Poldi

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Gruselkabinett – 122. Die Insel des Dr. Moreau

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Erster Eindruck: Horror auf abgelegener Insel

Edward Prendick treibt nach einem Schiffsunglück lange Zeit mit einer kleinen Gruppe an Überlebendem auf dem offenen Meer, ihr baldiger Tod scheint bevorzustehen. Doch nach einer heftigen moralischen Auseinandersetzung verlässt Edward die Gruppe und wird von einem Schiff aufgenommen. Das Ziel ist die Insel des Dr. Moreau, der eine neue Ladung an Tieren für seine Experimente erwartet...

H.G. Wells ist insbesondere für seine Science Fiction-Romane bekannt, hat aber auch andere Genres bedient, so ist „Die Insel des Dr. Moreau“ eine Mischung aus Abenteuer- und Horrorelemente. Der Roman wurde nun auch von Titania Medien für das Gruselkabinett vertont und ist dort als 122. Folge erschienen. Die sehr reduzierte Rahmenhandlung mal außer acht gelassen, in der der Neffe des Hauptcharakters Edward eine kurze Einleitung spricht, wird direkt zu Beginn eine düstere Szenerie heraufbeschworen. Die Diskussionen der Schiffbrüchigen nehmen eine ebenso unerwartete wie schreckliche Wendung – doch dies ist nicht mehr als ein Intro, das die spätere Handlung nicht weiter beeinflusst, aber dennoch sehr prägnant umgesetzt wurde. Doch direkt auf dem Schiff, das zur Insel des Dr. Moreau fährt, wird eine dichte Atmosphäre erzeugt, indem ein missgestalteter Diener und einige mysteriöse Andeutungen viele Fragen aufwerfen. Diese Szenerie verdichtet sich dann immer mehr, Edward wird von schrecklichen Schreien geplagt, die über die Insel schallen, und erfährt so langsam die Wahrheit hinter der Abgeschiedenheit des Doktors. Das ist sehr unheimlich und düster, gerade die Offenbarungen des Dr. Moreau haben mich dabei vollkommen überzeugt und viele moralische Fragen aufgeworfen.

Louis Friedemann Thiele zeichnet in der Rolle des Edward Pendrick den Spannungsbogen der Geschichte sehr gekonnt nach. Schrecken, Unverständnis und pure Panik setzt er sehr gekonnt um und verleiht der Handlung etwas sehr Nahbares. Lutz Riedel ist in der Rolle des Dr. Moerau bestens besetzt, in seine Stimme schleicht sich mehr und mehr ein diabolischer Klang ein, besonders gegen Ende spielt er die ganze Stärke der Figur aus. Claus Thull-Emden überzeugt in der Rolle des M'ling mit einer sehr ausdrucksstarken Sprechweise und erreicht damit einen einprägsamen Auftritt. Weitere Sprecher sin Horst Naumann, Detlef Bierstedt und Rainer Gerlach.

Auch bei dieser Umsetzung beweist Titania Medien wieder einmal, dass sie unglaublich dichte und aufreibende Szenerien schaffen können. So bekommt jede Szene eine eindringliche Atmosphäre verpasst und kommt so gut zur Geltung, wobei sich die akustische Gestaltung parrallel zru Handlung steigert. Besonders die dramatischeren Szenen sind sehr mitreißend umgesetzt worden.

Die tiefrote Grundfärbung des Cover fällt direkt ins Auge und zeigt neben der titelgebenden Insel samt Palmen und Sonnenuntergang auch das verzerrte Gesicht eines Tiermenschen, dessen gelbliche Augen von Schmerzen und Pein geprägt sind. Sehr ansprechend, zumal die gewählte, collagenartige Optik an ein altes Filmplakat erinnert.

Fazit: Schon gleich zu Beginn wird hier eine dichte Atmosphäre geschaffen, die sich im Laufe der fast 80 Minuten immer weiter steigert. Die Schrecken, die die Insel im Laufe der Zeit offenbart, werden sehr intensiv dargestellt und stellen wie nebenbei einige moralische Fragen. Wieder eine starke Folge des Gruselkabinetts.

VÖ: 26. Mai 2017
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5451-1
Horror auf abgelegener Insel
 
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