. Unglaublich, wie viele verschiedene Stimmen er treffsicher intonieren kann, ohne weder als Frau noch als Gott noch als Zwerg auch nur ansatzweise lächerlich zu wirken. Vielmehr ist der Hörer gebannt von seiner Vielseitigkeit, von seinem exzessiven Spiel, von seinem Ausdruck und von seinem hörbaren Spaß an diesem Wunschprojekt. Und durch und durch fantastische Leistung!

Und auch die akustische Untermalung ist alles andere als gewöhnliche Kost. Alle Instrumente, alle Geräusche wurden live zusammen aufgenommen, was dem Hörer ein Gefühl von Unmittelbarkeit vermittelt. Hier ist eben nicht alles glatt poliert, sondern hat seine Ecken und Kanten, und gerade diese machen alles so interessant. Die klassischen Instrumente wie Harfe und Tuba passen sich dem Spiel Kaminskis an, sind ungewöhnlich und faszinierend, die wenigen, aber umso treffsicherer platzierten Geräusche tun ihr übriges zum Gelingen der Produktion.

Auf dem Cover ist natürlich Stefan Kaminski zu sehen, der bei einer Aufnahmesession völlig aus sich heraus geht, umgeben von Mikrofonen. Der schlichte Kasten mit Titel und anderen Angaben lenkt nicht zu sehr von diesem kraftvollen Bild ab. Die einzelnen CDs sind in der Box in den üblichen Jewel Cases untergebracht, die jeweils noch ein eigenes Booklet mit Zitaten, zahlreichen Bildern und den üblichen Produktionsinformationen enthalten.

Fazit: Kraftvoll, leidenschaftlich und voller Leben intoniert Stefan Kaminski in genialer Weise dieses Opus, das manchmal ein wenig sperrig klingt, aber gerade dadurch viel Reiz gewinnt.

VÖ: 21.März 2013
Label: Goya Lit
Bestellnummer: 978-3-8337-3130-3
 
Oben