Poldi

Mitglied
John Sinclair – SE 6. Melinas Mordgespenster

js-se6.jpg


Erster Eindruck: Familie Sinclair und ein Zwillingspaar

Obwohl Horace Sinclair die Kommunikation mit seinem Sohn eher Seiner Gattin Mary überlässt, wendet er sich dieses mal direkt an John. Denn in seinem Heimatdorf sind auf geheimnisvolle Weise zwei Menschen spurlos verschwunden. Doch schon bei seiner Anreise wird es lebensgefährlich für den Geisterjäger, als die Scheibe seines Bentleys mitten in der Fahrt zerstört wird. Nicht die einzige Bedrohung, die ihm bevor steht...

„Melinas Mordgespenster“ war bereits einmal als reguläre Folge der John Sinclair-Reihe geplant, ist nun aber als mittlerweile sechste Sonderedition als Doppel-CD mit einer Laufzeit von über 90 Minuten erschienen. Die Geschichte ist auf mehreren Ebenen sehr stark und kombiniert diese Elemente geschickt, um eine einzigartige Atmosphäre für die Serie zu schaffen. In einer Art Rückblick wird zunächst eine Szene aus der Kindheit der titelgebenden Melina und ihrer Zwillingsschwester Iris gezeigt, die mit einem ziemlich unheimlichen und spukigen Finale endet und damit den Takt der Folge vorgibt. Der Schwenk auf Familie Sinclair ist dann recht abrupt, aber sehr stimmig, da sich schnell alles miteinander verknüpft. Und das ist einer der großen Vorteile der Folge: Da auch Vater und Mutter des Geistergägers im Mittelpunkt stehen, bekommt die Handlung noch einmal eine ganz neue Dramatik, zudem lernt man die Hauptfigur noch ein bisschen besser kennen. Die Ermittlungen sind rätselhaft, die Beziehungen in der Familie von Melina sind erst einmal nur schwer zu durchschauen. Die schaurige Atmosphäre klärt sich in der zweiten Hälfte langsam auf – und das auf eine für die Serie sehr ungewöhnliche Art. Dass dabei noch viele Details über psychische Erkrankungen einfließen, ist nicht nur sehr interessant aufbereitet, sondern sorgt auch für einen sehr eindringlichen Eindruck der Geschichte. Ich war schnell gefesselt ob der sehr speziellen Atmosphäre der Folge, die nicht vorrangig auf Actionelemente setzt, sondern eine erstaunlich kluge und sehr eindringliche Geschichte erzählt.

Dass Melina und Iris von ein und der selben Sprecherin vertont werden, hat mich sehr überrascht, da sie beiden Charakteren eine sehr individuelle Note verleiht. Ulrike Staats trifft dabei die beiden Kinder sehr genau und kann Melina verstörend beängstigend vertonen. In ihrer älteren Version werden die Zwillingsschwestern von Corinna Dorenkamp gesprochen, ebenso treffen und facettenreich, ebenso eingängig. Ernst-August Schepmann spricht Horace Sinclair, seine prägnante und deutlich gealterte Stimme passt wunderbar zu der Rolle, die so in jeder Situation sehr gut zur Geltung bringt. Weitere Sprecher sind Walter Gontermann, Luise Lunow und Karyn von Ostholt.

Diese besondere Geschichte, die oft sehr ruhig ist, schafft in Sachen Akustik eine gelungene Brücke aus dieser anderen Stimmung und der etablierten Konstruktion der Hintergrunduntermalung. Die Musik hat nichts an ihrer Härte und Präsenz verloren, aber eine Spur dezenter eingesetzt worden. Die Geräusche sind wie immer sehr prägnant, auch die typischen Schockmomente fehlen nicht, aber es gibt auch sehr stille Momente, was einen gelungenen Kontrast bildet.

Die Sonderedition ist in einem Pappschuber untergebracht, im Inneren befindet sich aber eine gewöhnliche Plastikhülle, die leider keinerlei Zusatzmaterial zu bieten hat. Das Cover ist dafür umso beeindruckender: Vor tiefschwarzem Hintergrund ist eine junge Frau mit gelockten Haaren zu sehen, die den Betrachter ernst anblickt – von den manchmal etwas trashigen Titelbildern der eigentlichen Serie ist hier keine Spur vorhanden.

Fazit: Melinas Mordgespenster überrascht gleich auf mehreren Ebenen, ist ruhiger und intensiver als üblich und löst die Geschichte sehr ungewöhnlich auf, was für eine spannende und düstere Stimmung sorgt. Die hervorragenden Sprecher und die ebenso gelungene Umsetzung tragen ebenso zum Gelingen bei.

VÖ: 21.Oktober 2016
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-5249-4
 
Oben