Poldi
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Gruselkabinett – 98. Der Schimmelreiter
Erster Eindruck: Literaturklassiker im Gruselkabinett
In einer stürmischen Nacht verirrt sich ein Reisender mit seinem Pferd, meint allerdings den Schatten eines Schimmelreiters wahrzunehmen. Er erreicht mit knapper Not ein Gasthaus, in dem er von der merkwürdigen Begegnung berichtet. Von dem alten Schulmeister erfährt er bald von der Geschichte des Schimmelreiters, der einst als Hauke Haien, Sohn eines Landvermessers, aufgewachsen ist...
Ein breites Spektrum aus Geschichten der Schauerromantik ist bereits im „Gruselkabinett“ vertreten, Überraschungen gibt es dabei immer wieder. Und so ist es zumindest ungewöhnlich, dass bei einer kommerziell angelegten Hörspielserie auch klassische Literatur wie „Der Schimmelreiter“ von Theodor Storm umgesetzt wird. Die Umsetzung der Novelle ist Stephan Boseinius und Marc Gruppe in 100 Minuten sehr gut gelungen, sehr intensiv kann die Geschichte von Hauke Haien darin wirken, wobei sich die Gruselelemente sehr zurückhalten und nur punktiert an die Oberfläche kommen – wie beispielsweise in der sehr gelungenen und atmosphärisch dichten Rahmenhandlung, in denen stets ein leichter Schauer zu spüren ist. Im Mittelpunkt steht jedoch die Lebensgeschichte von Hauke Haien, der schon als Kind mit Feuereifer an der Instandhaltung und Verbesserung der Deiche mitarbeitet und der bald das Ziel hat, als neuer Deichgraf seine Ideen umsetzen zu können. Es ist eben diese Leidenschaft, die immer wieder zum Vorschein kommt, wobei die Handlung komplexer wird und das Erwachsenwerden des jungen Mannes schildert. Wirklich unheimlich wird es dann wieder im letzten Drittel des Hörspiels, als der namengebende Schimmel in der Handlung vorkommt. Alles ist sehr dicht, sehr verwoben erzählt und kann so trotz der eher ruhigen Ausstrahlung sehr gut unterhalten.
Wunderbar sind auch die Sprecher, die mit hörbar viel Spielfreude bei der Sache sind. Johannes Raspe ist als Hauke Haien ganz wunderbar, mit seiner volltönenden und wandlungsfähigen Stimme kann er von der frühen Jugend bis zum Erwachsenenalter eine sehr überzeugende und glaubhafte Vorstellung abliefern. Kristine Walters gefällt mir als Elke Volkerts, der Ehefrau von Hauke, ebenso gut, mit sanftem, gefühlvollem Klang kann sie einen sehr intensiven und eindringlichen Eindruck hinterlassen. Peter Weis ist in der Rahmenhandlung als Schulmeister zu hören und übernimmt dabei die teilweise recht langen Erzählpassagen, die er abwechslungsreich und mit kurzweiliger Betonung umsetzt. Weitere Sprecher sind Hans Bayer, Dagmar von Kurmin und die sehr vielversprechende, sehr junge Clara Fischer.
Grandios auch wieder die akustische Umsetzung, die mehr als sonst von dieser Reihe gewohnt auch Geräusche für die atmosphärische Gestaltung nutzen und diese eng mit den eingesetzten Melodien verweben. Doch das tosende Meer oder die heftigen Regenschauer sorgen für jede Menge Stimmung, sodass man sich sehr gut in die Handlung hinein versetzen kann. Sehr gelungen und stimmig umgesetzt!
Die Illustration für das Cover stammt noch von dem verstorbenen Firuz Askin und trägt dessen typischen, romantisch angehauchten Zeichenstil, der sich insbesondere in der wunderbaren Hintergrundlandschaft mit den weitläufigen Deichen widerspiegelt. Vor dem dunklen, wolkenverhangenen Himmel zeichnet sich der riesige Schimmel mit Hauke samt finsterem Gesichtsausdruck deutlich ab.
Fazit: Sicherlich eine ungewöhnliche für das Gruselkabinett, aber eben auch eine sehr gelungene. Die intensive Stimmung, die eher auf eine ruhige Erzählweise denn auf Schockmomente setzt, wird durch die hervorragenden Sprecher und die atmosphärische Umsetzung generiert, sodass man sich mitten in die Deiche versetzt fühlt.
