Poldi

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Gruselkabinett - 153. Bulemanns Haus

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Seit Menschengedenken ist das leerstehende, halb verwitterte Haus in einer kleinen Hafenstadt nicht mehr betreten worden. Nur ein alter Mann erinnert sich an seinen letzten Besitzer, Herrn Bulemann, der in seiner Kindheit des Öfteren für seinen Vater Erledigungen in dem Haus besorgen musste. Doch nun soll am Fenster des Hauses eine einsame Gestalt gesehen worden sein…

Mit dem „Schimmelreiter“ ist eine der ausdrucksstärksten Episoden des Gruselkabinetts erschienen, das Werk von Theodor Storm ist vielen Hörern positiv im Ohr geblieben. Mit „Bulemanns Haus“ wurde nun eine zweite Geschichte des Autors umgesetzt, die als 153. Episode der Reihe erschienen ist. Auch hier kommt die wortgewaltige Vorlage bestens zur Geltung und kehrt die unheimlichen Elemente der Handlung in den Vordergrund, die nicht einmal vordergründig bedrohlich oder übernatürlich sind, sondern von der menschenfeindlichen, abweisenden Hauptfigur des Bulemann ausgeht. Bereits der Start ist sehr atmosphärisch geraten und führt den Zuhörer gekonnt in die Szenerie ein, bis schließlich ein Sprung in die Vergangenheit die eigentliche Handlung um den Hausbesitzer einläutet. Das ist mit langen Erzähltexten umgesetzt, die aber immer wieder von kleinen Dialogen unterbrochen werden. Das nimmt immer mehr zu, als mehr auf das unheilvolle Verhältnis zwischen Bulemann und seine Haushälterin Frau Anklam eingegangen wird, Peter Weis hat aber durchgängig den größten Redeanteil, um die vielen Vorgänge und kurzen Nebenarme zu vermitteln. Das muss man mögen, ist aber erneut sehr eindringlich und geschickt umgesetzt. Erst spät kommen leise übernatürliche Elemente ein und verbinden sich sehr intensiv mit der zuvor aufgebauten Handlung, was eher für leisen Grusel und stimmungsvolle Momente sorgt, als für ein groß aufgebautes Schreckensszenario sorgt. Die Episode bringt eine sehr gelungene Facette in die Serie mit ein und schafft erneut eine sehr eindrucksvolle Atmosphäre.

Die Sprecher lassen sich völlig auf die ausdrucksstarke Szenerie ein und lassen so die Geschichte lebendig werden – allen voran Horst Naumann in der Rolle des Herrn Bulemann, der seiner Stimme einen sehr tiefen, leicht kratzenden Klang verleiht und von der Figur eine starke, unheimliche Aura ausgehen lässt. Besonders im zweiten Teil der Handlung bringt er neue Facetten mit ein. Frau Anken wird von Dagmar von Kurmin gesprochen, die wie immer eine sehr präzise und lebendige Ausdrucksweise anbietet und die abweisende Wirkung von Bulemanns Haushälterin sehr treffend umsetzt. Erzähler Peter Weis bringt seine Erzähltexte mit viel Nachdruck zur Geltung und vertont mit feinen Modulationen seiner Stimme seine Texte sehr eindringlich. Weitere Sprecher sind Sascha von Zambelly, Claudia Urbschat-Mingues und Eckart Dux.

Akustisch wird auch bei dieser Episode ein Hochgenuss geboten, das Zusammenspiel der hervorragenden Sprecher mit düsterer Musik und gut platzierten Geräuschen schafft eine sehr dichte, greifbare Atmosphäre. Besonders die Erzähltexte werden dabei mit dräuenden Melodien oder klassischen Instrumenten unterlegt, was auch diese gut zur Geltung bringt.

Das Titelbild passt wieder sehr gut zu der Handlung und zeigt natürlich Bulemanns Haus, düster, bedrohlich und abweisend, mit der schwarzen Katze im Vordergrund und der finsteren Gestalt im Fenster ist noch ein klassisches Gruselmotiv vorhanden. Die vielen Sprecher der Handlung sind im Inneren übersichtliche aufgelistet, ebenso wie immer noch Platz für eine Auflistung aller bisher erschienenen Episoden ist.

Fazit: „Bulemanns Haus“ setzt auf eine markante, unheimliche Szenerie und feine Facetten der Handlung, die sich gelungen verzweigen und an verschiedenen Stellen für leisen Grusel mit feinen übernatürlichen Elementen sorgen. Sprachlich hervorragend umgesetzt und mit einem unerwarteten Finale versehen überzeugt diese Episode, auch wenn die vielen langen Erzähltexte nicht jedem Hörer gefallen dürften. Ich fand die Folge dennoch großartig.

VÖ: 1. November 2019
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785780039
 
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