Poldi
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Gruselkabinett - 38. Die Spinne
Erster Eindruck: Spinnende Femme Fatale
In dem kleinen Hotel von Madame Dubonnet haben sich drei Menschen erhängt - an drei aufeinanderfolgenden Freitagen jeweils zur selben Stunde. Gelangweilt vom Leben und interessiert an dem merkwürdigen Fall mietet sich der Student Richard Bracquemont in das Zimmer ein. Zunächst entdeckt er nichts ungewöhnliches, ist aber schnell von der geheimnisvollen Frau fasziniert, die im gegenüberliegenden Haus wohnt...
"Die Spinne" von Hanns Heinz Ewers gehört zu den Geschichten des Gruselkabinetts, die vorher wahrscheinlich nur wenige Hörer gekannt haben. Dass ihre Aufnahme in die Reihe trotzdem berechtigt ist, wird durch die grandiose Umsetzung bewiesen. Die Geschichte dreht sich vordergründig um die drei Selbstmorde und deren Aufklärung, bei der in den Anfangsszenen die Charaktere kurz vorgestellt werden. Hauptperson ist Richard Bracquemont, der während seiner Zeit im Hotel ein Tagebuch geführt hat, welches die Grundlage für die Erzählung ist. Zunächst scheint er nichts merkwürdiges zu entdecken, doch in der geheimnisvollen Clarimonde - wie er sie selbst getauft hat - findet er eine faszinierende Femme Fatale vor, der er immer mehr verfällt und sich von Tag zu Tag mehr nach ihr sehnt. Diese Besessenheit ist der Kernpunkt der Geschichte und enthält in ihrer unendlichen Steigerung auch die Gruselkomponente der Folge. Der Vergleich mit einer Spinne wird immer wieder gezogen und findet in der Beobachtung Richards zweier Spinnen ihren eindeutigen Bezug. Auch wenn große Teile in Monologform vorgetragen werden, wirkt dies durch die intensive Vortragsweise niemals langgezogen, vielmehr wird der Hörer immer weiter in die Begierde von Ricard hereingezogen. Die angedeuteten Sado-Masochistischen Elemente verdeutlichen dies noch einmal auf reizvolle Weise. Das unvermeidliche Ende ist zwar nicht überraschend, überzeugt aber mit einem kleinen Winkelzug und schließt die Geschichte sinnvoll ab. Hier steht nicht der grausame Horror im Vordergrund, sondern eher hintergründiger Schrecken mit einer faszinierenden Idee, was "Die Spinne" zu einer außergewöhnlichen, aber umso interessanteren und unterhaltsameren Folge macht.
Den mit Abstand größten Anteil am Gelingen des Hörspiels hat Simon Jäger als Richard, der weite Teile der Handlung alleine trägt. Die sich steigernde Faszination, das Abgrenzen von allem außer Clarimonde und gegen Ende der grausame Schrecken, als er die Wahrheit erkennt: All dies stellt er feinfühlig und äußerst intensiv dar. Eine hervorragende Leistung! Madame Dubonnet wird von Marianne Lutz gesprochen, die die Warmherzigkeit und Liebe ihrer Figur ebenso gekonnt in Szene setzt. Bodo Wolf ist als Kommisar zu hören, der sowohl dienstlichen Eifer als auch menschliche Gefühle transportiert. Weitere Sprecher sind Tommy Morgenstern, Engelbert von Nordhausen und Cathlen Gawlich.
Wieder können Marc Gruppe und Stephan Bosenius ihre große Stärke ausspielen: Eine dichte und geschlossene Atmosphäre. Schnell kann sich der Hörer in den eingesetzten Musikstücken verlieren, die vollkommen auf die Geschichte abgestimmt sind une ein die Sprecher in ihrem Wirken unterstützen. Die Stimmung ist dabei natürlich düster und unheimlich, was sich immer weiter zu steigern weiß.
Zu der außergewöhnlichen Geschichte hat Firuz Askin ein ebenso außergewöhnliches Cover gezeichnet, das in den beiden Farben von Clarimondes Kleid gehalten ist: Schwarz und Violett. In einem menschlichen Auge spiegelt sich die faszinierende Frau und hinterlässt beim Betrachter einen edlen und hochmütigen Eindruck. Ein sehr gelungenes Cover!
Fazit: Eine eher stille Gruselkabinett-Folge, die ihren Schrecken aus der unheimlichen Figur der Clarimonde zieht. Außergewöhnlich und gerade deshalb so gut.
