Poldi
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Kalt wie der Tod - Skandinavische Krimihörspiele von Henning Mankell & Co
Erster Eindruck: Nordische Krimis vom Feinsten
Hasse, ein ganz normaler Junge, freundet sich mit Schwalbe aus seiner Nachbarschaft an, der ohne Regeln in der kleinen Stadt wohnt. Langsam aber sicher zieht Schwalbe den Jungen auf seine Seite, und ihre Streiche werden immer ärger... ("Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson")
Kommissar Beck bekommt die Aufgabe gestellt, für die Sicherheit eines amerikanischen Ministers aus Staatsbesuch zu sorgen. Doch die Stimmung gegen den Politiker ist nicht sonderlich gut, und tatsächlich muss mit einem Anschlag gerechnet werden. ("Die Terroristen")
Der psychisch kranke Errki flieht aus der Anstalt, in der er behandelt wird. Doch auf der Flucht wird er plötzlich des Mordes bezichtigt und flieht nun auch vor der Polizei. Im Bankräuber Morten findet er einen Verbündeten... ("Wer den Wolf fürchtet")
Kommissarin Ann Lindell soll einen Fall von Fahrerflucht untersuchen, bei dem eine Mutter mit ihrer sechsjährigen Tochter um Leben gekommen ist. Fassungslos entdeckt sie immer mehr Details und muss schließlich von einem geplanten Mord ausgehen... ("Das Steinbett")
Vier Krimis präsentiert der Der Audio Verlag in einer Box mit dem Titel "Kalt wie der Tod", die alle eine Gemeinsamkeit haben: Sie stammen von skandinavischen Autoren. Ansonsten sind sie jedoch recht unterschiedlich, auch der Zeitraum, in dem die Werke erstmals erschienen sind, ist recht groß und reicht von 1975 bis 2001.
"Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson" stammt vom Altmeister schwedischer Krimis, Henning Mankell. Er schildert die kurze, aber sehr intensive Freundschaft der beiden unterschiedlichen Jungen und lässt den Hörer tief in seine Figuren, insbesondere Hasse, eintauchen. Immer weiter steigern sich die anfangs harmlosen Streiche, aus der Lausbubengeschichte wird schnell ein kleines Drama. Interessant, wie packend diese kleine Geschichte doch sein kann!
"Das Steinbett" ist von den vieren der klassische Krimi. Die Ermittlerarbeit von Ann Lindell steht klar im Vordergrund, immer weiter baut sich ein komplettes Bild der begangenen Tat vor dem Hörer auf. Es ist spannend anzuhören, wie die Kommissarin immer weitere Fakten sammelt und ihre persönlichen Gefühle dabei keineswegs außer Acht lässt, zumal die Auflösung eine echte Überraschung darstellt.
Ganz anders "Die Terroristen", hier wird kein Mord aufgedeckt, sondern zu verhindern versucht. Besonders spannend wird dies erstaunlicherweise, nachdem man auch Gespräche der Attentäter zu Ohr bekommt. Ein Wettlauf der beiden Parteien entsteht, das Ende bleibt bis zum Schluss offen und ementsprechend packend. Eine ungewöhnliche Erzählweise, die über die Laufzeit von gleich 2 CDs immer noch vollständig zu tragen weiß.
Und dann ist da noch "Wer den Wolf fürchtet", das bei mir den größten Eindruck hinterlassen hat. Der Kriminalfall erhält seine Würze durch die verschiedenen Personen, allen voran der psychisch gestörte Errki, der sich Stimmen einbildet. Fast schon eine psychische Studie über ihn ist eingebaut, doch auch die anderen Charaktere werden ausführlich beschrieben und sind in ihrer Wirkung einzigartig. Überraschende Wendungen sorgen für die nötige Fahrt, die das Hörspiel zu einem der Extraklasse machen - wirklich sehr zu empfehlen.
So unterschiedlich die vier Fälle auch sein mögen, eines haben sie dann doch auch inhaltlich gemeinsam: Allen haftet eine gewisse Melancholie an, die teilweise schon ins depressive abrutscht. Diese tritt stellenweise mehr in den Vordergrund, aber die Grundstimmung ist immer einer eher dunkle - was eventuell an der Herkunft der Autoren liegen mag. Vier ganz unterschiedliche Geschichten, doch keinen von ihnen sollte sich ein Krimifan entgehen lassen.
