Poldi

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Gruselkabinett - 16. Draculas Gast

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Erster Eindruck: Ein Mythos beginnt...

Jonathan Harker, der als Rechtsanwalt in London arbeitet, bekommt den Auftrag, mit einem Grafen aus Rumänien ein Geschäft über ein Anwesen in seiner Heimatstadt zu regeln. Doch schon auf der Reise mit der Kutsche warnen ihn die Dorfbewohner vor den Mann. Dennoch setzt der junge Anwalt seine Reise fort und wird bald darauf von unheimlichen Wesen verfolgt...

Es ist das erste mal, dass ein Hörspiellabel diese Vorgeschichte zu Bram Stokers berühmten Roman "Dracula" umsetzt, aber bekannterweise legen Stephan Bosenius und Marc Gruppe Wert auf eine Umsetzung möglichst nah um Original, was diesen Schritt erklärt. Doch im Vergleich zum eigentlichen Romangeschehen fällt diese Kurzgeschichte etwas ab und enthält nicht die packende Spannung der nächsten drei Folgen. Es ist eher ein kleiner Prolog, der geboten wird und in dem wir einige Hintergrundinformationen bekommen, mit den Personen bekannt gemacht und über die allgemeine Situation in Kenntnis gesetzt werden. Das alles wird aber wieder so perfekt inszeniert, mit der so unglaublich dichten Atmosphäre versehen, die ich so an den Produktionen von Titania Medien schätze, dass ich trotz der inhaltlichen Schwächen dieses Hörspiel sehr genossen habe. Zumal es mit einer Länge von ca. 45 Minuten angenehm kurz gehalten wird und die Szenen im Mausoleum wirklich sehr gelungen sind. Ich sehe es als eine sinnvolle Ergänzung zur Haupthandlung, die jeder Fan der Produktion hören sollte.

Wie sollte es anders sein - die Sprecher liefern eine brilliante Vorstellung ab und machen das Hörspiel zum Erlebnis. Simon Jäger bestreitet als Jonathan Harker den Hauptteil der Handlung und bringt die getragene, altertümlich anmutende Sprache hervorragend zur Geltung. Peter Hawkins wird von Jürgen Thormann gesprochen, der hier eine eher ruhige Seite seiner Stimme präsentiert, die sehr eindringlich ist. Hörspiellegende Christian Rode ist als Kutscher zu hören und rundet damit das Ensemble ab. Weitere Sprecher sind Uwe Büschken, Nicola Devico Mamone und Melanie Pukaß.

Und wieder ist bei der atmosphärischen Umsetzung ein Hochgenuss gelungen. Fernab von bombastischen Spektakel wird alles sehr ruhig und gediegen, woraus der eigentliche haarsträubende Grusel erst entstehen kann, der die Seele des Menschen berührt statt nur an der Oberfläche zu kratzen. Schon allein die Umsetzung von "Draculas Gast" ist jede einzelne Minute wert.

Auf dem Cover sehen wir das Mausoleum, das eine so wichtige Rolle in der Handlung hat. Schneebedeckt und mit Jonathan Harker, der darauf zu läuft ergibt sich ein stimmiges Gesamtwerk. Auch die restliche Aufmachung in den Grün- und Grautönen harmoniert sehr gut damit.

Fazit: Auch wenn es etwas an Schwung fehlt, lohnt sich die Vorgeschichte zu Dracula allemal. Die Atmosphäre macht viel wett.
 
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