VÖ: 13. November 2009
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4143-6
Erster Eindruck: Spinnende Femme Fatale
In dem kleinen Hotel von Madame Dubonnet haben sich drei Menschen erhängt - an drei aufeinanderfolgenden Freitagen jeweils zur selben Stunde. Gelangweilt vom Leben und interessiert an dem merkwürdigen Fall mietet sich der Student Richard Bracquemont in das Zimmer ein. Zunächst entdeckt er nichts ungewöhnliches, ist aber schnell von der geheimnisvollen Frau fasziniert, die im gegenüberliegenden Haus wohnt...
"Die Spinne" von Hanns Heinz Ewers gehört zu den Geschichten des Gruselkabinetts, die vorher wahrscheinlich nur wenige Hörer gekannt haben. Dass ihre Aufnahme in die Reihe trotzdem berechtigt ist, wird durch die grandiose Umsetzung bewiesen. Die Geschichte dreht sich vordergründig um die drei Selbstmorde und deren Aufklärung, bei der in den Anfangsszenen die Charaktere kurz vorgestellt werden. Hauptperson ist Richard Bracquemont, der während seiner Zeit im Hotel ein Tagebuch geführt hat, welches die Grundlage für die Erzählung ist. Zunächst scheint er nichts merkwürdiges zu entdecken, doch in der geheimnisvollen Clarimonde - wie er sie selbst getauft hat - findet er eine faszinierende Femme Fatale vor, der er immer mehr verfällt und sich von Tag zu Tag mehr nach ihr sehnt. Diese Besessenheit ist der Kernpunkt der Geschichte und enthält in ihrer unendlichen Steigerung auch die Gruselkomponente der Folge. Der Vergleich mit einer Spinne wird immer wieder gezogen und findet in der Beobachtung Richards zweier Spinnen ihren eindeutigen Bezug. Auch wenn große Teile in Monologform vorgetragen werden, wirkt dies durch die intensive Vortragsweise niemals langgezogen, vielmehr wird der Hörer immer weiter in die Begierde von Ricard hereingezogen. Die angedeuteten Sado-Masochistischen Elemente verdeutlichen dies noch einmal auf reizvolle Weise. Das unvermeidliche Ende ist zwar nicht überraschend, überzeugt aber mit einem kleinen Winkelzug und schließt die Geschichte sinnvoll ab. Hier steht nicht der grausame Horror im Vordergrund, sondern eher hintergründiger Schrecken mit einer faszinierenden Idee, was "Die Spinne" zu einer außergewöhnlichen, aber umso interessanteren und unterhaltsameren Folge macht.
Den mit Abstand größten Anteil am Gelingen des Hörspiels hat Simon Jäger als Richard, der weite Teile der Handlung alleine trägt. Die sich steigernde Faszination, das Abgrenzen von allem außer Clarimonde und gegen Ende der grausame Schrecken, als er die Wahrheit erkennt: All dies stellt er feinfühlig und äußerst intensiv dar. Eine hervorragende Leistung! Madame Dubonnet wird von Marianne Lutz gesprochen, die die Warmherzigkeit und Liebe ihrer Figur ebenso gekonnt in Szene setzt. Bodo Wolf ist als Kommisar zu hören, der sowohl dienstlichen Eifer als auch menschliche Gefühle transportiert. Weitere Sprecher sind Tommy Morgenstern, Engelbert von Nordhausen und Cathlen Gawlich.
Wieder können Marc Gruppe und Stephan Bosenius ihre große Stärke ausspielen: Eine dichte und geschlossene Atmosphäre. Schnell kann sich der Hörer in den eingesetzten Musikstücken verlieren, die vollkommen auf die Geschichte abgestimmt sind une ein die Sprecher in ihrem Wirken unterstützen. Die Stimmung ist dabei natürlich düster und unheimlich, was sich immer weiter zu steigern weiß.
Zu der außergewöhnlichen Geschichte hat Firuz Askin ein ebenso außergewöhnliches Cover gezeichnet, das in den beiden Farben von Clarimondes Kleid gehalten ist: Schwarz und Violett. In einem menschlichen Auge spiegelt sich die faszinierende Frau und hinterlässt beim Betrachter einen edlen und hochmütigen Eindruck. Ein sehr gelungenes Cover!
Fazit: Eine eher stille Gruselkabinett-Folge, die ihren Schrecken aus der unheimlichen Figur der Clarimonde zieht. Außergewöhnlich und gerade deshalb so gut.
VÖ: 13. November 2009
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4143-6