Natürlich sind bei den Produktionen aus unterschiedlichen Jahren mit komplett anderen Regisseuren und Charakteren eine Vielzahl an Sprechern beteiligt, die sich hier unmöglich alle aufzählen lassen. Namen wie Katja Brügger, Irina Wanka, Winfried Glatzeder, Eva-Maria Hagen und Horst Frank können nur einen Querschnitt darstellen. In der Geschichte über Hasse Karlsson kann besonders das Duo aus Christoph Stadler und Nino Herrlich überzeugen, die die Abgründe der beiden Jungen nach außen kehren können und eine sehr intensive Darstellung abliefern. Chares Wirths ist in "Die Terroristen" als Kommissar Beck zu hören, der ernsthaft und betont ein genaues Bild seiner Rolle zeichnet. Hervorragend ist Lars Rudolph als Errki, der den außergewöhnlichen Charakter detailliert und facettenreich, aber niemals unglaubwürdig darstellt. Ulrike Krumbiegel spricht Ann Lindell sehr gefühlsbetont und voller Leidenschaft.
Natürlich bietet auch die akustische Umsetzung kein einheitliches Bild, zu unterschiedlich sind die Stilistiken, die die Regiesseure verwenden. Während beispielsweise bei "Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson" vornehmliche unangenehm verzerrte Pfeifftöne zu hören sind, die die zunehmende Verstörtheit des Jungen lebendig werden lassen, ist bei "Das Steinbett" eine recht ausgereifte musikalische Untermalung zu hören, die auf die sich steigernde Spannung eingeht. Sehr unterschiedliche Klangwelten wurden da also erschaffen, aber jede einzelne ist passgenau auf die jeweilige Geschichte zugeschnitten und unterstützt diese in ihrer Wirkung.
Geliefert werden die fünf CDs in einer stabilen Pappbox, die eine typische skandinavische Blockhütte vor verschneitem Hintergrund zeigt, farblich darauf abgestimmt ist die restliche Aufmachung in Weiß- und Grautönen gehalten. Die CDs an sich sind in Papierhüllen aufbewahrt, und auch das dünne Booklet gibt nur die notwendigen Informationen preis.
Fazit: Ein interessanter und spannender Querschnitt mit vier ganz unterschiedlichen Geschichten, die jede für sich einzigartig und hörenswert ist.
VÖ: 15. September 2009
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8981-3856-7
Erster Eindruck: Nordische Krimis vom Feinsten
Hasse, ein ganz normaler Junge, freundet sich mit Schwalbe aus seiner Nachbarschaft an, der ohne Regeln in der kleinen Stadt wohnt. Langsam aber sicher zieht Schwalbe den Jungen auf seine Seite, und ihre Streiche werden immer ärger... ("Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson")
Kommissar Beck bekommt die Aufgabe gestellt, für die Sicherheit eines amerikanischen Ministers aus Staatsbesuch zu sorgen. Doch die Stimmung gegen den Politiker ist nicht sonderlich gut, und tatsächlich muss mit einem Anschlag gerechnet werden. ("Die Terroristen")
Der psychisch kranke Errki flieht aus der Anstalt, in der er behandelt wird. Doch auf der Flucht wird er plötzlich des Mordes bezichtigt und flieht nun auch vor der Polizei. Im Bankräuber Morten findet er einen Verbündeten... ("Wer den Wolf fürchtet")
Kommissarin Ann Lindell soll einen Fall von Fahrerflucht untersuchen, bei dem eine Mutter mit ihrer sechsjährigen Tochter um Leben gekommen ist. Fassungslos entdeckt sie immer mehr Details und muss schließlich von einem geplanten Mord ausgehen... ("Das Steinbett")
Vier Krimis präsentiert der Der Audio Verlag in einer Box mit dem Titel "Kalt wie der Tod", die alle eine Gemeinsamkeit haben: Sie stammen von skandinavischen Autoren. Ansonsten sind sie jedoch recht unterschiedlich, auch der Zeitraum, in dem die Werke erstmals erschienen sind, ist recht groß und reicht von 1975 bis 2001.
"Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson" stammt vom Altmeister schwedischer Krimis, Henning Mankell. Er schildert die kurze, aber sehr intensive Freundschaft der beiden unterschiedlichen Jungen und lässt den Hörer tief in seine Figuren, insbesondere Hasse, eintauchen. Immer weiter steigern sich die anfangs harmlosen Streiche, aus der Lausbubengeschichte wird schnell ein kleines Drama. Interessant, wie packend diese kleine Geschichte doch sein kann!
