Poldi

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Gruselkabinett - 12. Frankenstein -1-

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Erster Eindruck: Weltliteratur in stimmiger Umsetzung

Victor Frankenstein, der in Ingolstadt Medizin studiert, will die Grenzen der Wissenschaft sprengen und erntet für seine Versuche, Leben zu erwecken, harte Kritik. Als er ein totes Schwein wiederbelebt, wendet sich auch sein letzter Unterstützer von ihm ab. Doch Victor steigert sich immer mehr in seinen Wahn herein und baut aus Leichenteilen einen kompletten Menschen zusammen...

"Frankenstein" ist einer der berühmtesten Schauerromane überhaupt und für viele ein Inbegriff der Gruselunterhaltung. Klar, dass es sich Titania Medien nicht hat nehmen lassen, diesen Roman von Mary Shelley als Doppelfolge für sein Gruselkabinett umzusetzen. Sogar die einleitenden Worte der Autorin wurden ins Hörspiel übernommen, sodass wir einen gelungenen Start haben. Die Geschichte ist mir persönlich eine Spur zu trocken, obwohl Stephan Bosenius und Marc Gruppe ihr bestes getan haben, sie abwechslungsreich zu gestalten. Hervorstechend ist natürlich die Figur des Victor Frankenstein, dessen Bessenheit und Gewissenlosigkeit in sich steigernde Weise dargestellt werden. Der wirklich packende, besitzergreifende Grusel, der die anderen Folgen so sehr beherrschte, kommt hier erst gegen Ende auf. Vorher wird sich vielmehr mit der Psyche des Victor Frankenstein beschäftigt, um seine Sicht der Dinge auszuleuchten. Auch wenn es sehr lobenswert ist, sich dicht an die Originalvorlage zu halten, ist dieses Hörspiel leider etwas trocken und zu sachlich, aber immer noch perfekt produziert.

Keinerlei Kritik habe ich an den Sprechern, die allesamt sehr engagiert und professionell sind. Die Introszene als Mary Shelley spricht Monica Bielenstein, die in diesem kurzen Stück viel Atmosphäre aufkommen lässt. Als Victor Frankenstein ist Peter Flechtner zu hören, der sichtlich Gefallen an der anspruchsvollen Rolle findet und keinerlei Zweifel an der genialen Umsetzung offen lässt. Auch Rita Engelmann als seine Mutter spricht wie immer mit intensiver und einprägsamer Stimme. Weitere Rollen übernehmen Peetra Barthel, Melanie Pukaß und Hartmut Neugebauer.

Viele Worte müssen ob der genialen musikalischen Gestaltung wohl nicht mehr verloren werden. Die eingesetzten Stücke sorgen dafür, der Geschichte Spannung zu verleihen und sie etwas geschmeidiger wirken zu lassen. So werden die etwas langwierigen Stellen des Romans etwas ausgebessert und unterhaltsamer gestaltet.

Wunderbar ist wieder das Cover geworden, das uns die Erweckung des berühmten Geschöpfes zeigt, sogar das notwendige Gewitter ist im Hintergrund zu sehen. Fast organisch fügt sich die Illustration dieses mal in den typischen Rahmen ein, der an eine altertümliche Burg erinnert, da ähnliche Farben verwendet werden. Toll!

Fazit: Aus der trockenen Vorlage wurde alles herausgeholt, was es an Spannung und Grusel hergibt, insgesamt aber ein eher schwaches Hörspiel der Reihe.
 
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