AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?
Ich glaube, die Gründe für den aktuellen Niedergang des Erwachsenen-Hörspiels sind recht einfach, nur wollen manche Beobachter, Kreative und nicht zuletzt eine Reihe der Fans sie nicht wahrhaben.
Der Kreis der Erwachsenen, die überhaupt bereit sind, Geschichten im Audio-Format (Hörspiel/Hörbucher) zu konsumieren/genießen, ist überschaubar und in der letzten Zeit eher noch geringer geworden.
Die Zahl der Labels ist immer noch groß, jedoch wird der Markt von wenigen großen Labeln beherrscht. Diese haben eine deutliche Sichtbarkeit in den Regalen der Elektronikmärkte, welche die kleinen Schmieden nicht haben. Weil sie dort nicht vorkommen, werden sie vom allgemeinen Publikum nicht wahrgenommen. Die Hardcore-Fans kennen sie, doch diese sind einfach zu wenige, um für genug Einnahmen zu sorgen.
Die meisten kleinen Label werden von Menschen geführt, die selbst Hörspielliebhaber sind, aber keine Kaufleute. Wie kann es sein, dass man es immer so weit kommen lässt, bis gar nichts mehr geht? Da werden Aufnahmen vorfinanziert, ohne dass wirklich sicher ist, ob das Hörspiel tatsächlich erscheinen kann, weil man sich die Pressung der CDs nicht mehr leisten kann. Da kann man nur den Kopf schütteln.
Auch Kenntnisse im Marketing sind nur begrenzt vorhanden. Oftmals werden die Label in der Freizeit betrieben, während man ansonsten einem Hauptberuf nachgeht. Da bleibt kaum Zeit für intensive Beschäftigung mit Social-Marketing oder anderen Werbeformen. Da jedoch der Markt so klein geworden ist, muss umso intensiver geworben werden. Dafür fehlt es meistens an Zeit und nicht zuletzt auch Geld. Es ist doch bemerkenswert, dass ein Label wie Pandoras Play so lange exisitiert und hier zahlreiche User es zwar dem Namen nach kannten, doch noch nie eines der Hörspiele gekauft hatten.
Kommen wir nun zum Hauptfeind: Das Hörbuch! Ich weiß, dass es ein Tabuthema ist, doch das Hörbuch ist der Totengräber des Hörspiels! Die Gründe liegen auf der Hand: Bevor das Hörbuch seinen Durchbruch hatte, mussten die Erwachsenen, die nicht TV gucken oder lesen wollten, zu Hörspielen greifen, denn dort gab es Kopfkino. Diesen überschaubaren Markt müssen sich die Hörspiele nun mit den Hörbüchern teilen, die in Sachen Marketing total überlegen sind. Sie werben mit dem bekannten Namen des Autors, dem berühmten Buchtitel und einem Star aus dem TV oder Kino, der es vorliest. Das Hörspiel kann all dies nicht bieten. Das Hörbuch wird von den Buchhandlungen stark unterstützt und ist dort als legitime Form der Literaturbearbeitung akzeptiert. Hörspiele sind es zumeist nicht. Hörbücher können vom Personal der Buchhandlungen empfeohlen werden, selbst wenn es nur das Buch kennt und nicht das Hörbuch, denn der Inhalt ist ja gleich. Wer in Buchandlungen oder Elktronikmärkten kennt den die Hörspiele vom Inhalt her? Hörspiele kommen meist als Serien daher, während Hörbücher zumeist abgeschlossene Geschichten sind. Man muss sie nicht gleich am Stück höhren, doch man hat die Story auf alle Fälle zusammen. Die Hörspiellandschaft hat zuletzt einiges an Storyruinen produziert, weil Serien vorzeitig abgebrochen wurden. So etwas schadet dem Vertrauen der Fans in das Produkt und die Kaufzurückhaltung ist nur zu verständlich.
Wenn Hörspiele überleben wollen, sollten sie sich vom Format her den Hörbüchern annähern. Keine Serien mit xy Teilen mehr, sondern abgeschlossene Story auf mehreren CDs.