Poldi

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John Sinclair – 112. Tal der vergessenen Toten

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Erster Eindruck: Unheimliche Geschichte auf zwei Ebenen

Es ist ein gewöhnlicher, routinierter Tag im deutschen Bergbau nahe Köln, wieder steigen die Kumpel in ihre Gruben herab und fördern Kohle zutage. Doch an diesem Tag läuft etwas anderes, die Balken beginnen zu knarren, der ganze Stollen droht zusammen zu brechen – und das hat noch Jahre später Auswirkungen, und wieder einmal muss Geisterjäger John Sinclair eingreifen...

Seien wir mal ehrlich, für Feinfühligkeit ist die John Sinclair-Reihe nicht gerade bekannt, eher wird in zahlreichen Actionszenen mit Bombast-Effekten geprahlt. Das ist auch völlig okay so, doch umso überraschender und intensiver wirkt es, wenn dieses Muster aufgebrochen wird – so geschehen in der 112. Folge der Serie. Denn hier wird auf zwei Zeitebenen erzählt, in der einen steht natürlich John Sinclair im Mittelpunkt und ermittelt dieses mal in Deutschland rund um unheimliche Geistererscheinungen und skrupellose Kommunalpolitik. Doch seinen vollen Reiz erhält die Geschichte durch die zweite Ebene, in der die oben beschriebene Szene in Bergwerk erzählt wird. Hierzu wird ein zweiter Ich-Erzähler eingeführt, der zudem im Präsenz und recht schlichter Sprache spricht. Das wirkt sehr glaubhaft und nahbar, was die düstere Geschichte noch weiter unterstützt. Die Beklemmung in den unterirdischen Gängen, die sich immer weiter steigende Bedrohung, schließlich auch eine dämonische Erscheinung, die sich jedoch ganz anders äußerst als man es von der Serie gewohnt ist – das ist sehr sehr stark. Und zudem auch seit langer Zeit in der Serie auch richtig gruselig, was mir äußerst gut gefallen hat. Eine der stärksten Folge der letzten Jahre!

Tim Grobe ist in der Rolle des Christoph Krüger zu hören, der als Ich-Erzähler die Szenen im Bergwerk maßgeblich prägt. Das macht er nicht nur sehr glaubwürdig und mit authentischem Slang, sondern auch sehr intensiv und eindringlich, sodass sich der sich immer weiter steigende Schrecken auch auf den Hörer überträgt. Romanus Fuhrmann ist als Emil Fegemann zu hören, auch er bringt eine unheimliche Note mit ein und trifft die Szenerie dabei auf den Punkt. Lutz Riedel ist als Will Mallmann zu hören, der Kumpane von John Sinclair wirkt durch ihn ebenso sympathisch wie durchsetzungsstark. Weitere Sprecher sind Bert Franzke, Wolf-Dietrich Sprenger und Niel Rieke.

Wie die Geschichte selbst weicht auch die akustische Gestaltung stark von ihren Vorgängern ab, die Bergwerk-Szenen sind ruhig und dennoch sehr atmosphärisch umgesetzt worden. Dafür sorgen leise dräuende Musik und viele Geräusche, die das Geschehen greifbarer machen. Besonders die Schlusssequenz ist dabei sehr intensiv in ihrer Wirkung untermalt worden.

Das Cover wirkt im Vergleich zur Geschichte schon recht gewöhnlich, sogar etwas bieder – was aber auch daran liegt, dass wieder das Titelbild eines alten Heftromans verwendet wurde. Zu sehen sind einige Soldaten in einem Jeep, die von einer kleinen Gruppe an durchscheinden Geistern belagert werden. Das Innere ist wie immer übersichtlich und ohne weiteren Extras gestaltet.

Fazit: Diese Folge hat mich absolut begeistert und bringt mal ordentlich Abwechslung in die Serie. Die fast schon stille, sehr intensiv erzählte Erzählebene in der Vergangenheit bringt mal wieder ordentlich Gruselfaktor ein, während auch die Gegenwart nicht ganz so knallig gestaltet ist wie gewohnt. Darauf muss man sich einlassen können, ich fand es großartig!

VÖ: 9. Dezember 2016
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3785752432
 
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