Poldi

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Inspector Lestrade - 8. Der Geist von Old Hall

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Die Besserungsanstalt von jungen Damen in den Gemäuern von Old Hall wird von einem Geist heimgesucht. Dies ist jedoch kein Mythos, der von den Bewohnerinnen ersonnen wurde, vielmehr sind fast alle Angestellten dem geisterhaften Mädchen begegnet. Als dann auch noch eine der Insassinnen verschwindet, entschließt sich die Leiterin Madame Patricia doch, Hilfe bei Scotland Yard zu suchen, weswegen Inspector Lestrade und Seargent McKinstry dorthin geschickt werden...

Eine logische und schlüssige Erklärung für scheinbar übernatürliche Ereignisse zu finden ist ein gängiger Ansatz für Kriminalgeschichten, auch die achte Episode der Serie "Inspector Lestrade" spielt mit dieser Idee. Die daraus resultierende Atmosphäre ist sicherlich ungewöhnlich für den eher nüchternen und logisch denkenden Ermittler, bringt aber gelungene und sehr packende Momente mit ein. Abgesehen von der Stimmung, die dabei entsteht, gibt es aber noch andere gelungene Elemente von "Der Geist von Old Hall". So werden dem Hörer überraschend schnell kleine Teillösungen angeboten, die auf die richtige Fährte führen und den Verdacht gegen den Übeltäter immer weiter verdichten. Es ist also nicht die Überraschung, wer hinter der Geistererscheinung steckt, sondern eher, warum dies inszeniert wurde und auf welche Weise dies genau geschieht - und da gibt es eben doch einige dicke Überraschungen. Gepaart mit dem Spiel mit den Sinnen, denen auch bald Lestrade und sein Begleiter McKinstry erliegen, ergibt das eine sehr reizvolle Episode, die eine ganz neue Kolorierung in die Serie bringt. Sicherlich geht es etwas mysteriöser zu als gewohnt, auch die Hintergründe wirken stellenweise konstruierter als sonst. Doch das fällt nicht sonderlich negativ ins Gewicht, da die sehr dichte Stimmung und die sich immer weiter steigernde Spannung sehr gelungen sind, ebenso wie das dramatische Finale der Episode.

Madam Patricia, die Leiterin der Anstalt, wird von Aline Staskowiak sehr energisch gesprochen. Sie fügt ihrer Sprechweise einige sehr glaubhafte Facetten bei, was eine undurchsichtige und ausdrucksstarke Figur erschafft, die zudem einen sehr angenehmen Klang einbringt. Georg Tryphon ist als Dr. Phipps, der medizinische Leiter der Anstalt, zu hören. Auch er bringt eine sehr eigenständige Wirkung mit ein, überzeugt mit starker und glaubhafter Betonung und baut so eine gelungene Aura um seine Figur auf. Vera Bunk spricht die Rolle der Eileen ebenfalls gekonnt, mit ihrer leicht überdrehten Stimme und starken Momenten hinterlässt sie trotz des eher kurzen Auftritts einen guten Eindruck. Weitere Sprecher der Episode sind Cornelia Waibel, Katharina Palm und Bernd Vollbrecht.

Passend zum übernatürlichen Thema der Episode ist auch die Klangkulisse mystischer und unheimlicher geraten, die Musik wirkt melodischer und stimmungsvoller. Aber auch die eingesetzten Geräusche sind sehr treffend eingebaut, so ist beispielsweise das Ziehen des Windes durch die langen Gänge von Old Hall ein Begleiter der Dialoge und sorgt für eine passende Stimmung. Das gefällt mir alles sehr gut, besonders in den unheimlichen Momenten entsteht eine sehr dichte und ausdrucksstarke Atmosphäre.

Der titelgebende "Geist von Old Hall" ist auch auf dem Cover zu sehen - dünn, bleich und in weißem, halb durchscheinendem Kleid streift die Frau durch die Gänge und wird dabei von Inspector Lestrade und Sergeant McKinstry beobachtet. Der Zeichenstil wirkt etwas moderner als gewohnt, ist aber immer noch ansprechend umgesetzt. Der Raum hinter der CD wird für eine Übersicht der bisherigen (und der kommenden) Episoden genutzt, im Inneren ist ein Hinweis auf die Schwesterserie um "Die neuen Fälle" von "Sherlock Holmes", aus dessen Geschichtenwelt Inspector Lestrade stammt.

Fazit: Ungewohnt düster und unheimlich präsentiert sich die achte Episode, die neben der mysteriösen Geistererscheinung noch zahlreiche andere gelungene Elemente einbaut, die in einem aufregenden und bedrohlichen Finale enden. Dass bei der prägnanten Handlung die starken Charaktere nicht untergehen, sondern ihre Spuren deutlich hinterlassen, ist ebenso lobenswert zu erwähnen, sodass man die kleinen Übertreibungen ab und an sehr gut verkraften kann.

VÖ: 17. April 2020
Label: Allscore
Bestellnummer: 9783864735349
 
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