Poldi

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Gruselkabinett – 69. Stimme in der Nacht

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Erster Eindruck: Schauergeschichte auf hoher See

Wegen einer Flaute sitzt ein Segelschiff auf offener See fest. In einer dunklen Nacht halten George und Will Wache, als plötzlich dichter Nebel aufzieht. Ein Ruderboot fährt herbei, doch der Insasse fürchtet sich vor dem Licht der Lampen und bittet um Nahrung. Und die Geschichte, die er zu erzählen hat, ist für die beiden Seemänner unglaublich…

Seemanngeschichten sind mittlerweile zu einer schönen Tradition im Gruselkabinett von Titania Medien geworden, schon einige der Folgen dieser Kategorie gehören zu den besten der Reihe. Mit Nummer 69 ist nun „Stimme in der Nacht“ ein Nachfolger erschienen, der den anderen in nichts nach steht. Schon der Beginn ist stimmungsvoll inszeniert, die dunkle Nacht gut beschrieben, Nebel und Ruderboot tauchen schon bald auf. Richtig los geht es hier zwar noch nicht, doch die Atmosphäre ist hier schon sehr dicht. Erst später, beim zweiten Auftauchen von John, kommt das Kernstück der Folge zum Vorschein, wenn er beginnt, seine Geschichte zu erzählen. Zusammen mit seiner Frau strandete er auf einer verlassenen Insel, und neben dem bohrenden Hunger kommt immer mehr Horror auf, der Schrecken steigert sich immer weiter und entlädt sich in einer sehr intensiv erzählten Szene. Der Verlauf der Folge ist kurzweilig und spannend, die Geschichte fesselnd und stets mit einem leisen Grusel versehen, das Ende für John und seine Frau offen, sodass jeder in seiner eigenen Vorstellung ausmachen kann, welche Qualen sie noch zu durchleiden haben. Eine gelungene Folge der Serie, die sicherlich noch das ein oder andere mal gehört werden wird.

Gerade einmal vier Sprecher sind hier zu hören, umso wichtiger ist die Leistung jedes einzelnen. Lutz Mackensy nimmt als John im späteren Verlauf auch die Rolle eines Erzählers ein, seine eigentlich sehr freundliche Stimme nimmt hier einen düsteren, unheilvollen Klang ein, die einzelnen Szenen kann er nachhaltig sprechen. Seine Frau Vivian wird von Reinhilt Schneider gesprochen, deren einzigartiger Farbton hier immer wieder für intensive Momente sorgt, besonders das leichte Überschlagen ihrer Stimme in aufgeregten Situationen ist treffend. George und Will, die beiden Seemänner, werden von Benjamin Kieswetter und Peter Reinhardt gesprochen und geben der Rahmengeschichte eine angenehme Atmosphäre.

Ein wenig Seefahreratmosphäre kommt hier auf, wenn die passenden Geräusche die ersten Szenen untermalen. Ansonsten wird die Stimmung insbesondere durch die Musik geprägt, die wie immer die gesamte Laufzeit begleitet und mit klassischen Instrumenten eingespielt wurden. So entsteht wieder der typische dicke Mantel, der sich um die Geschichte legt und sie noch intensiver wirken lässt.

Die anfängliche Szene auf dem Schiff wird auch auf dem Cover dargestellt. Zwei Männer starren besorgt in die neblige Nacht, eine Laterne in der Hand des einen spendet schummeriges Licht. Der Hintergrund greift das Seefahrerflair auf. Der Zeichenstil ist wieder romantisch und detailreich, besonders das Spiel von Licht, Schatten und Nebel ist hier sehr gut gelungen.

Fazit: Eine stimmungsvolle Rahmenhandlung, dazu eine intensive Kerngeschichte, die wieder einiges an Gänsehaut produziert – eine sehr hörenswerte Folge.

VÖ: 12.Oktober 2012
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4718-6
 
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