VÖ: 17.April 2015
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5115-2
Erster Eindruck: Literaturklassiker im Gruselkabinett
In einer stürmischen Nacht verirrt sich ein Reisender mit seinem Pferd, meint allerdings den Schatten eines Schimmelreiters wahrzunehmen. Er erreicht mit knapper Not ein Gasthaus, in dem er von der merkwürdigen Begegnung berichtet. Von dem alten Schulmeister erfährt er bald von der Geschichte des Schimmelreiters, der einst als Hauke Haien, Sohn eines Landvermessers, aufgewachsen ist...
Ein breites Spektrum aus Geschichten der Schauerromantik ist bereits im „Gruselkabinett“ vertreten, Überraschungen gibt es dabei immer wieder. Und so ist es zumindest ungewöhnlich, dass bei einer kommerziell angelegten Hörspielserie auch klassische Literatur wie „Der Schimmelreiter“ von Theodor Storm umgesetzt wird. Die Umsetzung der Novelle ist Stephan Boseinius und Marc Gruppe in 100 Minuten sehr gut gelungen, sehr intensiv kann die Geschichte von Hauke Haien darin wirken, wobei sich die Gruselelemente sehr zurückhalten und nur punktiert an die Oberfläche kommen – wie beispielsweise in der sehr gelungenen und atmosphärisch dichten Rahmenhandlung, in denen stets ein leichter Schauer zu spüren ist. Im Mittelpunkt steht jedoch die Lebensgeschichte von Hauke Haien, der schon als Kind mit Feuereifer an der Instandhaltung und Verbesserung der Deiche mitarbeitet und der bald das Ziel hat, als neuer Deichgraf seine Ideen umsetzen zu können. Es ist eben diese Leidenschaft, die immer wieder zum Vorschein kommt, wobei die Handlung komplexer wird und das Erwachsenwerden des jungen Mannes schildert. Wirklich unheimlich wird es dann wieder im letzten Drittel des Hörspiels, als der namengebende Schimmel in der Handlung vorkommt. Alles ist sehr dicht, sehr verwoben erzählt und kann so trotz der eher ruhigen Ausstrahlung sehr gut unterhalten.
Wunderbar sind auch die Sprecher, die mit hörbar viel Spielfreude bei der Sache sind. Johannes Raspe ist als Hauke Haien ganz wunderbar, mit seiner volltönenden und wandlungsfähigen Stimme kann er von der frühen Jugend bis zum Erwachsenenalter eine sehr überzeugende und glaubhafte Vorstellung abliefern. Kristine Walters gefällt mir als Elke Volkerts, der Ehefrau von Hauke, ebenso gut, mit sanftem, gefühlvollem Klang kann sie einen sehr intensiven und eindringlichen Eindruck hinterlassen. Peter Weis ist in der Rahmenhandlung als Schulmeister zu hören und übernimmt dabei die teilweise recht langen Erzählpassagen, die er abwechslungsreich und mit kurzweiliger Betonung umsetzt. Weitere Sprecher sind Hans Bayer, Dagmar von Kurmin und die sehr vielversprechende, sehr junge Clara Fischer.
Grandios auch wieder die akustische Umsetzung, die mehr als sonst von dieser Reihe gewohnt auch Geräusche für die atmosphärische Gestaltung nutzen und diese eng mit den eingesetzten Melodien verweben. Doch das tosende Meer oder die heftigen Regenschauer sorgen für jede Menge Stimmung, sodass man sich sehr gut in die Handlung hinein versetzen kann. Sehr gelungen und stimmig umgesetzt!
Die Illustration für das Cover stammt noch von dem verstorbenen Firuz Askin und trägt dessen typischen, romantisch angehauchten Zeichenstil, der sich insbesondere in der wunderbaren Hintergrundlandschaft mit den weitläufigen Deichen widerspiegelt. Vor dem dunklen, wolkenverhangenen Himmel zeichnet sich der riesige Schimmel mit Hauke samt finsterem Gesichtsausdruck deutlich ab.
Fazit: Sicherlich eine ungewöhnliche für das Gruselkabinett, aber eben auch eine sehr gelungene. Die intensive Stimmung, die eher auf eine ruhige Erzählweise denn auf Schockmomente setzt, wird durch die hervorragenden Sprecher und die atmosphärische Umsetzung generiert, sodass man sich mitten in die Deiche versetzt fühlt.
VÖ: 17.April 2015
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5115-2