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Gruselkabinett – 100. Träume im Hexenhaus

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Erster Eindruck: Großes Jubiläum mit weiterer Lovecraft-Umsetzung

Walter Gilman, ein Student der Mathematik und Physik, stößt in alten Aufzeichnungen auf die Geschichte der Hexe Keziah Mason, die angeblich in die vierte Dimension eindringen konnte. Er steigert sich immer weiter in seine Recherchen herein und findet schließlich heraus, wo die alte Vettel bis zu ihrem qualvollen Tod während der Inquisition gewohnt hat – und mietet sich kurzerhand in das kleine Dachzimmer des alten Hauses ein...

Die magische 100. Folge hat Titania Medien nun mit dem Gruselkabinett erreicht, mittlerweile gehört die Serie zu den erfolgreichsten und am meisten beachteten der Hörspiellandschaft. Die Spannung war natürlich groß, welche Adaption sich Stephan Bosenius und Marc Gruppe für dieses Jubiläum aussuchen würden, die Wahl ist auf eine Geschichte aus dem Arkham-Zyklus von H. P. Lovecraft gefallen: „Träume im Hexenhaus“. Zwar kann es hilfreich sein, wenn man sich etwas in der Welt des bekannten Horror-Autoren auskennt, um alle Querverweise zu verstehen, notwendig ist dies aber nicht, die Geschichte kann auch vollkommen für sich allein stehen. In den ersten Szenen wird von Keziah Masons Tod berichtet, was schon sehr stimmungsvoll und eindringlich geraten ist. Mit der Schwenk auf Walter Gilman viele Jahre später baut sich die Handlung langsam auf, setzt aber immer wieder mit sehr unheimlichen und gruseligen Szenen Akzente. Die Stimmung ist durchgehend sehr dicht, kann sich aber natürlich im Laufe der Handlung noch weiter steigern, entführt den Hörer zusammen mit Walter in eine Parallelwelt, bald kann man kaum Traum und Realität auseinander halten. Die packende und dramatische Schlussszene setzt dann einen schrecklichen Höhepunkt. „Träume im Hexenhaus“ mag das Genre nicht neu erfinden, ist aber eine extrem gelungene Folge, die mit ihrer sehr intensiven und beeindruckenden Stimmung überzeugen kann.

Hannes Maurer ist in der Hauptrolle des Walter Gilman zu hören und übernimmt damit einen großen Teil der Handlung, er kann den aufkommenden Horror sehr eingängig darstellen, auch wenn er an einigen Stellen die Spannung nicht ganz aufrecht erhalten kann. Grandios ist Dagmar von Kurmin als Keziah Mason, ihre tiefe und kehlige Stimme passt wunderbar zu der Rolle, die sie mit viel Leidenschaft und packender Präsenz umsetzt. Roland Hemmo ist als schwarzer Mann ebenso gut besetzt und lässt seine Szenen ebenfalls sehr unheimlich und düster wirken. Weitere Sprecher sind Wilfried Herbst, Hans-Geord Panczak und Horst Naumann.

In Sachen Atmosphäre und Dramatik darf man vom Gruselkabinett natürlich auch in der 100. Folge eine absolut perfekte Inszenierung erwarten, wobei mit die eingesetzte Musik dieses mal besonders gut gefallen hat. Die wirkt noch einen Tick düsterer und kann dabei die Stimmung der Handlung bestens einfangen. Und auch die Geräusche und Effekte tragen ihren Teil zum Gelingen der Produktion bei.

Eine sehr unheimliche Szenerie wurde hier für das Cover umgesetzt, die Keziah Mason, einen dunklen Mann und eine riesige Ratte vor einem steinernen, reich verzierten Altar zeigt, der Raum ist im Hintergrund mit riesigen Säulen angedeutet. Die violette Farbgebung ist der Geschichte geschuldet, passt aber auch wunderbar zu dem Artwork der Folge. Als Zugabe zur Jubiläumsfolge gibt es eine DVD mit einer über 50-minütigen Dokumentation, in der Interviews, Studioaufnahmen aber auch Szenen der Arbeit der Macher zu sehen sind. Das ist ein kurzweiliger und unterhaltsamer Einblick hinter die Kulissen.

Fazit: Die Jubiläumsfolge vom Gruselkabinett ist sehr atmosphärisch dicht und eindringlich gelungen, wobei die Szenen mit Keziah Mason besonders unheimlich gelungen sind. Die sich immer weiter aufbauende Dramatik ist beeindruckend und lässt die über einstündige Produktion sehr flüssig erscheinen. Besonders das intensiv umgesetzte Finale kann dabei punkten.

VÖ: 15.Mai 2015
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5117-6
 
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