Poldi

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Gruselkabinett - 18. Dracula -2-

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Erster Eindruck: Unheilvolle Begegnungen in England

Mina Murray verbringt ein paar Tage bei ihrer Freundin Lucy Westenra, da ihr Verlobter Jonathan Harker auf einer Geschäftsreise ist. Doch nachdem ein scheinbar leeres Schiff angespült wurde, beginnt Lucy sich zu verändern und immer abweisender zu werden. Hängt Lucys Zustand tatsächlich mit Jonathans Reise zusammen? Wer treibt während der Nächte in der kleinen Stadt sein Unwesen?

Nachdem sich der erste Teil der "Dracula"-Umsetzung von Titania Medien mit der Reise von Jonathan Harker beschäftigt hat, kehren wir nun nun zu seiner Verlobten Mina Murray zurück und erleben die weiteren Geschehnisse aus einer völlig anderen Perspektive. Auch hier reiht sich ein Höhepunkt an den nächsten, besonders die Szene auf dem Schiff lässt einem das Blut in den Adern gefrieren und gehört zu den besten Hörspielszenen, die ich je gehört habe. Auch die Szenen mit "Renfield", einem Bewohner der Irrenanstalt, sind unglaublich atmosphärisch, was besonders an der genialen Sprecherleistung liegt. Doch auch die ruhigeren Passagen, wie die drei Heiratsanträge, haben ihren Reiz und sind sehr unterhaltsam. Im Mittelpunkt steht aber natürlich weiterhin die übermächtige Figur des Grafen Dracula, die Menschen zu seinen Gunsten beeinflusst, im Hintergrund die Fäden zieht und kaum zu besiegen zu sein scheint. Wieder fängt die Geschichte quasi bei Null an (nur dass der Hörer schon einige Vorkenntnisse hat) und dramaturgisch perfekt aufgebaut steigert sich die Spannung bis zu ihrem Siedepunkt - um dann recht unvermittelt aufzuhören und damit das Verlagen nach dem dritten Teil zu wecken. Die 75 Minuten vergingen wie im Fluge und waren voller Spannung, diese Umsetzung ist einfach perfekt!

Wie immer gehören zu Umsetzungen von Titania perfekte Sprecherleistungen, so auch hier. Als Mina Murray bestreitet Tanja Geke den Hauptteil der Geschichte und überrascht dabei mit einer sehr femininen und trotzdem eindringlichen Stimme, die ich gerne öfter hören würde. Sehr eindringlich und glaubhaft wahnsinnig spricht Andreas Mannkopff den Renfield und überzeugt dabei auf voller Linie. Hörspiellegende Lutz Mackensy ist als John Seward zu hören, der eine absolut geniale Umsetzung seines Charakters liefert. Weitere Sprecher sind unter anderem Tobias Kluckert, Inken Sommer und Norman Matt.

Wer schon einmal einen Teil aus dem Gruselkabinett gehört hat, weiß was ihn erwartet: Eine perfekte, atmosphärisch sehr dichte Umsetzung, der den Roman feinsinnig interpretiert. Auch hier wurde erkannt, dass sich die Musik nicht immer sonderlich vordergründig abspielen muss, die Geräusche keine lauten Knaller sein müssen, um der Geschichte optimale Stimmungen zu verleihen, im Gegenteil: Durch diese fast hintergründige Umsetzung wirkt alles viel intensiver und viel gruseliger. o soll es sein!

Sehr schaurig und atmosphärisch wie das Hörspiel ist das Cover: Die Illustration kommt meiner Vorstellung des Dracula extrem nahe. In einem alten Schloss hüllt er eine schöne junge Dame in seinen Mantel und ist voller Begierde kurz vorm berühmten Biss in den Hals. Ach hier scheint der Rahmen mit den Säulen wie geschaffen für dieses Bild.

Fazit: Der zweite Teil des Dracula ist ebenso spannend und perfekt inszeniert ist wie sein Vorgänger! Wer Gruselhörspiele mag, wird diese Umsetzung lieben!
 
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