Poldi

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John Sinclair – 83. Ein Leben unter Toten

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Erster Eindruck: Ghouls oder Ghoule?

Diane Coleman, eine ältere Dame, die in einer schottischen Seniorenresidenz wohnt, lädt ihre Freundin Lady Sarah Goldwyn in einem Brief zu einem Fest ein, dem „Fest der Toten“ – doch kurz darauf ist sie tot. Sarah wittert eine Verschwörung und bricht mit dem Geisterjäger John Sinclair auf, um Nachforschungen anzustellen. Doch noch vor den Mauern der weitläufigen Residenz treffen sie auf einen Angestellten mit dem Namen Dorian Hunter…

Ein wuchtiger Dreiteiler um das magische Kreuz bildeten die John Sinclair-Folgen 81, 82 und 83 – und schon kurze Zeit danach ist eine neue Folge erschienen, die eher lockere Unterhaltung ist und den roten Faden der Handlung nur nebenbei behandelt. Eine willkommene Abwechslung, die zudem noch ein ganz besonderes Extra bereit hält: Dorian Hunter, der Dämonen-Hasser, hat einen interessanten Gastauftritt in dieser Folge. Und in der aktuellen Hunter-Folge wird genau die gleiche Geschichte aus seiner Sicht erzählt, sodass die beiden sich ergänzen, aber auch allein gehört werden können. Genau diese Überschneidungen machen die Geschichte so interessant, sie bekommt ihre ganz eigene Würze und wird zu etwas sehr Besonderem. Doch auch allleinstehend ist diese Folge richtig gut, das Geheimnis hinter der unheimlichen Residenz hält den Hörer auf Trab. Langsam kommen weitere Informationen zum Vorschein, werden neue Verhältnisse erklärt, zeigt aber auch der Kampf der alten Frauen gegen Unterdrückung und Abwertung. Und das alles kombiniert mit einer unheimlichen Stimmung, einer suspekten Heimleiterin und einer spannenden Schlusssequenz – wirklich hörenswert. Das Crossover-Projekt ist hier absolut gelungen, eine starke Folge!

Für dieses ganz besondere Projekt konnte Jürgen Prochnow gewonnen werden, dessen jahrzehntelange Schauspielerfahrung natürlich auch als Hörspielsprecher von Nutzen ist. Er spricht den Residenzleiter Doc Rawson und lässt immer Unheil in seiner Stimme mitschwingen, was besonders gut auf der alten Tonbandaufnahme zu Geltung kommt. Maria Mägdefrau gehört als Lory Brandshaw zu den Bewohnerinnen des Heims und kann ihren gealterten Klang sehr gekonnt einsetzen, um diese Nebenrolle interessant und authentisch wirken zu lassen. Alexandra Lange hat hier als Erzählerin nicht allzu viel zu tun, kann diese Passagen aber wieder richtig gut gestalten. Weitere Sprecher sind Hannelore Minkus, Ursula Sieg und Peter Woy.

Auch wenn es sich um eine Crossover-Folge handelt, bekommt man in Sachen Musik und Geräusche natürlich die gewohnte Sinclair-Manier geboten, die Dennis Ehrhardt für sich bestens modifizieren konnte. So sind die Schockeffekte nicht mehr ganz so heftig und häufig zu finden, dafür mehr unheimliche Stimmung. Diese wird insbesondere durch die düstere Musik erzeugt, doch auch die vielfältigen und sehr treffend eingebauten Geräusche tragen ihren Teil dazu bei, dass hier ein perfekt produziertes Hörspiel vorliegt.

Eine Hand bricht durch die Erde, verkrümmt und dunkel verfärbt, im Hintergrund ein Strand mit einer Steilklippe, auf dem ein altes Herrenhaus steht, die ganze Szenerie ist vom Mondlicht beschienen. Das Cover ist unheimlich und gruselig – und wer der Aufdruck „Crossover mit Dorian Hunter“ nicht mag, kann das Booklet umdrehen und findet das gleiche Motiv ohne das Emblem wieder. Das Booklet enthält noch einen unterhaltsamen Infotext zur Entstehung der beiden Folgen.

Fazit: Die Geschichte ist dynamisch und spannend erzählt und wird so zu etwas wirklich Außergewöhnlichem. Die Konfrontation der beiden Geisterjäger setzt der interessanten Geschichte die Krone auf. Sehr gelungen!

VÖ: 19.April 2013
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4705-6
 
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