"Das Steinbett" ist von den vieren der klassische Krimi. Die Ermittlerarbeit von Ann Lindell steht klar im Vordergrund, immer weiter baut sich ein komplettes Bild der begangenen Tat vor dem Hörer auf. Es ist spannend anzuhören, wie die Kommissarin immer weitere Fakten sammelt und ihre persönlichen Gefühle dabei keineswegs außer Acht lässt, zumal die Auflösung eine echte Überraschung darstellt.
Ganz anders "Die Terroristen", hier wird kein Mord aufgedeckt, sondern zu verhindern versucht. Besonders spannend wird dies erstaunlicherweise, nachdem man auch Gespräche der Attentäter zu Ohr bekommt. Ein Wettlauf der beiden Parteien entsteht, das Ende bleibt bis zum Schluss offen und ementsprechend packend. Eine ungewöhnliche Erzählweise, die über die Laufzeit von gleich 2 CDs immer noch vollständig zu tragen weiß.
Und dann ist da noch "Wer den Wolf fürchtet", das bei mir den größten Eindruck hinterlassen hat. Der Kriminalfall erhält seine Würze durch die verschiedenen Personen, allen voran der psychisch gestörte Errki, der sich Stimmen einbildet. Fast schon eine psychische Studie über ihn ist eingebaut, doch auch die anderen Charaktere werden ausführlich beschrieben und sind in ihrer Wirkung einzigartig. Überraschende Wendungen sorgen für die nötige Fahrt, die das Hörspiel zu einem der Extraklasse machen - wirklich sehr zu empfehlen.
So unterschiedlich die vier Fälle auch sein mögen, eines haben sie dann doch auch inhaltlich gemeinsam: Allen haftet eine gewisse Melancholie an, die teilweise schon ins depressive abrutscht. Diese tritt stellenweise mehr in den Vordergrund, aber die Grundstimmung ist immer einer eher dunkle - was eventuell an der Herkunft der Autoren liegen mag. Vier ganz unterschiedliche Geschichten, doch keinen von ihnen sollte sich ein Krimifan entgehen lassen.
Natürlich sind bei den Produktionen aus unterschiedlichen Jahren mit komplett anderen Regisseuren und Charakteren eine Vielzahl an Sprechern beteiligt, die sich hier unmöglich alle aufzählen lassen. Namen wie Katja Brügger, Irina Wanka, Winfried Glatzeder, Eva-Maria Hagen und Horst Frank können nur einen Querschnitt darstellen. In der Geschichte über Hasse Karlsson kann besonders das Duo aus Christoph Stadler und Nino Herrlich überzeugen, die die Abgründe der beiden Jungen nach außen kehren können und eine sehr intensive Darstellung abliefern. Chares Wirths ist in "Die Terroristen" als Kommissar Beck zu hören, der ernsthaft und betont ein genaues Bild seiner Rolle zeichnet. Hervorragend ist Lars Rudolph als Errki, der den außergewöhnlichen Charakter detailliert und facettenreich, aber niemals unglaubwürdig darstellt. Ulrike Krumbiegel spricht Ann Lindell sehr gefühlsbetont und voller Leidenschaft.
Natürlich bietet auch die akustische Umsetzung kein einheitliches Bild, zu unterschiedlich sind die Stilistiken, die die Regiesseure verwenden. Während beispielsweise bei "Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson" vornehmliche unangenehm verzerrte Pfeifftöne zu hören sind, die die zunehmende Verstörtheit des Jungen lebendig werden lassen, ist bei "Das Steinbett" eine recht ausgereifte musikalische Untermalung zu hören, die auf die sich steigernde Spannung eingeht. Sehr unterschiedliche Klangwelten wurden da also erschaffen, aber jede einzelne ist passgenau auf die jeweilige Geschichte zugeschnitten und unterstützt diese in ihrer Wirkung.
Geliefert werden die fünf CDs in einer stabilen Pappbox, die eine typische skandinavische Blockhütte vor verschneitem Hintergrund zeigt, farblich darauf abgestimmt ist die restliche Aufmachung in Weiß- und Grautönen gehalten. Die CDs an sich sind in Papierhüllen aufbewahrt, und auch das dünne Booklet gibt nur die notwendigen Informationen preis.
Fazit: Ein interessanter und spannender Querschnitt mit vier ganz unterschiedlichen Geschichten, die jede für sich einzigartig und hörenswert ist.
VÖ: 15. September 2009
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8981-3856-7